Montag, 2. Juli 2018
Industrielle Revolution.
So weit die Vereinigung ihrer Kräfte ihre Productivkraft vermehrt, ist es keineswegs gesagt, daß sie numerisch das Arbeitsvermögen alle zusammengenommen besässen – wenn sie nicht zusammen arbeiteten, wenn also nicht zu der Summe ihrer Arbeitsvermögen das Surplus hinzukäme, das nur durch und in ihrer vereinigten, combinirten Arbeit existirt. Daher das gewaltsame Zusammentreiben des Volks in Aegypten, Etrurien, Indien etc zu Zwangsbauten und öffentlichen Zwangswerken.
Das Capital bewirkt dieselbe Vereinigung in andrer Weise, durch seine Manier des Austauschs mit der freien Arbeit. Daß das Capital es nicht mit der vereinzelten, sondern mit der combinirten Arbeit zu thun hat, wie es an und für sich schon eine sociale, combinirte Kraft [ist,] ein Punkt, der vielleicht schon hier in der allgemeinen Entstehungsgeschichte des Capitals zu behandeln. [...] Die Bevölkerung einerseits mag weit genug entwickelt sein, und die Unterstützung, die sie in Anwendung von Maschinerie etc findet, andrerseits so weit, daß die blos aus der materiellen, massenhaften Vereinigung – und im Alterthum ist es immer dieses massenhafte Wirken der zusammengezwungnen Arbeit – hervorgehende Kraft überflüssig ist, und geringere lebendige Arbeitsmasse nöthig ist verhältnißmässig.
Je mehr die Production noch auf bloser Handarbeit beruht, Anwendung der Muskelkraft etc, kurz der körper-lichen Anstrengung und Arbeit der Einzelnen, desto mehr besteht die Erhöhung der Productivkraft in ihrem massenhaften Zusammenarbeiten. Bei dem halbkünstlerischen Handwerk tritt der Gegensatz der Besonderung und / Vereinzelung hervor; die Geschicklichkeit der einzelnen, aber uncombinirten Arbeit.
Das Capital in seiner wahren Entwicklung combinirt die Massenarbeit mit dem Geschick, aber so daß die erste ihre physische Macht verliert und das Geschick nicht im Arbeiter, sondern in der Maschine existirt und der durch wissenschaftliche Combination mit der Maschine als Ganzes wirkenden factory. Der gesellschaftliche Geist der Arbeit erhält eine objektive Existenz ausser den einzelnen Arbeitern.
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Grundrisse, MEGA II/1.2 S. 428f. [MEW 42, S. 434f.]
Nota. – Das war die industrielle Revolution des 19. Jahrhunderts. Die gegenwärtige digitale Revolution führt die Arbeitsteilung zu einem paradoxalen Extrem fort. Nicht nur das handwerkliche Geschick, sondern alle Verausgabung physischer Kraft ist in die Maschine verlegt; was kombiniert wird, ist nicht die lebendige Arbeit von Massen, sondern sind Massen von Maschinen – und selbst deren Kombination wird von Maschinen be-sorgt. Übrig bleibt als menschliche Arbeit die Erfindung der Maschinen (die wiederum von Maschinen gebaut werden) und ihre Überwachung.
Es ist die Surplusarbeit einer Handvoll künstlerischer Wissenschaftler, die allein die Verwertung einer noch nie dagewesenen Summe von Kapital zu besorgen hat, deren notwendige Arbeit an der Grenze der Messbarkeit liegt. – Oder, anders gesagt, man wird neue Begriffe brauchen, die hergebrachten passen nicht mehr.
JE, 5. 11. 15
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