Sonntag, 1. Juli 2018

Der Gebrauch der Arbeitskraft ist die Arbeit selbst.



Der Gebrauch der Arbeitskraft ist die Arbeit selbst. Der Käufer der Arbeitskraft konsumirt sie, indem er ihren Verkäufer arbeiten läßt. Letztrer wird hierdurch actu sich bethätigende Arbeitskraft, Arbeiter, was er früher nur potentia war. Um seine Arbeit in Waaren darzustellen, muß er sie vor allem in Gebrauchswerthen darstellen, Sachen, die zur Befriedigung von Bedürfnissen irgend einer Art dienen. Es ist also ein besondrer Gebrauchs- werth, ein bestimmter Artikel, den der Kapitalist vom Arbeiter anfertigen läßt. Die Produktion von Gebrauchs- werthen, oder Gütern, ändert ihre allgemeine Natur nicht dadurch, daß sie für den Kapitalisten und unter sei- ner Kontrole vorgeht. Der Arbeitsprozeß ist daher zunächst in seinen abstrakten Momenten, unabhängig von jeder bestimmten gesellschaftlichen Form zu betrachten. 

Der Arbeitsprozeß ist zunächst ein Prozeß zwischen dem Menschen und der Natur, ein Prozeß, worin er sei- nen Stoffwechsel mit der Natur durch seine eigne That vermittelt, regelt und kontrolirt. Der Mensch tritt dem Naturstoff selbst als eine Naturmacht gegenüber. Die seiner Leiblichkeit angehörigen Naturkräfte, Arme und Beine, Kopf und Hand, setzt er in Bewegung, um sich den Naturstoff in einer für sein eignes Leben brauch- baren Form zu assimiliren. Indem er durch diese Bewegung auf die Natur außer ihm wirkt und sie verändert, verändert er zugleich seine eigne Natur. Er entwickelt die in ihr schlummernden Potenzen und unterwirft das Spiel ihrer Kräfte seiner eignen Botmäßigkeit.
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Das Kapital I, MEGA II/5, S. 129


Nota. - Ein berauschtes Schwärmen von der schöpferischen Macht der Arbeit wird der Leser bei Marx so wenig finden wie eine Idealisierung des Arbeiters zum Urbild des Neuen Menschen. Die Arbeit, Arbeiter-Sein, produk- tiver Arbeiter-Sein - das alles ist für Marx ein böser Fluch, aus dem man sich befreien muss, sobald man kann.
JE

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