wolfsburg
Wir haben gesehn, dass die kapitalistische Produktion Produktion von Mehrwert ist und als solche Produktion von Mehrwert (in der Akkumulation) zugleich Produktion von Kapital und Produktion und Reproduktion des gan- zen Kapitalverhältnisses auf stets ausgedehnterer (erweiterter) Stufenleiter. Aber der Mehrwert wird nur produ- ziert als ein Teil des Warenwerts, wie er sich denn auch darstellt in einem bestimmten Quantum Ware oder sur- plusproduce.
Das Kapital produziert nur Mehrwert und reproduziert sich selbst nur als Produzent von Waren. Es ist daher die Ware als sein unmittelbares Produkt, womit wir uns zunächst wieder beschäftigen müssen. Waren aber, wie wir ge- sehn haben, sind ihrer Form (ihrer ökonomischen Formbestimmtheit |90| nach) betrachtet, unvollständige Resultate. Sie haben erst gewisse Formverwandlungen durchzumachen – sie müssen in den Austauschprozess wieder ein- gehn, worin sie diese Formverwandlungen durchmachen – bevor sie als Reichtum, sei es in der Form von Geld, sei es als Gebrauchswerte, wieder funktionieren können.
Wir haben also die Ware jetzt als nächstes Resultat des kapitalistischen Produktionsproszesses näher zu betrach- ten und dann die weitren Prozesse, die sie durchzumachen hat. (Waren sind die Elemente der kapitalistischen Produktion und Waren sind das Produkt derselben, sind die Form, worin das Kapital am Ende des Produktions- prozesses wieder erscheint.
Wir gehn von der Ware, von dieser spezifisch gesellschaftlichen Form des Produkts – als Grundlage und Voraussetzung der kapitalistischen Produktion aus. Wir nehmen das einzelne Produkt in die Hand und analysieren die Formbestimmtheiten, die es als Ware enthält, die es zur Ware stempeln.
Vor der kapitalistischen Produktion* wird ein grosser Teil des Produkts nicht als Ware produziert, nicht zur Ware. Andrerseits ist dann ein grosser Teil der Produkte, die in die Produktion eingehn, nicht Ware, geht nicht als Ware in den Produktionsprozess ein. Die Verwandlung der Produkte in Waren findet nur an einzelnen Punk- ten statt, erstreckt sich nur auf den Ueberschuss der Produktion, oder nur auf einzelne Sphären derselben (Ma- nufakturprodukte) etc. Die Produkte gehn weder dem ganzen Umfang nach als Handelsartikel in den Prozess ein, noch kommen sie ihrer ganzen Breite nach als solche aus ihm heraus.
Dennoch ist Warenzirkulation und Geldzirkulation in bestimmten Grenzen, daher eine bestimmte Gradent- wicklung des Handels, Voraussetzung, Ausgangspunkt der Kapitalbildung und der kapitalistischen Produktionsweise. Als solche Voraussetzung behandeln wir die Ware, indem wir von ihr als dem einfachsten Element der kapita- listischen Produktion ausgehn. Andrerseits aber ist die Ware Produkt, Resultat der kapitalistischen Produktion. Was erst als ihr Element, stellt sich später als ihr eignes Produkt dar. Erst auf ihrer Basis wird es allgemeine Form des Produkts Ware zu sein, und je mehr sie sich entwickelt, desto mehr gehn alle Produktionsingredi- enzen als Ware in ihren Prozess ein.
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aus Karl Marx, Resultate des unmittelbaren Produktionsprozesses, Archiv sozialistischer Literatur 17, Neue Kritik, Frankfurt a.M. 1968, S. 89f.
*Nota. -
"Die Produkte gehn weder dem ganzen Umfang nach als Handelsartikel in
den Prozess ein, noch kommen sie ihrer ganzen Breite nach als solche aus
ihm heraus." Mit andern Worten: Als ganzer ist der Pro- duktionsprozess kein kapitalistischer; er ist es nicht zum Teil nicht, zu einem andern doch, sondern ist als Ganzer nicht kapitalistisch. Genauer gesagt: Ein 'ganzer' ist er ja noch gar nicht; nicht, solange der Markt erst noch lokal und für einzelne Zweige entwickelt ist. Kapitalverhältnis bedeutet eo ipso entwickelte Marktwirtschat.
Das ist keine Haarspalterei. Vom "Kapitalverhältnis" kann nur in Hinblick auf die Gesamtgesellschaft die Rede sein. 'Der Wert' kann erst Maß für den Austausch der Äquivalente werden - die Produkten werden einander überhaupt nur äqui-valent -, wenn jedes Wirtschaftsgut prinzipiell Ware geworden ist. Bis dahin spielen Zufälle die Hauptrolle. Es gilt keine Regel, sondern allenthalben Partikularität.
Stellt sich immer lauter die Frage: Wie wird aus diesem Chaos von Einzelheiten das System der bürgerlichen Produktionsweise?
Indem schließlich die Arbeitskrft selbst zur Ware wird. Wie anders sollte ihr Preis sonst zum allgemeinen Äqui- valent aller Arbeitsprodukte werden? Er wiederholt es immer wieder: Faktische Voraussetzung des Kapitals ist die Scheidung von Produktionsmitteln und Arbeitsvermögen. Ohne die ist an Kapital nicht einmal zu denken. Sie ist seine Bedingung und sein ständig neues Resultat.
JE
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