Dienstag, 3. Juli 2018

Gebrauch des Werts im Produktionsprozess des Kapitals.



Betrachten wir nun die Gestalt des Kapitals innerhalb des unmittelbaren Produktionsprozesses, so hat es wie die einfache Ware die Doppelgestalt von Gebrauchswert und Tauschwert. Aber in beiden Formen treten weitere Bestim- mungen ein, die verschieden von denen der einfachen, selbständig betrachteten Ware, weiter entwickelte Be- stimmtheiten. Was zunächst den Gebrauchswert betrifft, so war sein besondrer Inhalt, seine weitre Bestimmtheit vollständig gleichgültig für die Begriffsbestimmung der Ware. Der Artikel, der Ware und daher Träger des Tauschwerts sein sollte, musste irgendein gesellschaftliches Bedürfnis befriedigen, daher irgendwelche brauch- bare Eigenschaften besitzen. Voilà tout. 

Anders mit dem Gebrauchswert der Waren, die im Produktionsprozess funktionieren. Durch die Natur des Ar- beitsprozesses dirimieren sich zunächst die Produktionsmittel in |8| Arbeitsgegenstand und Arbeitsmittel, oder weiter bestimmt Rohmaterial auf der einen Seite, Instrumente, Hilfsmaterialien ;usw. auf der andern. Es sind dies Formbestim- mungen des Gebrauchswerts, die aus der Natur des Arbeitsprozesses selbst entspringen, und so ist – in Beziehung auf die Produktionsmittel – der Gebrauchswert weiter fortbestimmt. 

Die Formbestimmung des Gebrauchswertswird hier selbst wesentlich für die Entwicklung des ökonomischen Ver- hältnisses, der ökonomischen Kategorie. Ferner aber scheiden sich im Arbeitsprozesse die in ihn eingehenden Ge- brauchswerte in zwei streng begrifflich geschiedene Momente und Gegensätze (ganz wie eben gesagt, die gegenständlichen Produktionsmittel tun) — auf der einen Seite die gegenständlichen Produktionsmittel, die objektiven Produktionsbedingungen, auf der andern Seite die werktätigen Arbeitsvermögen, die sich zweck- mässig äussernde Arbeitskraft, die subjektive Produktionsbedingung.

Dies ist eine weitere Formbestimmtheit des Kapitals, soweit es sub specie des Gebrauchswerts innerhalb des un- mittelbaren Produktionsprozesses erscheint. In der einfachen Ware ist bestimmte zweckmässige Arbeit, Spin- nen, Weben usw., im Gespinst, im Geweb verkörpert, vergegenständlicht. Die zweckmässige Form des Pro- dukts ist die einzige Spur, welche die zweckmässige Arbeit zurückgelassen hat und diese Spur selbst kann ausgelöscht sein, wenn das Produkt die Form eines Naturprodukts hat, wie Vieh, Weizen usw. In der Ware erscheint der Gebrauchswert gegenwärtig, als das Vorhandene, das in dem Arbeitsprozess nur als Produkt erscheint. 

Die einzelne Ware ist in der Tat ein fertiges Produkt, hinter dem sein Entstehungsprozess liegt, worin der Prozess, wodurch sich besondere nützliche Arbeit in ihm verkörperte, vergegenständlichte, in der Tat aufge- hoben ist. In dem Produktionsprozess wird die Ware. Sie wird beständig als Produkt vom Prozess abgestossen, so dass das Produkt selbst nur als ein Moment des Prozesses erscheint. Ein Teil des Gebrauchswerts, worin das Kapital innerhalb des Produktionsprozesses erscheint, ist das lebendige Arbeitsvermögen ;selbst, aber als Arbeitsver- mögen von bestimmter, dem besonderen Gebrauchswert der Produktionsmittel entsprechender Spezifikation und als sich betätigendes Arbeitsvermögen, sich zweckmässig äussernde Arbeitskraft, die die Produktionsmittel zu ge- genständlichen Momenten ihrer Betätigung macht und sie daher aus der ursprünglichen Form ihres Gebrauchs- werts in die neue Form des Produkts verwandelt.

Die Gebrauchswerte selbst machen |9| daher innerhalb der Arbeitsprozesse einen wirklichen Verwandlungsprozess durch, ob dieser nun mechanischer, chemischer, physikalischer Natur sei. Während in der Ware der Gebrauchs- wert ein gegebenes Ding mit bestimmten Eigenschaften ist, ist er jetzt Verwandlung der als Rohmaterial und Arbeitsmittel funktionierenden Dinge, Gebrauchswerte, vermittelst der sich durch sie und in ihnen betätigen- den lebendigen Arbeit, welche eben das Arbeitsvermögen actu ist, in einen Gebrauchswert von veränderter Gestalt – das Produkt.

So zerfällt also die Gestalt, die das Kapital als Gebrauchswert im Arbeitsprozess annimmt, erstens in die begriffs- mässig dirimierten und auf einander bezogenen Produktionsmittel; ;zweitens in eine begriffsmässige, aus der Natur des Arbeitsprozesses entquillende Diremtion zwischen den objektiven Arbeitsbedingungen (den Produktionsmit- teln) und den subjektiven Arbeitsbedingungen, dem zweckmässig tätigen Arbeitsvermögen, d. h. der Arbeit selbst. Drittens aber, das Ganze des Prozesses betrachtet, erscheint der Gebrauchswert des Kapitals hier als Ge- brauchswert produzierender Prozess, worin die Produktionsmittel dieser spezifischen Bestimmtheit nach als Produktionsmittel des zweckmässig tätigen, ihrer bestimmten Natur entsprechenden, spezifischen Arbeitsvermö- gens funktionieren. 

Oder der gesamte Arbeitsprozess als solcher, in der lebendigen Wechselwirkung seiner objektiven und subjektiven Momente, erscheint als die Gesamtgestalt des Gebrauchswerts, d. h. [als] die reale Gestalt des Kapitals im Pro- duktionsprozess. Der Produktionsprozess des Kapitals ist vor allem, seine reale Seite betrachtet – oder ihn als Prozess betrachtet, der durch nützliche Arbeit mit Gebrauchswerten neue Gebrauchswerte bildet – wirklicher Arbeitsprozess. Als solcher sind seine Momente, seine begriffsmässig bestimmten Bestandteile – die des Arbeits- prozesses überhaupt, jedes Arbeitsprozesses, auf welcher Stufe der ökonomischen Entwicklung und auf Basis welcher Produktionsweise auch immer derselbe vor sich gehe. 

Da also die reale Gestalt oder die Gestalt der objektiven Gebrauchswerte, worin das Kapital besteht, sein materi- elles Substrat, notwendig die Gestalt von Produktionsmitteln ist – Arbeitsmittel und Arbeitsgegenstand – die zur Produktion neuer Produkte dienen; da ferner im Zirkulationsprozess, in der Form von Waren, also im Be- sitz des Kapitalisten als des Warenbesitzers, diese Gebrauchswerte schon vorhanden sind (auf dem Markt), be- vor sie ihrem spezifischen Zweck gemäss im Arbeitsprozess funktionieren – weil also das Kapital, – soweit es sich in objektiven Arbeitsbedin-|10| gungen darstellt – seinem Gebrauchswert nach aus Produktionsmitteln, Rohma- terialien, Hülfsmaterialien und Arbeitsmitteln, Werkzeugen, Baulichkeiten, Maschinen usw. besteht, wird daraus der Schluss gezogen, dass alle Produktionsmittel δυνάμει, und soweit sie als Produktionsmittel funktionieren, actu Kapital sind, daher das Kapital ein notwendiges Moment des menschlichen Arbeitsprozesses überhaupt, abgesehn von jeder historischen Form desselben, und daher etwas ewiges und durch die Natur der menschlichen Arbeit Be- dingtes ist. Ebenso dass, weil der Produktionsprozess des Kapitals überhaupt Arbeitsprozess ist, der Arbeitsprozess als solcher, der Arbeitsprozess in allen gesellschaftlichen Formen notwendig Arbeitsprozess des Kapitals ist.

Das Kapital wird so als ein Ding betrachtet, das eine gewisse dingliche Rolle, ihm als Ding zukommende Rolle im Produktionsprozess spielt. Es ist dieselbe Logik, die schliesst, dass weil Geld Gold ist, Gold an und für sich Geld ist, dass weil die Lohnarbeit Arbeit, alle Arbeit notwendig Lohnarbeit ist. Es wird so die Identität dadurch bewiesen, dass das allen Produktionsprozessen Identische im Unterschied von ihren spezifischen Unterschieden festgehalten wird. Die Identität wird dadurch bewiesen, dass vom Unterschied abstrahiert wird. 
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aus: Karl Marx, Resultate des unmittelbaren Produktionsprozesses, Archiv sozialistischer Literatur 17, Neue Kritik, Frankfurt a.M. 1968.

 
Nota. -  "Die Formbestimmung des Gebrauchswertswird [wird] hier selbst wesentlich für die Entwicklung des ökonomischen Verhältnisses, der ökonomischen Kategorie. Der Ort, wo das geschieht und der Natur der Dinge nach geschehen muss, ist die Produktion selbst, wo Dingliches geschieht, und nicht die Zirkulation, wo le- diglich 'Stellen gewechselt' werden. Dies ist der theoretische Scheidepunkt von Politischer Ökonomie und der Kritik: Unter der scheinhaften Form wird überall der materiale Gehalt hervorgehoben.
JE





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