Freitag, 6. Juli 2018

Fiktionaler Charakter des Geldes.


Dem Geld als „allgemeiner Form des Reichtums“, verselbstständigtem Tauschwert steht die ganze Welt des wirklichen Reichtums gegenüber. Es ist die reine Abstraktion desselben, daher so festgehalten imaginäre Größe. Wo der allgemeine Reichtum ganz materiell, handgreiflich als solcher zu existieren scheint, hat er seine Existenz bloß in meinem Kopf, ist er reines Hirngespinst.

Als materieller Repräsentant des allgemeinen Reichtums wird das Geld nur verwirklicht, indem es wieder in Zir- kulation geworfen, gegen die besondren Weisen des Reichtums verschwindet. In der Zirkulation ist es immer nur wirklich, soweit es hingegeben wird. Will ich es festhalten, so verdunstet es unter der Hand in ein bloßes Gespenst des Reichtums. Das Verschwindenmachen ist die einzig mögliche Weise es als Reichtum zu versi- chern. Die Auflösung des Aufgespeicherten in vergänglichen Genüssen ist seine Verwirklichung. Es kann nun wieder von andren Einzelnen aufgespeichert werden, aber dann fängt der Prozeß wieder von neuem an. 


Die Selbstständigkeit des Geldes gegen die Zirkulation ist bloßer Schein. Das Geld hebt sich daher auf in seiner Bestimmung als vollendeter Tauschwert.
___________________________________________________________________________________
aus: Fragment des Urtextes von „Zur Kritik der politischen Ökonomie“, in Grundrisse..., Berlin 1953, S. 920

 


Nota. -  Das ist die wahre Doppelung des 'Werts' zu Gebrauchs- und Tauschwert; einmal in Naturalform, das andre Mal in bloßen Wertzeichen. Soviel ich real von dem Einen habe, soviel habe ich virtuell von dem andern. 

Doch nein! Ist der Gebrauchswert unverkäuflich, weil keiner von den Geldbesitzern ihn bezahlen will oder kann, bleibt er liegen, verrostet oder verfault und muss entsorgt werden. Es geht Wert verloren - reell. Im äußersten Fall kann der Besitzer von Arbeitskraft deren Tauschwert nicht realisieren und stirbt Hungers. Oder umgekehrt, es gibt zu wenige Gebrauchswerte und zu viel Tauschwert. Das Geld wird entwertet, es werden Gebrauchsgegenstände gegeneinander getauscht oder ein bestimmter, allgemein benötigter und leicht aufzu- teilender Gebrauchswert - Zigaretten - wird zur Ersatzwährung. Wert geht nicht verloren, aber Eigentum wird umverteilt: Geldbesitzer werden enteignet, ehemals Reiche verarmen, Spekulanten machen über Nacht ein Ver- mögen.  

Rabulisten sagen: Das, was den Gebrauchswert zum Gebrauchs wert macht, ist für die Frombestimmung gleich- gültig. Entscheidend sei lediglich, dass das Produkt Gebrauchsewert hat - Gebrauchswert an sich, 'unbestimmten' Gebrauchswert. Das ist aber eine bloße Fiktion. Tatsächlich ist immer ein Gebrauchwert erforderlich, der dem spezifischen Bedürfnis antspricht, welches Geld für ihn anbietet. Denn andernfalls wären Gebrauchwert und Tauschwert einfach dasselbe. Das Problem, dass sie nicht dasselbe sind, entsteht ja erst, weil sie durch Geld miteinander vermittelt werden müssen. Und da ist das Problem wieder, dass die einen Geld haben und die ande- ren nicht. Darin besteht die ganze Form bestimmung: dass dieses  Bedürfnis 'gesellschaftlich gilt', aber nicht jenes andre; und daher die eine Arbeit sich als "gesellschaflich notwendig" bewähren konnte, während jene unnütz vergeudet war. 

Die Verliebtheit in die Formbestimmung hat eine apologetische Tendenz. Der ganze wissenschaftliche Gehalt der Kritik der Politischen Ökomie ist ja der: All die Begriffsbewegungen sind ein ideologischer Schein, unter dem sich Klassenherrschaft verbirgt. Geld ist Kommando über fremde Arbeitskraft. Man hat es oder hat es nicht.
JE


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen