Magritte, La Reproduction interdite
Wie die Ware unmittelbare Einheit von Gebrauchswert und Tauschwert, so ist der Produktionsprozess, der Produktionsprozess von Ware ist, unmittelbare Einheit von Arbeits- und Verwertungsprozess. Wie Waren, d. h. unmittelbare Einheiten von Gebrauchswert. und Tauschwert, als Resultat, als Produkt, aus dem Prozess her- auskommen, so gehn sie als konstituierende Elemente in ihn ein. Es kann überhaupt nie etwas aus einem Produktionsprozess herauskommen, was nicht in der Form von Produktionsbedingungen in ihn einging.
Die Verwandlung der vorgeschossenen Geldsumme, der zu verwertenden und in Kapital zu verwandelnden Geldsumme, in die Faktoren des Produktionsprozesses ist ein Akt der Warenzirkulation, des Austauschprozesses, und löst sich in eine Reihe von Käufen auf. Dieser Akt fällt also noch ausserhalb des unmittelbaren Produktions- prozesses. Er leitet ihn nur ein, ist aber die notwendige Voraussetzung desselben und wenn wir statt des unmittelba- ren Produktionsprozesses das Ganze und die Kontinuität der kapitalistischen Produktion betrachten, bildet diese Verwandlung des Geldes in die Faktoren des Produktionsprozesses, der Ankauf von Produktionsmitteln und Arbeitsvermögen, selbst ein immanentes Moment des Gesamtprozesses.
Betrachten wir nun die Gestalt des Kapitals innerhalb des unmittelbaren Produktionsprozesses, so hat es wie die einfache Ware die Doppelgestalt von Gebrauchswert und Tauschwert. Aber in beiden Formen treten weitere Bestim- mungen ein, die verschieden von denen der einfachen, selbständig betrachteten Ware, weiter entwickelte Be- stimmtheiten.
Was zunächst den Gebrauchswert betrifft, so war sein besondrer Inhalt, seine weitre Bestimmtheit vollständig gleichgültig für die Begriffsbestimmung der Ware. Der Artikel, der Ware und daher Träger des Tauschwerts sein sollte, musste irgendein gesellschaftliches Bedürfnis befriedigen, daher irgendwelche brauchbare Eigenschaften besitzen. Voilà tout. Anders mit dem Gebrauchswert der Waren, die im Produktionsprozess funktionieren. Durch die Natur des Arbeitsprozesses dirimieren sich zunächst die Produktionsmittel in |8| Arbeitsgegenstand und Arbeits- mittel, oder weiter bestimmt Rohmaterial auf der einen Seite, Instrumente, Hilfsmaterialien usw. auf der andern. Es sind dies Formbestimmungen des Gebrauchswerts, die aus der Natur des Arbeitsprozesses selbst entspringen, und so ist – in Beziehung auf die Produktionsmittel – der Gebrauchswert weiter fortbestimmt. Die Formbestimmung des Gebrauchswertswird hier selbst wesentlich für die Entwicklung des ökonomischen Verhältnisses, der ökonomischen Ka- tegorie.
Ferner aber scheiden sich im Arbeitsprozesse die in ihn eingehenden Gebrauchswerte in zwei streng begrifflich geschiedene Momente und Gegensätze (ganz wie eben gesagt, die gegenständlichen Produktionsmittel tun) — auf der einen Seite die gegenständlichen Produktionsmittel, die objektiven Produktionsbedingungen, auf der andern Seite die werktätigen Arbeitsvermögen, die sich zweckmässig äussernde Arbeitskraft, die subjektive Produktions- bedingung. Dies ist eine weitere Formbestimmtheit des Kapitals, soweit es sub specie des Gebrauchswerts innerhalb des unmittelbaren Produktionsprozesses erscheint.
In der einfachen Ware ist bestimmte zweckmässige Arbeit, Spinnen, Weben usw., im Gespinst, im Geweb ver- körpert, vergegenständlicht. Die zweckmässige Form des Produkts ist die einzige Spur, welche die zweckmässi- ge Arbeit zurückgelassen hat und diese Spur selbst kann ausgelöscht sein, wenn das Produkt die Form eines Naturprodukts hat, wie Vieh, Weizen usw. In der Ware erscheint der Gebrauchswert gegenwärtig, als das Vor- handene, das in dem Arbeitsprozess nur als Produkt erscheint. Die einzelne Ware ist in der Tat ein fertiges Pro- dukt, hinter dem sein Entstehungsprozess liegt, worin der Prozess, wodurch sich besondere nützliche Arbeit in ihm verkörperte, vergegenständlichte, in der Tat aufgehoben ist. In dem Produktionsprozess wird die Ware. Sie wird beständig als Produkt vom Prozess abgestossen, so dass das Produkt selbst nur als ein Moment des Pro- zesses erscheint.
Ein Teil des Gebrauchswerts, worin das Kapital innerhalb des Produktionsprozesses erscheint, ist das lebendige Ar- beitsvermögen selbst, aber als Arbeitsvermögen von bestimmter, dem besonderen Gebrauchswert der Produkti- onsmittel entsprechender Spezifikation und als sich betätigendes Arbeitsvermögen, sich zweckmässig äussernde Arbeits- kraft, die die Produktionsmittel zu gegenständlichen Momenten ihrer Betätigung macht und sie daher aus der ursprünglichen Form ihres Gebrauchswerts in die neue Form des Produkts verwandelt. Die Gebrauchswerte selbst machen |9| daher innerhalb der Arbeitsprozesse einen wirklichen Verwandlungsprozess durch, ob dieser nun mechanischer, chemischer, physikalischer Natur sei. Während in der Ware der Gebrauchswert ein gegebenes Ding mit bestimmten Eigenschaften ist, ist er jetzt Verwandlung der als Rohmaterial und Arbeitsmittel funktio- nierenden Dinge, Gebrauchswerte, vermittelst der sich durch sie und in ihnen betätigenden lebendigen Arbeit, welche eben das Arbeitsvermögen actu ist, in einen Gebrauchswert von veränderter Gestalt – das Produkt.
So zerfällt also die Gestalt, die das Kapital als Gebrauchswert im Arbeitsprozess annimmt, erstens in die begriffs- mässig dirimierten und auf einander bezogenen Produktionsmittel zweitens in eine begriffsmässige, aus der Natur des Arbeitsprozesses entquillende Diremtion zwischen den objektiven Arbeitsbedingungen (den Produktionsmit- teln) und den subjektiven Arbeitsbedingungen, dem zweckmässig tätigen Arbeitsvermögen, d. h. der Arbeit selbst. Drittens aber, das Ganze des Prozesses betrachtet, erscheint der Gebrauchswert des Kapitals hier als Gebrauchs- wert produzierender Prozess, worin die Produktionsmittel dieser spezifischen Bestimmtheit nach als Produkti- onsmittel des zweckmässig tätigen, ihrer bestimmten Natur entsprechenden, spezifischen Arbeitsvermögens funkti- onieren. Oder der gesamte Arbeitsprozess als solcher, in der lebendigen Wechselwirkung seiner objektiven und subjektiven Momente, erscheint als die Gesamtgestalt des Gebrauchswerts, d. h. [als] die reale Gestalt des Kap- itals im Produktionsprozess.
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aus Karl Marx, Resultate des unmittelbaren Produktionsprozesses, Archiv sozialistischer Literatur 17, Neue Kritik, Frankfurt a.M. 1968, S. 7ff.
Nota. - Würde nicht die lebendige Arbeit den im Tauschwert des Kapitals dargestellten Gebrauchswert ver- mehren, entstünde kein zusätzlicher Tauschwert. Der Mehr wert ist der Gebrauchswert des Kapitals.
JE
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