Samstag, 29. September 2018

Der Grundbesitz bereitet dem Kapital den Boden.


„Erst unter Friedrich II wurde für die meisten Provinzen des Königsreichs Preussen den Unterthanen (Bauern) die Erblichkeit und das Eigenthumsrecht gesichert. Und diese Verordnung half dazu, ein Leiden des Landvolks zu enden, welches das Land zu entvölkern drohte. Denn grade im vorigen (18.) Jahrhundert, seit die Gutsherrn darauf bedacht waren, den Ertrag ihrer Wirthschaft zu steigern, fanden sie vortheilhaft, einzelne ihrer Unterthanen aus- zutreiben und die Bauernäcker zum Herrengut zu schlagen. 

Die ausgetriebenen Leute verfielen als heimatlose Leute dem Elend; den übrigen Unterthanen aber wurden dadurch die Lasten vollends unerträglich gemacht, denn ihnen wurde jetzt von den Gutsherren zugemuthet, auch noch die frühren Bauernäcker zu bestellen, deren Besitzer sonst durch ihre Arbeit die Bestellung des Herrenguts erleichtert hatten. Dieß „Bauernlegen“ war im östlichen Deutschland besonders arg geworden. 

Als F. II Schlesien eroberte, waren dort viele 1000 Bauerngüter ohne Wirthe; die Hütten lagen in Trümmern, die Aecker waren in den Händen der Gutsherren. Alle eingezognen Stellen mußten wieder aufgebaut, mit Wirthen besetzt, mit Vieh und Geräthe ausgestattet und als erblicher und eigenthümlicher Besitz an Landbauern aus- gegeben werden. Auf Rügen verursachte derselbe Mißbrauch noch in der Jugend von Moritz Arndt Aufstände des Landvolks, Soldaten wurden entsendet, Aufrührer eingekerkert; dafür suchten die Bauern Rache, sie lauer- ten einzelnen Edelleuten auf und erschlugen sie. Ebenso war in Kursachsen noch 1790 derselbe Mißbrauch eine Ursache der Empörung.“ (G. Freytag.

 Es zeigte sich hier recht was es mit den feudalen Nobelgefühlen auf sich hatte! 
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Ökonomisches Manuskript 1863-1865,
MEGA II/4.1, S. 135



Nota. - Schon das Kommunistische Manifest hatte dem "feudalen Sozialismus" ein kurzes Kapitel gewidmet, und die letzte politisch-ökonomische Arbeit von Marx galt Adolf Wagner, dem professoralen Herold des "Staatsso- zialismus" des Großgrundbesitzers Karl Rodbertus. Dabei wäre ohne die unproduktive Geldgier der adeligen Grundherren an eine "ursprüngliche Akkumulation" nicht zu denken gewesen, wie Marx seit den Grundrissen immer wieder hervorhebt.

Zu bemerken übrigens, dass Friedrich II. schon aus landesherrlichen und merkantilistischen Motiven dem grundbesitzenden Adel nicht ganz so willfährig war, wie Franz Mehring es immer wieder dargestellt hat. Nicht nur hat er ihn politisch kaltgestellt, sondern hat auch wirtschaftlich gegen seine Interessen verstoßen, wo es die Staatsräson gebot.
JE





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