Freitag, 14. September 2018

Qualifizierung der Arbeit durch das Kapital.


Die blos formelle Verwandlung des handwerksmässigen Betriebs in capitalistischen, wo also zunächst der technologische Proceß noch derselbe bleibt, besteht im Fortfallen aller dieser Schranken – womit auch das Ver- hältniß der Ueber- und Unterordnung sich ändert. Der Meister ist nun nicht mehr als Meister Capitalist, son- dern als Capitalist Meister. ...

Gegenüber dem selbstständigen Handwerker, der für stray customers arbeitet, vermehrt sich natürlich die Con- tinuität des Arbeiters, der für den Capitalisten arbeitet, dessen Arbeit keine Grenze an dem zufälligen Bedürf- niß einzelner customers, sondern nur an dem Exploitationsbedürfniß des ihn beschäftigenden Capitals. Dem Sklaven gegenüber wird diese Arbeit productiver, weil intensiver, indem der Sklave nur unter dem Antrieb äuss- rer Furcht, aber nicht für seine Existenz arbeitet, die ihm nicht gehört, und doch garantirt ist; der freie Arbeiter dagegen getrieben von seinen wants. 

Das Bewußtsein (oder vielmehr die Vorstellung) der freien Selbstbestimmung, der Freiheit, macht den einen zu einem viel bessern Arbeiter als den andren, und das damit verbundne feeling (Bewußtsein) of responsi-/bility; da er, wie jeder Waarenverkäufer, responsibel ist für die Waare, die er liefert und sie in gewisser Qualität liefern muß, soll er nicht von andren Waarenverkäufern derselben Species aus dem Feld geschlagen werden. Die Conti- nuität des Verhältnisses von Sklave und Sklavenhalter ist ein Verhältniß, worin der Sklave durch direkten Zwang erhalten wird. Der freie Arbeiter selbst muß es dagegen erhalten, da seine Existenz und die seiner Familie da- von abhängt, daß er fortwährend den Verkauf seines Arbeitsvermögens an den Capitalisten erneuert. 
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Ökonomisches Manuskript 1863-1865,
MEGA II/4.1, S. 101f.
  



Nota. - Inwiefern die Arbeit des Lohnarbeiters der Arbeit des Sklaven qualitativ überlegen ist, liegt auf der Hand. Nicht so, dass die Lohnarbeit qualifizierter sei als die Handwerkerarbeit. Handwerksarbeit hat stets auch ein künstlerisches Moment, das den Standesstolz begründet. Der Lehrling will Geselle, der Geselle will womög- lich Meister werden. Soweit bringt's die Lohnarbeit nicht. Ihr Maßstab ist der Durchschnitt, nicht die Meister- schaft. Es reicht, wenn das Werkstück korrekt ausfällt; gut muss nicht auch noch sein. Es muss den Ansprüchen des Markts genügen und niemandes Ehrgeiz befriedigen.

Dafür ist die Lohnarbeit auf der andern Seite um ein Vielfaches intensiver. Der Fabrikant bezahlt die Arbeits- zeit, und die muss er restlos auswerten - der Konkurrent tut's ja auch. Und vor allem: Das fixe Kapital muss sich amortisieren, so schnell wie möglich. Ideal wäre ein Arbeitstag von 24 Stunden, und es sind keine ökono- mischen Gründe, die ihn verhindern.
JE 



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