Samstag, 22. August 2015
Historisch kommt das Kapital aus dem Grundeigentum her.
Innerhalb des Systems der bürgerlichen Gesellschaft daher folgt auf den Werth unmittelbar das Capital.
In der Geschichte gehn andre Systeme vor, die die materielle Grundlage der unvollkommnern Werthentwicklung bilden. Wie der Tauschwerth hier nur nebenher spielt neben dem Gebrauchswerth, erscheint nicht das Capital sondern das Grundeigenthumsverhältniß als seine reale Basis.
Das moderne Grundeigenthum kann dagegen gar nicht begriffen werden, weil es nicht existiren kann, ohne die Voraussetzung des Capitals und es erscheint historisch in der That als eine durch das Capital bewirkte, sich adaequat gesezte Form der vorhergehenden historischen Gestalt des Grundeigenthums. Es ist grade in der Entwicklung des Grundeigenthums, worin daher der allmählige Sieg und Herausbildung des Capitals studirt werden kann, weßwegen Ricardo, der Oekonom der modernen Zeit, mit grossem historischen Sinn die Verhältnisse von Capital, Lohnarbeit, und Grundrente innerhalb der Grenzen des Grundeigenthums betrachtet hat, um sie in ihrer spezifischen Form zu fixiren.
Das Verhältniß des industriellen Capitalisten zum Grundeigenthümer erscheint als ausserhalb des Grundeigenthums liegende Beziehung. Aber als Verhältniß des modernen farmer zum Grundrentner erscheint es als immanentes Verhältniß des Grundeigenthums selbst und das andre als nur in seiner Beziehung zum Capital mehr existirend, gesezt [sic]. Die Geschichte des Grundeigenthums, die die allmählige Verwandlung des Feudalen Landlords in den Grundrentner, des erbsässigen halbtributären und oft unfreien Leibpächters in den modernen Farmer, und der dem Grunde angehörigen angesessenen Leibeignen und Frohnbäuern in Ackerbautaglöhner nachwiese, wäre in der That die Geschichte der Bildung des modernen Capitals. Sie würde die Beziehung zum städtischen Capital, Handel etc in sich schliessen.
Wir haben es aber hier mit der gewordnen, auf ihrer eignen Grundlage sich bewegenden bürgerlichen Gesellschaft zu thun.
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Grundrisse, MEGA II/1.1, S. 175 [MEW 42, S. 177f.]
Nota. - Hier sind wir noch in Heft II des Manuskripts der Grundrisse. Noch 'folgt auf den Wert unmittelbar das Kapital'; nämlich für die logische Betrachtung. Dass die historische Betrachtung vielmehr die Entwicklung des Kapitals aus dem Grundeigentum betrachten müsste, bemerkt Marx schon; aber er glaubt immer noch, den logischen Prozess unabhängig von und vor der historischen Entwicklung darstellen zu können. So wird er das eine ums andre Mal versuchen, den Begriff des Mehrwerts aus dem Begriff des Werts zu entwickeln.
Es wird ihm nicht gelingen, und so entschließt er sich schließlich in Heft VII, die historische Darstellung der sogenannten ursprünglichen Akkumulation des Kapitals selbst zu unternehmen und die Vertreibung des Landvolks vom Boden als historisch faktische Bedingung der Lohnarbeit und insofern als 'logische' Voraussetzung der Mehrwerts zu beschreiben: im sog. "Formenkapitel", MEW 42, S. 383-420.
JE
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