Mittwoch, 5. August 2015

Logische und historische Darstellung I.




Ist nicht Werth als die Einheit von Gebrauchswerth und Tauschwerth zu fassen? An und für sich ist Werth als solcher das Allgemeine gegen Gebrauchswerth und Tauschwerth als besondre Formen desselben? Hat dieß Bedeutung in der Oekonomie? 

Der Gebrauchswerth [ist] vorausgesezt auch im einfachen Austausch oder reinen Austausch. Aber hier, wo der Tausch grade nur des wechselseitigen Gebrauchs der Waare wegen stattfindet, hat der Gebrauchswerth, d. h. der Inhalt, die natürliche Besonderheit der Waare als solche kein Bestehn als ökonomische Formbestimmung. Ihre Formbestimmung ist vielmehr der Tauschwerth. Der Inhalt ausserhalb dieser Form ist gleichgültig; ist nicht Inhalt des Verhältnisses als socialen Verhältnisses. Aber entwickelt sich dieser Inhalt als solcher nicht in einem System von Bedürfnissen und Production? Tritt nicht der Gebrauchswerth als solcher in die Form selbst ein, als die ökonomische Form selbst bestimmend, z. B. im Verhältniß von Kapital und Arbeit? den verschiednen Formen der Arbeit? – Agricultur, Industrie etc – Grundrente? – Einfluß der Jahreszeiten auf Preisse der Rohproducte? etc. 

Wenn nur der Tauschwerth als solcher Rolle in der Oekonomie spielte, wie könnten später solche Elemente hereinkommen, die sich rein auf den Gebrauchswerth beziehn, wie gleich z. B. in dem Capital als Rohstoff etc. Wie kommt bei Ricardo auf einmal hereingeschneit die physische Beschaffenheit der Erde? etc. Das Wort Waare (deutsch Güter vielleicht als denrée im Unterschied von marchandise?) enthält die Beziehung. Der Preiß erscheint als blos formelle Bestimmung an ihr. Es widerspricht dem gar nicht, daß der Tauschwerth die überwiegende Bestimmung ist. Aber der Gebrauch hört natürlich dadurch nicht auf, daß er nur durch den Tausch bestimmt ist; obgleich er natürlich seine Richtung selbst dadurch erhält. 

Jedenfalls ist dieß bei der Untersuchung über den Werth genau zu untersuchen...
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Grundrisse, MEGA II/1.1, S. 190 [MEW 42, S. 193]


Nota. - Ich benutze den Text der MEGA nur, weil er im Internet zugänglich und mühelos kopierbar ist. Im Manuskript gibt es fast keine Absätze; hier habe ich sie der Lesbarkeit wegen eingefügt.-

Kapital ist Geld, das sich vermehrt. Wie aber kommt das Geld dazu, 'Junge zu werfen'? Das Geheimnis des Geldes ist der Wert. Das Geheimnis des Wertes ist, wie es ihm gelingt, Mehrwert* zu hecken. Wer aus der Hegel'schen Schule kommt, ist versucht, das Geheimnis auf dialektische Weise dem Begriff des Werts zu entlocken: Er zerlegt sich in Tausch- und Gebrauchswert - "an sich": die Formulierung verweist auf die dogmatische Herkunft dieser Idee, aber das bleibt Marx nicht verborgen und er versieht sie mit einem Fragezeichen. Doch sogleich zeigt sich: Tausch- und Gebrauchswert schlagen nicht ineinander um. Im sozialen Verhältnis regiert der Tauschwert, doch in entscheidenden Moment 'greift' der Gebrauchswert immer wieder 'ein'.

Bis weit ins Heft III des Manuskripts der Grundrisse 
versucht Marx nun, den Mehrwert aus dem Begriff zu konstruieren. Er kommt nicht recht vom Fleck. Er muss das Geld immer schon als Kapital voraussetzen und es in seiner Bewegung verfolgen, aber seinem Ursprung kommt er so nicht auf die Spur... 
JE


*) Der Ausdruck kommt im Heft III (MEW 42, S. 236) zum ersten Mal vor.

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