Mittwoch, 12. August 2015

Die wirkliche Ökonomie besteht in der Ersparung von Arbeitszeit.


Die wirkliche Oekonomie – Ersparung – besteht in Ersparung von Arbeitszeit; (Minimum (und Reduction zum Minimum) der Productionskosten.) diese Ersparung aber identisch mit Entwicklung der Productivkraft. Also keineswegs Entsagen vom Genuß, sondern Entwickeln von power, von Fähigkeiten zur Production und daher sowohl der Fähigkeiten, wie der Mittel des Genusses. 

Die Fähigkeit des Genusses ist Bedingung für denselben, also erstes Mittel desselben und diese Fähigkeit ist Entwicklung einer individuellen Anlage, Productivkraft. Die Ersparung von Arbeitszeit gleich Vermehren der freien Zeit, d. h. Zeit für die volle Entwicklung des Individuums, die selbst wieder als die größte Productivkraft zurückwirkt auf die Productivkraft der Arbeit. Sie kann vom Standpunkt des unmittelbaren Productionsprozesses aus betrachtet werden, als Production von capital fixe; dieß capital fixe being man himself. 

Daß übrigens die unmittelbare Arbeitszeit selbst nicht in dem abstracten Gegensatz zu der freien Zeit bleiben kann – wie sie vom Standpunkt der bürgerlichen Oekonomie aus erscheint – versteht sich von selbst. Die Arbeit kann nicht Spiel werden, wie Fourier will, dem das grosse Verdienst bleibt die Aufhebung nicht der Distribution, sondern der Productionsweise selbst in höhre Form als ultimate object ausgesprochen zu haben. Die freie Zeit, die sowohl Mussezeit als Zeit für höhre Thätigkeit ist – hat ihren Besitzer natürlich in ein andres Subject verwandelt und als dieß andre Subjekt tritt er dann auch in den unmittelbaren Productionsprocess. Es ist dieser zugleich Disciplin, mit Bezug auf den werdenden Menschen betrachtet, wie Ausübung, Experimentalwissenschaft, materiell schöpferische und sich vergegenständlichende Wissenschaft mit Bezug auf den gewordnen Menschen, in dessen Kopf das accumulirte Wissen der Gesellschaft existirt.
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Grundrisse, MEGA II/1.2, S. 589 [ MEW 42, S. 607]


Nota. - Die Fähigkeit der Maschine, Arbeitszeit einzusparen, macht ihren Gebrauchswert aus und hat selber mit der Formbestimmung gar nichts zu tun; und doch ist sie der wahre Motor des kapitalistischen Systems! Denn nicht am (durch nichts und niemand messbaren) Mehrwert ist dem Kapitalisten gelegen, sondern an seinem Profit, der schwarz auf weiß in seinen Bilanzen auftaucht. Und auch nicht am Profit allein, sondern daran, dass der seine höher ist als der des Konkurrenten - denn sonst frisst der ihn auf. 


Und darum wird jeder von ihnen versuchen, eine Maschine zu kaufen, die mehr Arbeitszeit einspart, als die Maschinen der andern; dass er weniger Arbeitszeit benötigt, als (einstweilen noch) 'gesellschaftlich notwendig' ist. Und also auf die Dauer und im Durchschnitt weniger Arbeitszeit gesellschaftlich notwendig wird. Darum reicht es auch nicht, dass der einzelne Kapitalist einmal einen Vorsprung vor den andern hat: Sie werden ihn einho- len. Er muss immer wieder von neuem anfangen. 

Arbeitszeit gehört zur Stoffseite und nicht zur Formbestimmung. Und sie ist es, um die sich alles dreht.
JE




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