Samstag, 29. August 2015

Der Schein eines Systems.


Tinguely, Heureka

Daß er bereits als Capital der lebendigen Arbeit gegenüberstand, erscheint als einzige Bedingung dafür, daß er sich nicht nur als Capital erhält, sondern als wachsendes Capital wachsend fremde Arbeit ohne Equivalent aneignet, oder seine Macht, seine Existenz als Capital gegenüber dem lebendigen Arbeitsvermögen ausweitet und anderseits das lebendige Arbeitsvermögen in seiner subjektiven, substanzlosen Dürftigkeit als lebendiges Arbeitsvermögen stets von neuem sezt. 

Eigenthum an vergangner oder objektivirter fremder Arbeit erscheint als einzige Bedingung für fernere Aneignung gegenwärtiger oder lebendiger fremder Arbeit. Insofern ein Surpluscapital I geschaffen wurde durch einfachen Austausch zwischen vergegenständlichter Arbeit und dem lebendigen Arbeitsvermögen – ein Austausch ganz gegründet auf die Gesetze des Austauschs von Equivalenten als geschäzt durch die in ihnen enthaltne Quantität Arbeit oder Arbeitszeit – und sofern dieser Austausch juristisch ausgedrückt nichts voraussezte als das Eigenthumsrecht eines Jeden an seinen eignen Producten und die freie Disposition über sie – insofern aber Verhältniß von Surplus-Capital II zu I Consequenz daher dieses ersten Verhältnisses – sehn wir, daß dialektisch umschlägt, durch eine sonderbare Consequenz, das Eigenthums-/recht auf Seiten des Capitals in das Recht auf fremdes Product oder in das Eigenthumsrecht auf fremde Arbeit, das Recht sich fremde Arbeit ohne Equivalent anzueignen, und auf Seiten des Arbeitsvermögens in die Pflicht sich zu seiner eignen Arbeit oder seinem eignen Product als fremdem Eigenthum zu verhalten. 

Das Eigenthumsrecht schlägt um in das Recht auf der einen Seite sich fremde Arbeit anzueignen und die Pflicht auf der andren das Product der eignen Arbeit und die eigne Arbeit selbst als Andern gehörige Werthe zu respectiren. Der Austausch von Equivalenten aber, der als die ursprüngliche Operation erschien, die das Eigenthumsrecht juristisch ausdrückte, hat sich so gedreht, daß auf der einen Seite nur zum Schein ausgetauscht wird, indem der gegen lebendiges Arbeitsvermögen ausgetauschte Theil des Capitals, erstens selbst fremde Arbeit ist, angeeignet ohne Equivalent, und 2tens mit einem Surplus vom Arbeitsvermögen ersezt werden muß, also in fact nicht fortgegeben wird, sondern nur aus einer Form in die andre verwandelt wird. 

Das Verhältniß des Austauschs ist also gänzlich weggefallen, oder ist bloser Schein. Ferner erschien ursprünglich das Eigenthumsrecht gegründet auf die eigne Arbeit. Eigenthum erscheint jezt als Recht auf fremde Arbeit und als Unmöglichkeit der Arbeit sich ihr eignes Product anzueignen. Die völlige Trennung zwischen Eigenthum und noch mehr Reichthum und Arbeit erscheint jezt als Consequenz des Gesetzes, das von ihrer Identität ausging. 
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Grundrisse, MEGA II/1.2,  S. 366f. [MEW 42, S. 370f.] 


Nota. --  
Die logische Darstellung der kapitalistischen Produktionsweise als ein auf dem Äquivalententausch alias Wertgesetz beruhendes System ist ein ideologischer Schleier. Die historische Darstellung seiner Entstehung und seiner Entwicklung entlarvt den Austausch zwischen Kapital und Arbeit als einen ungleichen, der auf der gewaltsamen Vertreibung des Landvolks vom Boden beruht. Die dialektische Methode hat keinen andern Zweck, als die Unangemessenheit der scholastischen Begriffe an die historische Wirklichkeit sichtbar zu ma- chen. Ihre Rolle ist eine kritische. Sie findet im Kopf des analysierenden Wissenschaftlers statt als das Instru- ment, um unter dem Schleier zeitloser Begriffe die ihnen ursprünglich zugrunde liegenden Tätigkeiten sichtbar zu machen.

Damit, dass unsere wirkliche Geschichte sich in Kämpfen und Gegensätzen abspielt, hat sie sachlich gar nichts zu tun. Allerdings schärft das Verfahren, die Begriffe durch Wechselbestimmung auf ursprüngliche Tätigkeiten zurück zu führen, dafür den Blick.
JE








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