Dampfmaschine
Es hat sich bereits gezeigt, daß das Capital seiner Natur nach circulirendes
und fixirtes Capital ist, beständig in diesen beiden Zuständen sich befindet, so daß aber der eine immer der Umschlag in sein Gegentheil ist. Das
Capital ist circulirend, so weit es successive einen Kreis durchläuft, aus der
Productionsphase in die eigentliche Umlaufphase, hier successive durch
zwei entgegengesetzte Phasen läuft, und dann wieder in die Productions- phase eingeht u. s. w. Es ist aber zugleich fixirt in jeder dieser Phasen. Es
bewegt sich nur durch dieselben, in- dem es sich in jeder derselben aufhält,
also in ihr fixirt, und es hält sich nur in ihr auf, um sie zu verlassen.
Zweitens aber stellt sich der Unterschied von circulirendem Capital und
productivem Capital dar; das erstre, näher bestimmt, in der Doppelgestalt
von Waarencapital und Geldcapital. Als productives Capital befindet es sich
im Proceß, dem Arbeitsproceß; als Waarencapital oder Geldcapital tauscht
es sich aus, wechselt die Hände, und nimmt in diesem Stoffwechsel abwechselnd die Form von Waare und Geld an.
Der erste Unterschied ist dasselbe Capital einerseits als Einheit des Reproductionsprocesses, andrerseits in den verschiednen flüssigen Phasen
dieses Processes, in seinen besondren Momenten betrachtet.
Der zweite Unterschied fixirt nur den Gegensatz, die unterscheidenden
Formen, die das Capital in der einen Phase – dem Productionsproceß – im
Gegensatz zur andren – der Umlaufphase – annimmt.
In beiden Unterscheidungen ist es dasselbe Capital, das in verschiednen
Functionen und ihnen entsprechenden Formen erscheint.
Jetzt haben wir jedoch einen neuen Unterschied zwischen fixem und circulirendem Capital zu entwickeln, oder zwischen Anlagecapital und flüssigem Capital.
Bei der Analyse des Verwerthungsprocesses zeigte es sich, daß, abgesehn /246/
von den matières instrumentales und dem eigentlichen Rohmaterial, die
Arbeitsmittel – sowohl die allgemeinen Bedingungen für den Vorgang des
Pro- cesses, Baulichkeiten, Gefässe, u. s. w., wie die eigentlichen Arbeitsmittel, Instrumente, Maschinen u. s. w., kür- zer oder länger in ihrer Function
ausharren, so daß, nachdem sie in einem Arbeitsproceß oder einer bestimm- ten Periode des Arbeitsprocesses gedient, sie für öfter oder weniger
oft wiederholte Arbeitsprocesse dienen kön- nen.
Sie fahren fort während
einer grössren oder geringren Reihe von Arbeitsprocessen in ihrer ursprünglichen Na- turalform als Arbeitsfactoren, Productionsfactoren, zu
functioniren. Wir sehen daher, daß sie nur allmählich ihren Werth an die
Producte der wiederholten Arbeitsprocesse, worin sie functioniren, abgeben, im Verhältnis- se, wie sie mit ihrem Gebrauchswerth ihren Tauschwerth verlieren, und daß diese Werthabgabe, oder Ueber- gehn ihres Werths
an den des Products nach einer idealen Durchschnittsrechnung, gemessen
durch die average Dauer ihrer Function, bemessen wird.
Es findet also das Eigenthümliche bei diesem Theil des Capitals statt, erstens daß sein Werth sich in einer grössren oder längren Periode über die Masse
der Producte vertheilt, die aus einer Reihe wiederholter Arbeitsprocesse hervorgehn. Zweitens, daß es in seiner Naturalform (wenigstens so lange es seine
Function verrichtet; Vieh mag ausnahmsweise erst als Arbeitsinstrument
dienen und nachher gefressen werden, als Product der Viehzucht, statt als
ihr Instrument ver- zehrt werden) nie aus der Productionsphase heraustritt
(und daher in der Hand des Capitalisten bleibt, nicht, wie das Product, veräussert wird.)
Letztres hat es gemein z. B. mit den matières instrumentales,
die nachdem sie einmal in den Productionsproceß eingetreten, ihn nicht
wieder verlassen, sondern je nach ihrer Natur entweder blos als Werthbestandtheile oder als Ingredienzen in das Product eingehn (Eigentlich gilt die
Sache, um die es sich hier handelt, nur von den matières instrumentales,
wie Kohlen, Gas etc, die nicht als materielle Ingredienzen in das Product
eingehn). Es verharrt, bis es aufgenutzt, in seiner Naturalform neben dem
Product, als Factor der Production.
Wir hatten diesen Unterschied nach der Seite hin, worin es die Verwerthung betrifft, beim Verwerthungsproceß zu entwickeln.
Dieser Theil des Capitals verhält sich so eigenthümlich im Productionproceß und stellt sich in spezifischen Ge- brauchswerthen, in seinen
Functionen entsprechenden spezifisch dinglichen Gestalten dar, als Gebäude, Maschi- ne, Instrument, Schienenbahn, Schiff u. s. w. Er besteht aus
den Arbeitsmitteln im Unterschied zum Arbeitsmateri- al, worin hier die matières instrumentales eingerechnet sind. Seine dingliche Gestalt ist bedingt
durch die begriffs- mässige Rolle, die er im wirklichen Arbeitsproceß zu
spielen hat. Die eigenthümliche Form seiner Verwerthung ergab sich als
/249 [sic]/ Folge dieser seiner dinglichen Gestalt, der Gestalt, die er als dieser bestimmte Productions- factor hat und haben muß.
Es ergiebt sich daraus auch eine eigenthümliche Gestalt, Formbestimmtheit, die dieser Theil des Capitals im Un- terschied von den andren Bestandtheilen des Capitals, innerhalb des gesammten Circulationsprocesses des Capitals annimmt. Und in dieser Formbestimmtheit, mit Bezug auf den Circulationsproceß, heißt es fixes Capital. Das fixe Capital ist nicht, wie vorher
das fixirte Capital, obgleich es im eigentlichen Sinn des Worts für die
ganze Dauer seines Daseins in der Productionsphase fixirtes Capital bleibt,
nur eine der abwechselnden Formbestimmt- heiten, die das Capital in seinem Umschlag annimmt. Es ist ein besondrer schon durch seine materielle
Existenz- weise im Arbeitsproceß von den übrigen Bestandtheilen des Capitals, gesonderter Theil desselben. Es ist ein Be- standtheil des constanten Capitals, aber nur ein Theil des constanten Capitals functionirt, ist vorhanden
als fixes Capital.
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Ökonomisches Manuskript
1863-1865, MEGA II/4.1, S. 245-249
Nota. - Die ganze dialektische Wirrsal wird nur darum nötig, weil er denselben Prozess in seiner Doppelgestalt, einmal in seiner Natural form, das andre Mal in seiner ökonomischen Form, nicht parallel und neben einander, son- dern ungeschieden ineinander verwoben darstellt: einmal die Gebrauchswert-, ein andermal die Tauschwert- seite. Die Trennung und Gegenüberstellung beider ist freilich erst das Resultat der Analyse, das er nicht vorweg- nehmen kann, bevor er die Analyse geliefert hat. Denn dann erschiene es als dogmatische Voraussetzung. Die dialektische Wirrsal ließe sich daher auch im Nachhinein - in der Endredaktion - nicht erübrigen.
Durchaus erübrigen ließen sich aber semantische Schnitzer wie die 'dingliche Gestalt, die bedingt ist durch die begriffsmäßige Rolle, die er im wirklichen Arbeitsprozess zu spielen hat'. Mit Begriff ist hier ja nur gemeint der Zweck, den die Agenten des Prozesses tatsächlich verfolgen, ohne womöglich sich seiner bewusst zu sein; des- sen aber der analytische Schriftsteller bewusst ist.
JE
Nota - Das
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„Erst unter Friedrich II wurde für die meisten Provinzen des Königsreichs Preussen den Unterthanen (Bauern) die Erblichkeit und das Eigenthumsrecht gesichert. Und diese Verordnung half dazu, ein Leiden des
Landvolks zu enden, welches das Land zu entvölkern drohte. Denn grade
im vorigen (18.) Jahrhundert, seit die Gutsherrn darauf bedacht waren, den
Ertrag ihrer Wirthschaft zu steigern, fanden sie vortheilhaft, einzelne ihrer Unterthanen aus- zutreiben und die Bauernäcker zum Herrengut zu schlagen.
Die
ausgetriebenen Leute verfielen als heimatlose Leute dem Elend; den übrigen Unterthanen aber wurden dadurch die Lasten vollends unerträglich gemacht, denn ihnen wurde jetzt von den Gutsherren zugemuthet, auch noch
die frühren Bauernäcker zu bestellen, deren Besitzer sonst durch ihre Arbeit die Bestellung des Herrenguts erleichtert hatten. Dieß „Bauernlegen“
war im östlichen Deutschland besonders arg geworden.
Als F. II Schlesien eroberte, waren dort viele 1000 Bauerngüter ohne Wirthe; die Hütten lagen
in Trümmern, die Aecker waren in den Händen der Gutsherren. Alle eingezognen Stellen mußten wieder aufgebaut, mit Wirthen besetzt, mit Vieh
und Geräthe ausgestattet und als erblicher und eigenthümlicher Besitz an
Landbauern aus- gegeben werden. Auf Rügen verursachte derselbe Mißbrauch noch in der Jugend von Moritz Arndt Aufstände des Landvolks,
Soldaten wurden entsendet, Aufrührer eingekerkert; dafür suchten die
Bauern Rache, sie lauer- ten einzelnen Edelleuten auf und erschlugen sie.
Ebenso war in Kursachsen noch 1790 derselbe Mißbrauch eine Ursache der
Empörung.“ (G. Freytag.)
Es zeigte sich hier recht was es mit den feudalen Nobelgefühlen auf sich
hatte!
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Ökonomisches Manuskript
1863-1865, MEGA II/4.1, S. 135
Nota. - Schon das Kommunistische Manifest hatte dem "feudalen Sozialismus" ein kurzes Kapitel gewidmet, und die letzte politisch-ökonomische Arbeit von Marx galt Adolf Wagner, dem professoralen Herold des "Staatsso- zialismus" des Großgrundbesitzers Karl Rodbertus. Dabei wäre ohne die unproduktive Geldgier der adeligen Grundherren an eine "ursprüngliche Akkumulation" nicht zu denken gewesen, wie Marx seit den Grundrissen immer wieder hervorhebt.
Zu bemerken übrigens, dass Friedrich II. schon aus landesherrlichen und merkantilistischen Motiven dem grundbesitzenden Adel nicht ganz so willfährig war, wie Franz Mehring es immer wieder dargestellt hat. Nicht nur hat er ihn politisch kaltgestellt, sondern hat auch wirtschaftlich gegen seine Interessen verstoßen, wo es die Staatsräson gebot.
JE
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Obgleich die Capitalbildung und die capitalistische Productionsweise wesentlich beruht auf Aufhebung nicht nur der feudalen Productionsweise, sondern auf Expropriation der Bauern, Handwerker, überhaupt der
Produc- tionsweise, die auf dem Privateigenthum des unmittelbaren Producenten an seinen Productionsbedingungen beruht;
obgleich die capitalistische
Productionsweise, einmal eingeführt, in demselben Maasse sich entwickelt
als jenes Privateigenthum und die auf ihm gegründete Productionsweise
aufgehoben wird, also jene unmittelbaren Pro- ducenten expropriirt werden
unter dem Namen der Concentration des Capitals (Centralisation);
obgleich
jener Expropriationsproceß, wie er sich später systematisch wiederholt in
dem clearing of estates, zum Theil als gewaltsamer Akt die capitalistische
Productionsweise einleitet
– so liebt es nicht nur die Theorie der capitalistischen Productionsweise (die Politische Oekonomie, Rechtsphilosophie u.s.w.),
sondern der Capitalist selbst in seiner Vorstellung seine Art Eigenthum und
Aneignung, die auf der An- eignung fremder Arbeit in ihrem Fortgang und
auf der Expropriation des unmittelbaren Producenten in ihrer Grundlage
beruht, mit jener Productionsweise zu verwechseln, die umgekehrt das Privateigenthum des unmittelba- ren Producenten an seinen Productionsbedingungen
voraussetzt – eine Voraussetzung, unter welcher die capitalistische Productionsweise in Agricultur und Manufactur etc unmöglich wäre – und daher auch jeden Angriff auf diese Form der Aneignung als einen Angriff auf
jenes erarbeitete Eigenthum, ja auf alles Eigenthum darzustellen.
Es kommt
dabei natürlich immer grosse Schwierigkeit heraus die Expropriation der
arbeitenden Masse vom Eigenthum als Lebensbedingung des auf Arbeit ruhenden Eigenthums darzustellen. (Uebrigens beim Privatei- genthum in jener Form immer wenigstens Sklaverei der Familienmitglieder eingeschlossen,
die rein vom Famili- enhaupt vernutzt und exploitirt werden.) Die allgemeine juristische Vorstellung von Locke bis Ricardo daher die des kleinbürgerlichen Eigenthums, während die von ihnen dargestellten Productionsverhältnisse der capitalistischen Productionsweise angehören. Was dieß möglich
macht ist das Verhältniß des Käufers und Verkäufers, die formell die- selben
bleiben in beiden Formen.
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Ökonomisches Manuskript
1863-1865, MEGA II/4.1, S. 134
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Daumier
Damit das Capitalverhältniß überhaupt eintrete, ist bestimmte historische Stufe und Form der gesellschaftlichen Production vorausgesetzt. Es
müssen sich, innerhalb einer früheren Productionsweise, Verkehrs und
Producti- onsmittel und Bedürfnisse entwickelt haben, die über die alten
Productionsverhältnisse hinaus und zu ihrer Ver- wandlung in das Capitalverhältniß hindrängen. Aber sie brauchen nur so weit entwickelt zu sein,
damit die for- melle Subsumtion der Arbeit unter das Capital vor sich gehe.
Auf Basis dieses veränderten Verhältnisses ent- wickelt sich aber eine spezifisch veränderte Productionsweise, die einerseits neue materielle Productivkräfte schafft, andrerseits auf deren Grundlage sich erst entwickelt, und
damit in der That sich neue reale Bedingun- gen schafft.
Es tritt damit eine
vollständige ökonomische Revolution ein, die einerseits erst der Herrschaft
des Capitals über die Arbeit ihre realen Bedingungen schafft, vollendet,
entsprechende Form giebt, andrerseits in den von ihr ge- gensätzlich zum
Arbeiter entwickelten Productivkräften der Arbeit, Productionsbedingungen und Verkehrsver- hältnissen, die realen Bedingungen einer neuen, die
gegensätzliche Form der capitalistischen Productionsweise aufhebenden
Productionsweise, und so die materielle Basis eines neu gestalteten gesellschaftlichen Lebenspro- cesses und damit einer neuen Gesellschaftsformation schafft.
Es ist dieß eine wesentlich verschiedne Auffassung von der der bürgerlichen, in den capitalistischen Vorstellun- gen selbst befangenen Oekonomen,
die zwar sehn, wie innerhalb des Capitalverhältnisses producirt wird, aber
nicht wie dieses Verhältniß selbst producirt wird und zugleich in ihm die
materiellen Bedingungen seiner Auf- lösung producirt und damit seine historische Berechtigung als nothwendige Form der ökonomischen Entwicklung,
der Production des gesellschaftlichen Reichthums, beseitigt wird.
Wir haben dagegen gesehn, nicht nur wie das Capital producirt, sondern
wie es selbst producirt wird und wie es als ein wesentlich verändertes aus
dem Productionsproceß herauskömmt als wie es in ihn einging. Einerseits ge- staltet es die Productionsweise um; andrerseits ist diese veränderte Gestalt der Productionsweise und eine beson- dre Stufe der Entwicklung der
materiellen Productivkräfte die Grundlage und Bedingung – die Voraussetzung seiner eignen Gestaltung.
Nicht nur die gegenständlichen Bedingungen des Productionsprocesses er-
scheinen als sein Resultat; sondern ebenso ihr spezifisch gesellschaftlicher
Charakter; die gesellschaftlichen Verhältnisse, und daher die gesellschaftli-
che Stellung der Productionsagenten gegen einander, – die Productionsverhältnisse selbst werden producirt, sind beständig erneuertes Resultat des
Processes.
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Ökonomisches Manuskript
1863-1865, MEGA II/4.1, S. 129f.
Nota. - Die Unmittelbaren Resultate des Produktionsprozesses enden hier.
JE
So wird das Capital ein sehr mysteriöses Wesen.
Die Arbeitsbedingungen thürmen sich als sociale Mächte gegenüber
dem Arbeiter auf und in dieser Form sind sie capitalisirt.
Das Capital ist also productiv,
1) Als Zwang zur Surplusarbeit. Die Arbeit ist productiv eben als Verrichter dieser Surplusarbeit, durch die Diffe- renz zwischen dem Werth des Arbeitsvermögens und seiner Verwerthung.
das Capital ein sehr mysteriöses Wesen.
2) Als Personnification und Repräsentant, verdinglichte Gestalt der „gesellschaftlichen Productivkräfte der Arbeit“ oder der Productivkräfte der gesellschaftlichen Arbeit.
Wie das Gesetz der capitalistischen Production –
die Creation von Mehrwerth etc – hierzu zwingt, früher auseinandergesetzt. Es erscheint als ein Zwang, den die Capitalisten sich wechselseitig
und den Arbeitern anthun – also in der That als Gesetz des Capitals gegen
beide. Die gesellschaftliche Naturkraft der Arbeit entwickelt sich nicht im
Verwerthungsproceß als solchem; sondern im wirklichen Arbeitsproceß. Sie
stellt sich daher dar als Eigenschaften, die dem Capital als Ding zukommen, als sein Gebrauchswerth. Die productive Arbeit – als Werth producirend, steht dem Capital stets als Arbeit der vereinzelten Arbeiter gegenüber,
welche gesell- schaftlichen Combinationen diese Arbeiter immer im Productionsproceß eingehn mögen. Während das Capital so den Arbeitern gegenüber die gesellschaftliche Productivkraft der Arbeit, stellt die productive
Arbeit dem Capital gegenüber immer nur die Arbeit der vereinzelten Arbeiter dar.
Man hat bei dem Accumulationsproceß gesehn, wie das Moment, wodurch / die bereits vergangne Arbeit in der Form producirter Productivkräfte und
Productionsbedingungen die Reproduction, dem Gebrauchswerth und
Tauschwerth nach, steigert – sowohl die Werthmasse, die ein bestimmtes
Quantum lebendiger Arbeit erhält, als die Masse Gebrauchswerthe, die es
neu producirt – als dem Capital immanente Kraft erscheint, weil die vergegen- ständlichte Arbeit stets capitalisirt dem Arbeiter gegenüber functionirt.
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Ökonomisches Manuskript
1863-1865, MEGA II/4.1, S. 123f.
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Idumu-Kultur
Complicirter aber und scheinbar mysteriöser wird das Verhältniß, indem
mit der Entwicklung der spezifisch capitalistischen Productionsweise,
nicht nur diese Dinge – diese Producte der Arbeit, als Gebrauchswerthe
wie als Tauschwerthe – sich dem Arbeiter gegenüber auf die Füsse stellen
und ihm als „Capital“ gegenübertreten, sondern der gesellschaftlichen
Form der Arbeit sich als Entwicklungsformen des Capitals darstellen und daher
die so entwickelten Productivkräfte der gesellschaftlichen Arbeit als Productivkräfte des Capitals.
Als solche gesellschaftliche Kräfte sind sie der Arbeit gegenüber „capitalisirt“. In der That ist die gemeinschaftliche Einheit in
der Cooperation, die Combination in der Theilung der Arbeit, die Anwendung der Naturkräfte und Wissenschaft, der Producte der Arbeit als Maschinerie – alles dieß tritt den einzelnen Arbeitern als fremd, sachlich, vorge-/unden, ohne und oft gegen ihr Zuthun da, selbstständig gegenüber, als
blose Daseinsformen der von ih- nen unabhängigen und sie beherrschenden
Arbeitsmittel, so weit sie sachlich, und der im Capitalisten oder seinen understrappers (Repräsentanten) incarnirten Einsicht und Willen des Gesammtateliers, so weit dieß durch ihre eigne Combination gebildet – als
Functionen des Capitals, das im Capitalisten lebt.
Die gesellschaftlichen
Formen ihrer eignen Arbeit – subjektiv-objektive, oder die Form ihrer
eignen gesell- schaftlichen Arbeit sind von den einzelnen Arbeitern ganz
unabhängig gebildete Verhältnisse; die Arbeiter als unter das Capital subsumirt werden Elemente dieser gesellschaftlichen Bildungen, aber diese gesellschaftlichen Bildungen gehören nicht ihnen. Sie treten ihnen daher gegenüber als Gestalten des Capitals selbst, als im Unter- schied von ihrem
vereinzelten Arbeitsvermögen dem Capital gehörige, aus ihm entspringende und ihm einver- leibte Combinationen.
Und dieß nimmt um so realere Form an, je mehr einerseits ihr Arbeitsvermögen selbst durch diese
Formen so modificirt wird, daß es in seiner Selbstständigkeit, also ausser
diesem capitalistischen Zusammenhang ohnmäch- tig wird, seine selbstständige Productionsfähigkeit gebrochen wird, andrerseits mit der Entwicklung
der Maschi- nerie auch technologisch die Bedingungen der Arbeit als die
Arbeit beherrschend erscheinen und zugleich sie ersetzen, unterdrücken,
überflüssig machen in ihren selbstständigen Formen.
In diesem Prozeß,
worin die gesellschaftlichen Charaktere ihrer Arbeit ihnen gewissermassen
capitalisirt gegenü- bertreten – wie z. B. in der Maschinerie die sichtbaren
Producte der Arbeit als Beherrscher der Arbeit erscheinen – findet natürlich dasselbe statt für die Naturkräfte und die Wissenschaft, das Product
der allgemeinen geschicht- lichen Entwicklung in ihrer abstrakten Quintessenz – sie treten ihnen als Mächte des Capitals gegenüber.
Sie trennen sich
in der That von dem Geschick und der Kenntniß des einzelnen Arbeiters –
und obgleich sie an ihrer Quelle betrachtet wieder das Product der Arbeit
sind – erscheinen sie überall, wo sie in den Arbeitsproceß eintreten als
dem Capital einverleibt. Der Capitalist, der eine Maschine anwendet,
braucht sie nicht zu verstehn (sieh Ure). Aber in der Maschine erscheint die
realisirte Wissenschaft als Capital den Arbeitern gegenüber. Und in der
That erscheinen alle diese auf gesellschaftliche Arbeit begründete Anwendung von Wissenschaft, Naturkraft, und Producte der Arbeit in grossen
Massen, ja selbst nur als Exploitationsmittel der Arbeit, als Mittel Surplus- arbeit anzueignen, daher als dem Capital angehörige Kräfte gegenüber der
Arbeit.
Das Capital wendet natürlich alle diese Mittel nur an, um die Arbeit zu exploitiren, aber, um sie zu exploitiren, muß es sie auf die Production anwenden. Und so erscheint die Entwicklung der gesellschaftlichen Productiv- kräfte der Arbeit und die Bedingungen dieser Entwicklungen als /
That des Capitals, zu der sich der einzelne Arbeiter nicht nur passiv verhält,
sondern die im Gegensatz zu ihm vorgehn.
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Ökonomisches Manuskript
1863-1865, MEGA II/4.1, S. 121ff.
Nota. - Die bürgerliche Ideologie als "notwendig-falsches" Bewusstsein zu bezeichnen, ist zum geflügelten Wort geworden, aber die Betonung lang zu sehr auf falsch. In gewisser Hinsicht nämlich ist es so, wie es scheint. Zwar tut 'das Capital' gar nichts, sondern Arbeiter und Kapitalisten tun dies oder jenes. Wahr aber ist: Täten die Kapi- talisten nicht, was sie tun, würde die Arbeit nicht geteilt und in Massen kombiniert und würde die Wissenschaft nicht zu einem gesellschaftlichen Reichtum. Wahr ist dann aber wieder, dass sie das nicht aus freien Stücken tun, sondern 'im Dienste ihres Kapitals' - was aber ist ihr 'Kapital'? Ein Verhältnis, in dem sie zu andern Menschen stehen. - Den jeweiligen Schein 'gibt es' wirklich.
JE
Es steht dieß entgegen z. B. der alterthümlichen, frühren Productionsweisen entsprechenden Ansicht, wonach die städtischen Magistrate etc z. B.
Erfindungen verboten haben, um Arbeiter nicht ausser Brod zu setzen, da
der Arbeiter als solcher als Selbstzweck galt und sein standesmässiger Erwerb als sein Privilegium, an dessen Erhaltung die ganze alte Ordnung interessirt war.
Es steht entgegen der noch national tingirten Anschauung des
Protectionssystems (im Gegensatz zum free- trade) daß Industrien etc als
Existenzquellen einer grossen Masse Menschen national zu beschützen
seien gegen auswärtige Conkurrenz etc.
Es steht aber auch entgegen
A. Smiths Ansicht, daß z. B. die Anlage des Capitals in der Agricultur „producti- ver“, weil dasselbe Capital mehr Hände beschäftige. Alles das sind für
die entwickelte capitalistische Producti- onsweise veraltete und unwahre,
falsche Anschauungen. Ein grosses Bruttoproduct (as far as the variable
part of capital is concerned) in Proportion zu kleinem Nettoproduct ist
= geringer Productivkraft der Arbeit und da- her des Capitals.
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Ökonomisches Manuskript
1863-1865, MEGA II/4.1, S. 118
Nota - Das
obige Bild gehört mir nicht, ich habe es im Internet gefunden. Wenn Sie
der Eigentümer sind und ihre Verwendung an dieser Stelle nicht
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Der Capitalist als Repräsentant des in seinem Verwerthungsproceß begriffnen – des productiven Capitals – ver- richtet eine productive Function,
die grade darin besteht, productive Arbeit zu dirigiren und zu exploitiren.
Im Gegensatz gegen Mitzehrer der Surplusvalue, die in keinem solchen unmittelbaren und thätigen Verhältniß zu ihrer Production stehn, ist seine
Klasse die productive Klasse par excellence.
(Als Lenker des Arbeitsprocesses kann der Capitalist productive Arbeit verrichten im Sinne, daß seine
Arbeit in den Gesammtarbeitsproceß einbegriffen, der sich im Product /
verkörpert.) Wir kennen hier nur noch das Capital innerhalb des unmittelbaren Productionsprocesses.
Wie es sich mit andren Functionen des Capitals verhält – und den Agenten, deren es sich innerhalb dieser Functionen
bedient – kann erst später entwickelt werden. Die Bestimmung der productiven Arbeit (und daher auch der unproductiven, als ihres Gegentheils) beruht also darauf, daß die Production des Capitals Production von Mehrwerth und die von ihr angewandte Arbeit Mehrwerth producirende Arbeit ist.
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Ökonomisches Manuskript 1863-1865, MEGA II/4.1, S. 116f.
Nota. - Der Kapitalist ist ein produktiver Arbeiter, sofern er arbeitet. Der Rentier oder Aktionär, der seine Divi- dende verzehrt, arbeitet nicht. In der modernen Industrie tun die Arbeit des Kapitalisten die Manager, und die tun sie produktiv, wenn's auch oft nicht so aussieht.
JE
St. Kubrick
Die Sucht, die productive und unproductive Arbeit durch ihren stofflichen Inhalt zu bestimmen, rührt aus 3 Quellen her:
1) Die der capitalistischen Productionsweise eigenthümliche, und aus /
ihrem Wesen entspringende fetischisti- sche Anschauung, welche ökonomische Formbestimmtheiten, wie Waare zu sein, productive Arbeit zu sein etc,
als den stofflichen Trägern dieser Formbestimmtheiten oder Categorien an
und für sich zukommende Eigenschaft betrachtet.
2) Daß den Arbeitsproceß als solchen betrachtet, die Arbeit nur productiv ist, die in einem Product (materiellen Product, da es sich hier nur um
materiellen Reichthum handelt) resultirt;
3) Daß im wirklichen Reproductionsproceß – seine realen Momente betrachtet, ein grosser Unterschied mit Be- zug auf die Bildung etc des Reichthums, zwischen der Arbeit, die sich in reproductiven Artikeln und andrer,
die sich in blossen luxuries darstellt.
(Beispiel: Ob ich eine Hose kaufe oder ob ich Tuch kaufe und einen
Schneidergesellen ins Haus nehme, dem ich seinen Dienst (i. e. seine
Schneiderarbeit) zahle, ist für mich völlig gleichgiltig. Ich kaufe sie vom
merchant tai- lor, weil sie so wohlfeiler. In beiden Fällen verwandle ich das
Geld, das ich ausgebe, in einen Gebrauchswerth, der meiner individuellen
Consumtion anheimfallen, mein individuelles Bedürfniß befriedigen soll,
nicht in Capi- tal. Der Schneidergeselle leistet mir denselben Dienst, ob er
bei dem merchant tailor für mich arbeitet oder in meinem Hause.
Dagegen
besteht der Dienst, den derselbe Schneidergeselle, von einem merchant tailor verwandt, diesem Capita- listen leistet, darin daß er 12 Stunden arbeitet
und nur 6 etc bezahlt erhält. Der Dienst, den er ihm leistet, besteht also
darin, daß er 6 Stunden umsonst arbeitet. Daß dieß in der Form von Hosenmacherei geschieht, versteckt nur die wirkliche Transaction. Sobald der
merchant tailor kann, sucht er die Hosen daher wieder in Geld zu verwan- deln, d. h. in eine Form, worin der bestimmte Charakter der Schneiderarbeit völlig verschwunden ist, und der geleistete Dienst sich darin ausdrückt, daß aus einem Thaler zwei geworden sind.
Dienst ist überhaupt nur Ausdruck für den besondren Gebrauchswerth der
Arbeit, soweit diese nicht als Sache, son- dern als Thätigkeit nützlich ist. Do
ut facias, facio ut facias, facio ut des, do ut des, sind hier ganz gleichgültige Formen desselben Verhältnisses, während in der capitalistischen Production das do ut facias ein sehr spezifi- sches Verhältniß zwischen dem gegenständlichen Reichthum und der lebendigen Arbeit ausdrückt. Weil also
in diesem Kaufen von Diensten das spezifische Verhältniß von Arbeit und
Capital gar nicht enthalten, entweder völlig ausgelöscht, oder gar nicht vorhanden ist, ist es natürlich die Lieblingsform von Say, Bastiat et Consorten, um das Verhältniß von Capital und Arbeit auszudrücken.)
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Ökonomisches Manuskript
1863-1865, MEGA II/4.1, S. 114f.
Nota. - Später, in den Theorien über den Mehrwert, die als 4. Band des Ms. von 63-65 niedergeschrieben wurden, heißt es, die Arbeit müsse sich in einem materiellen Produkt niedergeschlagen haben, um 'produktiv', nämlich wieder zu Kapital werden zu können. Da war an virtuelle Realitäten noch nicht zu denken. Heute, da Software als Ware verkauft wird, muss man spezifizieren: Nicht darauf, dass die Arbeit selbst 'Stoff geworden' ist, kommt es an; sondern darauf, dass sie den Fluss der Zeit übersteht, sonst könnte sie nicht weiter von Käufer zu Käufer wandern und zwischendurch zu Geld und in dieser Gestalt zu Kapital werden. Ein Datensatz ist im Internet überall und nirgends gespeichert. Verkauft wird auch nicht er, sondern der Zugangsschlüssel.
Diese neue Warensorte hat aber die Eigenart, dass der, der sie verkauft, sie trotzdem behält und nicht aus der Hand gibt. Und dass ihre Re produktion keine neue Arbeit kostet! Was also wäre die zu ihrer Reproduktion gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit? Was geschieht, wenn der Handel mit Daten so vorherrschend geworden sein wird, dass er den andern Handelsweisen die Form vorgibt, ist auf ökonomischen Wegen, wenn ich nicht irre, gar nicht vorherzusehen.
JE
Toulouse-Lautrec
Arbeit desselben Inhalts kann daher productiv und unproductiv sein.
Z. B. Milton, who did the paradise lost, war ein unproductiver Arbeiter.
Der Schriftsteller dagegen, der Fabrik- arbeit für seinen Buchhändler liefert,
ist ein productiver Arbeiter. Milton producirte das Paradise lost, wie ein
Seidenwurm Seide producirt, als Bethätigung seiner Natur. Er verkaufte
später das Product für 5 lib. und wurde insofern Waarenhändler. Aber der
Leipziger Literaturproletarier, der auf Commando seines Buchhändlers Bü- cher, z. B. Compendien über Politische Oekonomie producirt, ist annähernd ein productiver Arbeiter, soweit seine Production unter das Capital
subsumirt ist und nur zu dessen Verwerthung stattfindet.
Eine Sängerin,
die wie der Vogel singt, ist ein unproductiver Arbeiter. Wenn sie ihren Gesang für Geld verkauft, ist sie sofern Lohnarbeiter oder Waarenhändler.
Aber dieselbe Sängerin, von einem entrepreneur engagirt, der sie singen
läßt um Geld zu machen, ist ein productiver Arbeiter, denn sie producirt direkt Capital. Ein Schulmei- ster der andre unterrichtet, ist kein productiver
Arbeiter. Aber ein Schulmeister, der als Lohnarbeiter in einem Institut mit
andren engagirt ist, um durch seine Arbeit das Geld des Entrepreneurs der
knowledge mongering institution zu verwerthen, ist ein productiver Arbeiter. Doch sind die meisten dieser Arbeiten, der Form nach betrachtet,
kaum formell unter das Capital subsumirt, sondern gehören den Uebergangsformen an.
Im Ganzen sind die Arbeiten, die nur als Dienste genossen, nicht in von
den Arbeitern trennbare und daher ausser ihnen als selbstständige Waare
existirende Producte verwandelt, dennoch aber direkt kapitalistisch explo- itirt werden können, verschwindende Grössen, verglichen mit der Masse der
capitalistischen Production. Sie sind deßhalb ganz ausser Acht zu lassen
und nur zu behandeln in der Lohnarbeit, unter der Kategorie der Lohnarbeit, die nicht zugleich productive Arbeit ist.
Dieselbe Arbeit (z. B. Gardening, tailoring etc) kann von demselben workingman im Dienste eines industriellen Capitalisten, oder eines unmittelbaren Consumenten verrichtet werden etc. In beiden Fällen ist er Lohnarbeiter oder Taglöhner, aber in dem einen Fall ist er productiver, in dem
andren unproductiver Arbeiter, weil er in dem einen Fall Capital producirt,
in dem andren nicht; weil in dem einen Fall seine Arbeit ein Moment des
Selbst- verwerthungsproceß des Capitals bildet, in dem andren nicht.
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Ökonomisches Manuskript
1863-1865, MEGA II/4.1, S. 113