Samstag, 25. August 2018
Reales Sein, ideales Gelten.
Wenn wir den Productionsproceß unter zwei verschiednen Gesichtspunkten betrachten 1) als Arbeitsproceß, 2) als Verwerthungsproceß, so liegt schon darin, daß er nur ein einziger, untheilbarer Arbeitsproceß ist. Es wird nicht doppelt gearbeitet, einmal um ein zweckgemässes Product, einen Gebrauchswerth zu schaffen, die Producti- onsmittel in Producte zu verwandeln, und das andremal um Werth und Mehrwerth zu schaffen, um den Werth zu verwerthen.
Die Arbeit wird nur in ihrer bestimmten, konkreten, spezifischen Form, Weise, Existenzweise zugesetzt worin sie die zweckbestimmte Thätigkeit ist, die die Productionsmittel in ein bestimmtes Product, Spindel und Baum- wolle z. B. in Garn verwandelt. Es ist nur Spinnarbeit etc, die zugesetzt wird und die durch ihre Zusetzung fort- während mehr Garn producirt. Werthsetzend ist diese reale Arbeit, so weit sie einen normalen bestimmten Grad von Intensivität besitzt (oder nur zählt, so weit sie ihn besitzt) und soweit diese reale Arbeit von gegebner Inten- sivität in bestimmten, durch die Zeit gemeßnen Quantitäten, sich im Product materialisirt.
Hörte der Arbeitsproceß auf bei dem Punkt, wo das Quantum der in der Form des Spinnens etc zugesetzten Arbeit = dem Quantum der im Arbeitslohn enthaltnen Arbeit, so würde kein Mehrwerth producirt. Der Mehrwerth stellt sich daher auch dar in einem Mehrproduct, hier als Quantum Garn überschüssig über das Quantum, dessen Werth = dem Werth des Arbeitslohns. Als Verwerthungsproceß erscheint der Arbeitsproceß daher dadurch, daß die in ihm zugesetzte konkrete Arbeit ein Quantum gesellschaftlich nothwendiger Arbeit ist (durch seine Intensivi- tät), = einem gewissen Quantum gesellschaftlicher Durchschnittsarbeit gesetzt ist und dadurch, daß dieß Quan- tum ausser dem im Arbeitslohn enthaltnen ein zuschüssiges Quantum darstellt.
Es ist die quantitative Berechnung der besondren konkreten Arbeit als nothwendiger gesellschaftlicher Durchschnitts- arbeit, eine Berechnung, der aber das reale Moment erstens der normalen Intensivität der Arbeit (daß zur Her- stellung eines bestimmten Quantums Products nur die dazu gesellschaftlich nothwendige Arbeitszeit verwandt wird) und der Verlängerung des Arbeitsprocesses über seine zum Ersatz des Werths des variablen Capitals noth- wendige Dauer entspricht.
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Ökonomisches Manuskript 1863-1865, MEGA II/4.1, S. 66
Nota. - Die Unterscheidung von Tauschwert und Gebrauchswert wäre buchstäblich gegenstandslos, würde sich nicht das real materiale Mehrprodukt als ein ideal geltender Mehrwert darstellen. Letzterer ist der 'wesentliche' Zweck der Produktion, aber um als solcher gelten zu können, muss er "zuschüssiger" Gebrauchswert sein.
Der Übergangspunkt ist die Verallgemeinerung = das Absehen von der Individualität. Ein Allgemeines kann nicht sein. Ein Seiendes kann lediglich allgemein gelten - nämlich für alle gelten; als dies oder das. Möglich wird dieses, indem sie alle zu einander in einem Verhältnis stehen: alle in einem. Dies allgemeine Verhältnis ist der Markt, auf dem sie sich alle im Verhältnis der Konkurrenz begegnen. So und nicht anders vollbringt Seiendes das Kunststück, sich in Geltendes zu "verwandeln". Nicht zu vergessen: Es gilt mir etwas immer nur in Hinblick auf eine Absicht, die ich verfolge.
Nachtrag. - Nur weil Marx nach dem Ursprung des Mehrwerts und dem Wesen der Ausbeutung sucht, stößt er schließlich und endlich auf den Doppelcharakter der Arbeit, nämlich ihre Fähigkeit, durch ihren Gebrauch mehr zu erzeugen, als ihre Herstellung gekostet hat. Und nun auf einmal erhält der Gebrauchswert, den 'die Ökonomen' bislang achtlos hatten links liegen lassen, eine ganz eminente, nämlich die entscheidende 'formbestimmende' Rolle für die bürgerliche Wirtwschaftsweise.
JE
Nota - Das obige Bild gehört mir nicht, ich habe es im Internet gefunden. Wenn Sie der Eigentümer sind und ihre Verwendung an dieser Stelle nicht wünschen, bitte ich um Ihre Nachricht auf diesem Blog. JE
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