Montag, 20. August 2018
Entfremdung
Die Productionsmittel, die der Arbeiter anwendet im wirklichen Arbeitsproceß, sind zwar das Eigenthum des Capitalisten und treten seiner Arbeit, die seine eigne Lebensäusserung ist, so, wie früher entwickelt, als Capital gegenüber. Aber andrerseits ist er es, der sie in seiner Arbeit anwendet. Im wirklichen Arbeitsproceß vernuzt er die Arbeitsmittel als Leiter seiner Arbeit, und den Arbeitsgegenstand als die Materie, worin sich seine Arbeit darstellt. Er verwandelt eben dadurch die Productionsmittel in die zweckgemässe Form des Products.
Anders stellt sich aber die Sache vom Standpunkt des Verwerthungsprocesses dar. Es ist nicht der Arbeiter der die Productionsmittel, sondern es sind die Productionsmittel die den Arbeiter anwenden. Es ist nicht die leben- dige Arbeit, die sich in der gegenständlichen als ihrem objectiven Organ verwirklicht, sondern es ist die gegen- ständliche Arbeit, die sich durch Einsaugen der lebendigen erhält und vermehrt, und dadurch zum sich verwer- thenden Werth, zum Capital wird, als solches functionirt. Die Productionsmittel erscheinen nur noch als Einsau- ger eines möglichst grossen Quantums lebendiger Arbeit. Die lebendige Arbeit erscheint nur noch als das Mit- tel der Verwerthung vorhandner Werthe und daher ihrer Capitalisirung.
Und abgesehn von dem früher Entwickelten erscheinen grade deßwegen wieder die Productionsmittel émi- nemment der lebendigen Arbeit gegenüber als Dasein des Capitals, und zwar jetzt als Herrschaft der vergang- nen, todten Arbeit über die lebendige. Grade als werthbildend wird die lebendige Arbeit fortwährend in den Ver- werthungsproceß der vergegenständlichten einverleibt. Als Anstrengung, als Verausgabung von Lebenskraft, ist die Arbeit die persönliche Thätigkeit des Arbeiters. Aber als werthbildend, als im Proceß ihrer Vergegenständlichung begriffen, ist die Arbeit des Arbeiters, sobald er in den Productionsproceß eingetreten, selbst eine Existenzweise des Capitalwerths, ihm einverleibt. Diese Wertherhaltende und Neuwerth schaffende Kraft ist daher die Kraft des Capitals und jener Proceß erscheint als der Proceß seiner Selbstverwerthung, und vielmehr der Verarmung des Arbeiters, der den von ihm geschaffnen Werth zugleich als ihm selbst fremden Werth schafft.
______________________________________________
Ökonomisches Manuskript 1863-1865, MEGA II/4.1, S. 63
Nota. - Es geht such ohne hegelsche Mystifikation. Die Dinge vollführen hier keinen Formwandel, sondern "vom Standpunkt des Verwerthungsprocesses" stellen sie sich so, und von einem andern Standpunkt stellen sie sich anders dar. Es ist erstens die reflektierende Intelligenz des kritischen Wissenschaftlers, für den sich etwas so oder anders darstellt, und es ist zweitens die Tätigkeit lebendiger Subjekte - Kapitalisten und Arbeiter -, die sich so oder anders darstellt.
Und es gibt die arglose Anschauung der in diesem Prozess selbst Befangenen, denen die Verdinglichung wie mit der Faust aufs Auge schlägt.
JE
Nota - Das obige Bild gehört mir nicht, ich habe es im Internet gefunden. Wenn Sie der Eigentümer sind und ihre Verwendung an dieser Stelle nicht wünschen, bitte ich um Ihre Nachricht auf diesem Blog. JE
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen