Donnerstag, 9. August 2018

Das Kapital durchdringt die Landwirtschaft.


3 Punkte.

1) Die kapitalistische Production macht erst Waare zur allgemeinen Form aller Producte.
 

2) Waarenproduction führt nothwendig zur kapitalistischen Production, sobald der Arbeiter aufgehört hat Theil der Productionsbedingungen zu sein (Sklaverei, Leibeigenschaft) oder die Basis nicht naturwüchsiges Gemein- wesen bleibt (Indien). Von dem Moment an, wo die Arbeitskraft selbst allgemein zur Waare wird.
 

3) Die kapitalistische Production hebt die Basis der Waarenproduction auf, die vereinzelte unabhängige Produc- tion und den Austausch der Besitzer von Waaren, oder den Austausch von Equivalenten. Der Austausch von Kapital und Arbeitskraft wird formell: 
 

Auf diesem Standpunkt wird es auch ganz gleichgiltig in welcher Form die Productionsbedingungen selbst in den Arbeitsproceß eintreten, ob sie wie z. B. ein Theil des constanten Capitals, Maschinerie u. s. w., nur ihren Werth allmählich an das Product abgeben oder wie das Rohmaterial materiell in es eingehn; ob ein Theil des Products, wie z. B. der Saamen in / der Agricultur, direkt wieder vom Producenten selbst als Arbeitsmittel ver- nuzt oder ob er erst vorher verkauft und dann von neuem in ein Arbeits- mittel verwandelt wird. Alle producir- ten Arbeitsmittel functioniren, abgesehen von ihrem Dienst als Gebrauchswerthe im Productionsproceß, jetzt zugleich als Elemente des Verwerthungsprocesses. 


So weit sie nicht in wirkliches Geld, werden sie in Rechengeld verwandelt, werden sie als Tauschwerthe behan- delt und, wird das Werthelement, das sie dem Product in einer oder der andren Weise zusetzen, genau berech- net. Im selben Maasse z. B. wie die Agricultur ein capitalistisch betriebener Industriezweig wird, – die capitali- stische Production ihren Sitz auf dem Lande aufschlägt – im selben Maasse, wie die Agricultur für den Markt producirt, Waaren producirt, Artikel für den Verkauf und nicht die eigne unmittelbare Consumtion, – im selben Maasse berechnet sie ihre Auslagen, behandelt jedes item derselben als Waare, (ob sie es nun von einem Drit- ten, oder von sich selbst, der Production, kauft), und daher, so weit die Waare als selbstständiger Tauschwerth behandelt wird, als Geld. 

Da also Weizen, Heu, Vieh, Saamen aller Art u. s. w., als Waaren verkauft werden – und sie ohne den Verkauf überhaupt nicht als Producte gelten – gehn sie auch als Waaren, resp. als Geld in die Production ein. In dem- selben Maasse wie die Producte werden natürlich auch die Productionsbedingungen, die Elemente der Produc- te – die mit jenen Producten identische Dinge sind – zu Waaren und, so weit der Verwerthungsproceß in Be- tracht kömmt, werden in der selbstständigen Form des Tauschwerths, als Geldgrössen verrechnet. Der unmit- telbare Productionsproceß ist hier beständig untrennbar Arbeitsproceß und Verwerthungsproceß, wie das Pro- duct Einheit von Gebrauchswerth und Tauschwerth, d. h. Waare. 

Von diesem Formellen abgesehn: In demselben Maasse entwickelt sich daß der farmer z. B. seine Auslagen kauft, entwickelt sich also Saamen Handel, Dünger Handel, Handel mit Zuchtvieh etc – während er seine Ein- nahmen verkauft; daß also für den einzelnen farmer diese Productionsbedingungen auch actuell aus der Circu- lation in seinen Productionsproceß eingehn, die Circulation faktisch zur Voraussetzung seiner Production wird, indem sie mehr und mehr wirklich gekaufte (oder kaufbare) Waaren sind. Waaren sind sie schon ohnehin für ihn als Artikel, Arbeitsmittel, die zugleich Werttheile seines Capitals bilden. (Er berechnet sie daher als an sich qua Producent verkauft, wenn er sie in natura der Production zurückgiebt.) Und zwar entwickelt sich dieß in demselben Verhältniß, wie sich die capitalistische Productionsweise der Agricultur entwickelt, sie also mehr und mehr fabrikmässig betrieben wird.

Die Waare als allgemein nothwendige Form des Products, als spezifische Eigenthümlichkeit der capitalistischen Productionsweise, zeigt sich handgreiflich in der mit der Entwicklung der capitalistischen Production herbei- / geführten Production auf grosser Stufenleiter, der Einseitigkeit und Massenhaftigkeit des Products, die ihm einen gesellschaftlichen und an die gesellschaftlichen Zusammenhänge streng gebundenen Charakter aufzwingt, dagegen seine unmittelbare Beziehung als Gebrauchswerth zur Befriedigung der Bedürfnisse des Producenten, als etwas ganz zufälliges, gleichgültiges und unwesentliches erscheinen läßt. 


Dieß Massenproduct muß als Tauschwerth realisirt werden, die Metamorphose der Waare durchlaufen, nicht nur als eine Nothwendigkeit für die Subsistenz des Producenten, der als Capitalist producirt, sondern als Noth- wendigkeit für die Erneuerung und Continuität des Productionsprocesses selbst. Es fällt daher auch dem Han- del anheim. Sein Käufer ist nicht der unmittelbare Consument, sondern der Kaufmann, der die Metamorphose der Waare als ein eignes Geschäft betreibt. Endlich entwickelt das Product seinen Charakter als Waare, und da- mit seinen Charakter als Tauschwerth, indem sich mit der capitalistischen Production die Mannigfaltigkeit der Productionssphären, also die Sphäre der Austauschbarkeit des Products beständig vervielfacht.
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Ökonomisches Manuskript 1863-1865, MEGA II/4.1, S.
28ff.
 
 



Nota. - Die klassische politische Ökonomie hatte die Landwirtschaft vornehmlich unterm Gesichtspunkt der Grundrente betrachtet. Als Marx schreibt, ist die Grundrente eine zwar erhebliche, aber vom Standpunkt des Gesamtprozesses doch nur Rand-Bedingung geworden. Entscheidend ist: Der Bauer selbst wirtschaftet jetzt wie ein kapitalistischer Unternehmer, die Zirkualtion - die Markpreise - ist seiner Produktion vorausgesetzt, und er selber verkauft sein Produkt nicht mehr an die Konsumenten, sondern an den Kaufmann, und der wiederum bezahlt ihn nach dem Marktwert. Eine Veränderung der Eigentumsformen ist nicht erfolgt, für den Bauern ist es gleichgültig, ob er bei seinem Grundherrn oder bei den Kaufleuten in der Kreide steht.
JE




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JE

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