Freitag, 17. August 2018
Was am Kapital ist variabel?
Die Productionsmittel gehn als bestimmte Waaren, z. B. als Baumwolle, Kohle, Spindeln u. s. w. aus der Circu- lation in den Arbeitsproceß ein. Sie gehn in der Gestalt des Gebrauchswerths ein, die sie hatten, so lange sie noch als Waaren circulirten. In den Proceß eingetreten, functioniren sie dann mit den ihren Gebrauchswerthen ent- sprechenden, ihnen als Dingen dinglich zukommenden Eigenschaften der Baumwolle als Baumwolle etc. Es verhält sich aber anders mit dem Theil des Capitals, den wir variables nennen, der aber erst durch seinen Aus- tausch gegen Arbeitsvermögen in den variablen Theil des Capitals wirklich verwandelt wird.
Seiner realen Gestalt nach betrachtet, stellt das Geld – dieser Capitaltheil – den der Capitalist im Ankauf von Arbeitsvermögen verausgabt, nichts dar als die auf dem Markt befindlichen (oder auf ihn within certain terms geworfenen) Lebensmittel, die in die individuelle Consumtion des Arbeiters eingehn. Das Geld ist nur die ver- wandelte Form dieser Lebensmittel, die der Arbeiter, sobald er es empfangen hat, rückverwandelt in Lebens- mittel. Diese Verwandlung sowohl, wie dann die Consumtion dieser Waaren als Gebrauchswerthe, ist ein Pro- ceß der unmittelbar nichts zu thun hat mit dem unmittelbaren Productionsproceß, näher Arbeitsproceß, viel- mehr ausserhalb denselben fällt.
Der eine Theil des Capitals und dadurch das Gesammtcapital, wird ja eben dadurch in eine variable Grösse ver- wandelt, daß statt des Gelds, einer constanten Werthgrösse, oder der Lebensmittel, worin es sich darstellen kann, ebenfalls constanten Werthgrössen, umgekehrt ein Element eingetauscht wird, das lebendige Arbeitsvermögen, das Werthschaffend ist und das als Werthschöpfendes Element grösser oder kleiner sein kann, sich als variable Grös- se darstellen kann, überhaupt in allen Umständen nur als eine fliessende, werdende – und daher within diffe- rent limits enthaltne – werdende Grösse statt einer gewordnen als Factor in den Productionsproceß eintritt.
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Ökonomisches Manuskript 1863-1865, MEGA II/4.1, S. 59
Nota. - Am Kapital selbst ist zunächst gar nichts variabel. Variabel ist der Wert des Arbeitsvermögens - geringer, wenn es als Ware gekauft, und größer, wenn es vom Kapital als lebendige Arbeit konsumiert und in Produkt ver- wandelt wird: Variabel ist auch der Wert des Arbeitsvermögens nicht an sich, sondern nur durch seine Einver- leibung ins Kapital.
Das lässt sich nicht in einen Begriff fassen, denn es ist singulär: Es gibt kein Zweites, das man ebenso beschrei- ben könnte. Will man es mitteilen, lässt es sich nur anschaulich erzählen. Darum haben die Theoretiker aller ver- feindeten Seiten stets wie vor einem Mysterium gestanden.
JE
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