Sonntag, 26. August 2018

Doppelcharakter der Arbeit.

 
Aus dem früher Entwickelten folgt, daß der Ausdruck „vergegenständlichte Arbeit“ und der Gegensatz von Capital als vergegenständlichter Arbeit zur lebendigen Arbeit grosser Mißdeutung fähig ist.

Ich habe bereits früher gezeigt, daß die Analyse der Waare auf „Arbeit“ bei allen bisherigen Oekonomen zwei- deutig und unvollständig ist. Es genügt nicht sie auf „Arbeit“ zu reduciren, sondern auf Arbeit in der Doppel- form, worin sie sich einerseits als konkrete Arbeit im Gebrauchswerth der Waaren darstellt, andrerseits als gesellschaft- lich nothwendige Arbeit im Tauschwerth berechnet wird. 

Vom ersten Gesichtspunkt hängt alles von ihrem besondren Gebrauchswerth, ihrem spezifischen Charakter ab, der eben dem von ihr geschaffnen Gebrauchswerth den spezifischen Stempel aufdrückt und ihn zu einem kon- kreten Gebrauchswerth im Unterschied von andren, zu diesem bestimmten Artikel macht. Dagegen wird von ihrer besondern Nützlichkeit, ihrer bestimmten Natur und Art und Weise ganz und gar abstrahirt, soweit sie als Werthbildendes Element berechnet oder die Waare als ihre Vergegenständlichung berechnet wird. 

Als solche ist sie unterschiedlose, gesellschaftlich nothwendige, allgemeine Arbeit, ganz und gar gleichgültig gegen jeden besondren Inhalt, weshalb sie auch an ihrem selbstständigen Ausdruck, dem Geld, an der Waare als Preiß, einen allen Waaren gemeinschaftlichen und nur durch Quantität unterscheidbaren Ausdruck erhält. Nach der erstren Seite stellt sich die Sache im bestimmten Gebrauchswerth der Waare, ihrer bestimmten dinglichen Existenz, nach der zweiten im Geld dar, ob dieß nun als Geld, oder als blosses Rechengeld im Preisse der Waare existire. Nach der ersten Seite handelt es sich ausschließlich um die Qualität, nach der zweiten blos um die Quantität der Arbeit. 

Nach der ersten Seite stellt sich der Unterschied der konkreten Arbeit in der Theilung der Arbeit, nach der zweiten in ihrem unterschiedlosen Geldausdruck dar. Innerhalb des Productionsprocesses nun tritt uns dieser Unterschied activ entgegen. Es sind nicht mehr wir, die ihn machen, sondern er wird im Productionsproceß selbst gemacht. 
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Ökonomisches Manuskript 1863-1865,
MEGA II/4.1, S. 66
f. 



Nota. - Dieses Manuskript von 1863-65 stellt viel mehr einen Rohentwurf zum Kapital dar, als die ebenfalls so genannten Grundrisse. Während Marx in jenen ohne formellen Rahmen, aber nach unterschiedlichen Plänen das faktische und begriffliche Material sammelt, das er zur späteren Ausarbeitung brauchen würde (und nachträg- lich ein Inhaltverzeichnis anlegte, das die Herausgeber der ersten MEGA als Kapitelüberschriften missverstanden), sehen wir ihn hier bereits mit der logischen Darstellung und dem editorischen Aufbau beschäftigt. Natürlich stellen sich Begriffsfragen bei der Darstellung im Zusammenhang noch einmal und schärfer als bei der ersten Sichtung, weshalb sich die Resultate des unmittelbaren Produktionsprozesses stellenweise lesen wie ein Schulungstext zur Einführung in die Kritik der Politischen Ökonomie. Die Wiederholungen sind wenig unterhaltend, doch machen sie den Text um vieles anschaulicher als die endgültige Ausarbeitung für ein gelehrtes Publikum.
JE


Nota - Das obige Bild gehört mir nicht, ich habe es im Internet gefunden. Wenn Sie der Eigentümer sind und ihre Verwendung an dieser Stelle nicht wünschen, bitte ich um Ihre Nachricht auf diesem Blog. JE  

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