Dienstag, 14. August 2018

Reale Formbestimmung.


Ferner aber scheiden sich im Arbeitsproceße die in ihn eingehenden Ge- brauchswerthe in zwei streng begriff- lich geschiedne Momente und Gegensätze (ganz wie eben gesagt, die gegenständlichen Productionsmittel thun) – auf der einen Seite die gegenständlichen Productionsmittel, die objectiven Productionsbedingungen, auf der andren Seite die werkthätigen Arbeitsvermögen, die sich zweckmässig äussernde Arbeitskraft, die subjektive Producti- onsbedingung. Dieß ist eine weitre Formbestimmtheit des Capitals, so weit es sub specie des Gebrauchswerths inner- halb des unmittelbaren Productionsprocesses erscheint. 

In der einfachen Waare ist bestimmte zweckmässige Arbeit, Spinnen, Weben, u. s. w. im Gespinst, im Geweb verkörpert, vergegenständlicht. Die zweckmässige Form des Products ist die einzige Spur, welche die zweck- mässige Arbeit zurückgelassen hat und diese Spur selbst kann ausgelöscht sein, wenn das Product die Form eines Naturproducts hat, wie Vieh, Weizen u. s. w. In der Waare erscheint der Gebrauchswerth gegenwärtig, als das Vorhandne, das in dem Arbeitsproceß nur als Product erscheint. Die einzelne Waare ist in der That ein fer- tiges Product, hinter dem sein Entstehungsproceß liegt, worin der Prozeß, wodurch sich besondre nützliche Ar- beit in ihm verkörperte, vergegenständlichte, in der That aufgehoben ist. In dem Productionsproceß wird die Waare. Sie wird beständig als Product vom Proceß abgestossen, so daß das Product selbst nur als ein Moment des Processes erscheint. 

Ein Theil des Gebrauchswerths, worin das Capital innerhalb des Productionsprocesses erscheint, ist das lebendige Arbeitsvermögen selbst, aber als Arbeitsvermögen von bestimmter, dem besondren Gebrauchswerth der Produc- tionsmittel entsprechender Specification und als sich bethätigendes Arbeitsvermögen, sich zweckmässig äussernde Ar- beitskraft, die die Productionsmittel zu gegenständlichen Momenten ihrer Bethätigung macht und sie daher aus der ursprünglichen Form ihres Gebrauchswerths in die neue Form des Products verwandelt. Die Gebrauchswer- the selbst machen daher innerhalb der Arbeitsprocesse einen wirklichen Verwandlungs proceß durch, ob dieser nun mechanischer, chemischer, physicalischer Natur sei. 

Während in der Waare der Gebrauchswerth ein gegebnes Ding mit bestimmten Eigenschaften ist, ist er jetzt Verwandlung der als Rohmaterial und Arbeitsmittel functionirenden Dinge, Gebrauchswerthe, vermittelst der sich durch sie und in ihnen bethätigenden lebendigen Arbeit, welche eben das Arbeitsvermögen actu ist, in einen Gebrauchswerth von veränderter Gestalt – das Product. So zerfällt also die Gestalt, die das Capital als Gebrauchswerth im Arbeitsproceß annimmt, erstens in die begriffsmässig dirimirten und auf einander bezognen Productionsmittel; zweitens in die begriffsmässige, aus der Natur des Arbeitsprocesses entquillende Diremtion zwischen den objektiven Arbeitsbedingungen (den Productionsmitteln) und der subjektiven Arbeitsbedin/gung, dem zweckmässig thätigen Arbeitsvermögen, d. h. der Arbeit selbst.  

Drittens aber, das Ganze des Processes betrachtet, erscheint der Gebrauchswerth des Capitals hier als Gebrauchs- werth producirender Proceß, worin die Productionsmittel dieser spezifischen Bestimmtheit nach als Producti- onsmittel des zweckmässig thätigen, ihrer bestimmten Natur entsprechenden, spezifischen Arbeitsvermögen functi- oniren. Oder der gesammte Arbeitsproceß als solcher, in der lebendigen Wechselwirkung seiner objectiven und subjektiven Momente, erscheint als die Gesammtgestalt des Gebrauchswerths, d. h. die reale Gestalt des Capi- tals im Productionsproceß. 

Der Productionsproceß des Capitals ist vor allem, seine reale Seite betrachtet – oder ihn als Proceß betrachtet, der durch nützliche Arbeit mit Gebrauchswerthen neue Gebrauchswerthe bildet – wirklicher Arbeitsproceß. 
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Ökonomisches Manuskript 1863-1865,
MEGA II/4.1, S. 55f.   



Nota. -  Wieviel leichter würde das Verständnis, wenn Marx zwischen realer Formbestimmung auf der Gebrauchs- wertseite und idealer Formbestimmung auf der Tauschwertseite unterschieden hätte! Nur "einfachheitshalber", das hätte er ja anmerken können; denn natürlich ging es ihm darum, dass die 'ideale' Form des Tauschwerts im wirklichen Handeln der Menschen Realität hat. Dabei hätte er die Gelegenheit gehabt, zwischen toter, vergange- ner Bestimmtheit und lebendigem, aktualem Bestimmen zu unterscheiden.

Doch ist es besser, dass er sich die dialektische Grundoperation des Perspektivenwechsels in seiner Hegel'schen Verballhornung als Formenwechsel klargemacht hat, als garnicht; immerhin hat er unter der Asche die Glut wie- derentdeckt.
JE



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