Dienstag, 15. November 2016

Durchschnitt und Subjektität.


Ike B.

Was immer sich generisch über 'die bürgerliche Gesellschaft' aussagen lässt, gilt jeweils nur im Durchschnitt. 'Begriffe' sind Abstraktionen von je individuellen Aktionen und Interaktionen zum Zweck der Reflexion. Die Durchschnittsgrößen, die im Verlauf des Marktgeschehens ausgemittelt werden, sind keine Ganzheiten, son- dern Verallgemeinerung. Verallgemeinerung ist auch 'das Arbeitsvermögen'. Ein Ganzes kann es nur werden durch 'Bildung zur Partei'.
6) Das Ganze oder das Allgemeine

‘Wirklich’, d.h. wirkend, ist das ‘allgemeine Arbeitsvermögen’ nur auf dem Standpunkt des gesellschaftli- chen  G a n z e n. Jedoch ist ‚die Gesellschaft‘ ein ’Ganzes’ n u r  in der V o r s t e l l u n g (als ein  V e r h ä l t n i s ); empirisch ist sie dagegen nur ein endloser  Strom individueller Austauschakte, vermittelt durch die  K o n k u r r e n z:  diese  r e d u z i e r t  qua ‚allgemeines Äquivalent‘ die verschiedenen Arbeiten auf ‚Ar- beit überhaupt‘ „abstrakt allgemeine Arbeit”, und diese Abstraktion vollzieht sie  r e a l:  nämlich als  D u r c h s c h n i t t. Also was im Begriff ‘Arbeitsvermögen’ dargestellt ist, existiert empirisch nur als ein Durch- schnitt von vielen Arbeiten, und dieser Durchschnitt ist wiederum das Medium des gesellschaftlichen Zu- sammenhangs — als Parameter der individuellen Austauschakte. Aber ein Durchschnitt ist eben kein ‚Gan- zes’, sondern ein Allgemeines; d.h. empirisch real ist nur die (unbestimmte) Menge — “unendliche Mannig- faltigkeit”— von individuellen Anbietern bestimmter Arbeitskräfte: das ist die “Klasse an sich” der marxolo- gischen Literatur, reines Ausbeutungsmaterial, das ein ’Ganzes’ darstellt  f ü r  das ihr gegenüberstehende Kapital — also gerade  n i c h t  ‘an sich’.

‘Klasse’ wird diese empirische Menge nur, insofern sie sich wirklich, d.h. wirkend dem Kapital entgegen-     s e t z t , “sich zur Klasse  b i l d e t”  (und sei es nur ‘an sich für sich‘, faktisch, noch ohne das bestimmte Bewußtsein davon: ‘für sich für sich’; ‘zur Klasse bilden’ heißt: “zur politischen Partei”.

Und hier stoßen wir auf die dritte Gestalt des ‘Arbeitsvermögens’ bei K. M.: die “Arbeiterklasse” als trans- zendentale ‘Idee’, sowohl erkenntnisleitendes, ‘regulatives’ Prinzip als auch — sofern die Erkenntnis näm- lich praktisch, d. h. politisch,  m o t i v i e r t  ist — als “praktisches Postulat”, nicht Bestimmtheit, sondern Bestimmung, d.h. nicht  S e i n, sondern  S o l l e n.

In keiner der drei Gestalten, in denen das Arbeitsvermögen in der ‘Kritik der politischen Ökonomie‘ vor- kommt, handelt es sich um ein substantes Subjekt: als bloßes ‘Vermögen’ ist es logisches Konstrukt, ledig- lich Erklärungsgrund eines empirisch Wirklichen; transzendentale Voraussetzung, keineswegs selber Realie;

— als empirische Realität ist es bloß faktische Addition  (p r o z e s s i e r e n d e:  also nichteimal endliche  S u m m e )  individuell Gegebner; als solche nicht handelnd (‘wirkend’), sondern lediglich ‘leidend’; also   g a r   k e i n  ’Subjekt‘ — zur “Arbeiterklasse” wird diese empirische Menge nur, sofern sie handelnd sich als solche setzt; wirkliches, weil wirkendes Subjekt wird nur durch  E n t g e g e n setzung, nämlich effektive.



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen