Pankration
Marx hat die Hegel'sche Dialektik, wie er sagte, "vom Kopf auf die Füße" gestellt: Während bei Hegel das 'Ganze' von seinem inneren (begrifflichen) Widerspruch in Bewegung - These-Antithese-Synthese - gehalten wird, ist es bei Marx das verstehende Subjekt, das seine Vorstellungen nur durch Entgegensetzen bestimmen kann. Also nicht die Geschichte selbst 'verfährt dialektisch', sondern der kritische Wissenschaftler muss dialek- tisch verfahren, wenn er sie reale Entwicklungsdynamik durchschauen will.
Die reale Entwicklungsdynamik wird dominiert nicht von logischen Widersprüchen, sondern von realen Anta- gonismen, und die lösen sich nicht "synthetisch" in einer Höheren Einheit, sondern praktisch durch Kampf, Sieg und Niederlage.
aus Marx und Fichte
7) Kein Realsubjekt, keine Realdialektik— zwischen den empirisch gegebnen Proletariern und den ebenso empirisch gegebnen Kapitalisten herrscht keine ‘Dialektik’, nicht einmal begrifflich: denn selbst begrifflich sind erstere lediglich O b j e k t e der letzteren, ‘Leiden’ ohne ‚Tätigkeit‘, Rezeptivität ohne Spontaneität;
— und schließlich zwischen der ‘Arbeiterklasse‘ als politischem Begriff, praktischem Postulat — nämlich immer unter der Voraussetzung, daß sie wirklich als solche handelt — und der Kapitalistenklasse (nicht: “dem Kapital”!) herrscht keine ‘Dialektik’ (=Wechselbestimmung), sondern — ggf. — ein r e a l e r A n t a g o n i s m u s, alias “Klassenkampf”: endend nicht in der ‘Synthese’, “Aufhebung” beider in eine “höhere Kategorie”, sondern… S i e g der einen über die andre…
Was sich in der Vorstellung nun wieder so ausdrücken läßt, daß ‘das Arbeitsvermögen’ mit ‚dem Arbeits- mittel‘ wieder ‘vereinigt’ wird (“Aufhebung der Teilung der Arbeit durch ihre Vollendung“), wobei man allerdings die (“idealistische”) Vorstellung fernzuhalten hat, als ob das, was durch die Wechselbestimmung der B e g r i f f e als logische Notwendigkeit erscheint, in der wirklichen Geschichte der empirischen Individuen eine real wirkende K r a f t (“Entwicklungsgesetz”) wäre.
Denn in dem wissenschaftlichen Modell, das die ‘Kritik der politischen Ökonomie’ vom Gesamtprozeß der kapitalistischen Reproduktion entwirft, nämlich wo die ‘Kritik’ selber T h e o r i e ist, die das tatsächliche Geschehen ‘erkennen’ will; also in der ökonomischen Theorie geht die kapitalistisch Produktionsweise n i c h t an der Aktion der Verkäufer von Arbeitskraft zugrunde, sondern… am Fall der Profitrate! Und dies allerdings ‘notwendig‘, d.h. mit realer Kausalität; aber der kapitalistische Z u s a m m e n b r u c h, den die Theorie als empirisch unausweichlich darstellt,* ist ganz und gar nicht das “Aufgehen in die höhere Kate- gorie” (=”Kommunismus”); sondern kann, als rein negativ bestimmt, sehr wohl als “Untergang in der Bar- barei” stattfinden.
Das ‘Aufheben’ der durch den Kapitalismus herbeigeführten Verallgemeinerung der Bedürfnisse und Univer- salisierung des Verkehrs in eine ‘höhere‘ Form muß ein besonderer empirischer A k t sein (der weder fak- tisch noch logisch durch den “automatischen Zusammenbruch” bedingt ist, jedenfalls nicht notwendig), näm- lich die “proletarische Revolution”, eine p r a k t i s c h e Kategorie: eine ‘Idee’ insofern, als sie als Vorstel- lung konstitutiv ist bei der Bildung der Proletarier zur Klasse ‘für sich für sich‘…; und die ‘Arbeiterklasse muß nach dieser ‘Idee’ h a n d e l n, um zu ’s e i n’.
*) Zugleich zählt Marx aber alle Faktoren auf, die im tatsächlichen Verlauf der kapitalistischen Reproduktion dem Fall der Profitrate tagtäglich entgegenwirken – Kapitalvernichtung durch Krisen und Kriege, Kapitalent- wertung durch technische Revolution… Sie alle können die Tendenz zum Sinken der Profitrate nicht aufhe- ben; aber sie können das Sinken der Profitrate im gegebenen Moment verhindern. So dass das Sinken der Profitrate einmal eintreten muss; man kann nur nicht wissen, wann, und vielleicht… werden wir es nie erleben.
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