Montag, 31. August 2015
Dialektischer Stolperdraht.
Das Geld als Capital ist eine Bestimmung des Geldes, die über seine einfache Bestimmung als Geld hinausgeht. Es kann als höhere Realisation betrachtet werden; wie gesagt werden kann, daß der Affe sich im Menschen entwickelt. Indeß ist dann die niedre Form als das Uebergreifende Subjekt über die Höhere gesezt.
Jedenfalls ist Geld als Capital von Geld als Geld unterschieden. Die neue Bestimmung ist zu entwickeln. Andrerseits das Capital als Geld scheint der Rückgang des Capitals in eine niedre Form. Es ist aber nur das Setzen desselben in einer Besonderheit, die als Nicht-Capital schon vor ihm existirt, und eine seiner Voraussetzungen ausmacht.
Das Geld kommt in allen spätern Verhältnissen wieder vor; aber dann fungirt es eben / nicht mehr als bloses Geld. Wenn, wie hier, es zunächst darum zu thun ist, es bis zu seiner Totalität als Geldmarkt zu verfolgen, so wird die übrige Entwicklung vorausgesezt und muß gelegentlich hereingenommen werden. So hier die allgemeine Bestimmung des Capitals, eh wir zu seiner Besonderheit als Geld fortgehn.
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Grundrisse, MEGA II/1.1, S. 173f. [MEW 42, S. 176]
Nota. - Wenn ich das Kapital als eine "höhere Verwirklichung" des Geldes auffasse, dann wird das Geld als das übergreifende Subjekt über das Kapital gesetzt: Die niedere Form bestimmt die höhere. - So wäre es bei einer rein logischen Betrachtung, die man endlos bereichern könnte durch Umschlagen, Wechselbestimmung, Wider- spruch usw.. Aber wozu? Es erlaubt keine sachlich neue Einsicht. Denn in der ökonomischen Wirklichkeit fun- giert das Geld hier nicht mehr als Geld, sondern als Kapital. Wozu könnten dialektische Elukubrationen über Wesen und Erscheinung da dienen? Eine Sache ist das, als was sie wirkt; jeweils. In der Wirklichkeit erscheinen keine Wesen, sondern lediglich Funktionen.
Wir befinden uns hier noch in Heft II des Ms., in dem Abschnitt 'Verwandlung von Geld in Kapital'. Die ent- scheidende methodische Wendung steht Marx noch bevor.
JE
Sonntag, 30. August 2015
Die pragmatische Wiederherstellung der kritischen Methode.
Begriffe ohne Anschauung sind leer, hatte Kant den rationalistischen Dogmatikern seiner Zeit, zu denen er eben noch selbst gehört hatte, hinter die Ohren geschrieben. Begriffe werden nicht ergriffen, sondern vom reflektierenden Verstand aus Anschauungen gemacht. Das sollte als Die Kopernikanische Wende der Philoso- phie in die Lehrbücher eingehen. Doch Kant war noch keine zehn Jahre tot, da geisterte der Begriff schon wieder als sich selbst bewegendes Subjekt/Objekt durch die Metaphysik.
Dazwischen lag eine wahrhaftige Konterrevolution im Denken. Der Begriff erhebt sich als Absoluter Geist über alle Realität und verleibt sich selbst noch die Iche ein, die Geschichte, die ganze Welt ist nichts als die Parusie des Begriffs, eine zyklische Bewegung, in der er, durch die Endlichkeit hindurch, am Ende doch wieder zu sich zurückkehrt.
In der Gestalt des Hegel'schen Systems kehrte der dogmatische Rationalismus - mit mystizistischen Strähn- chen, das ist wahr - für drei Jahrzehnte zur Herrschaft zurück und vermochte selbst die literarische Erinnerung an die Kritische, die Transzendentalphilosophie zu tilgen.
Dem hat das Aufkommen der Hegel'schen Linken im deutschen Vormärz nicht wirklich Abhilfe geschaffen. Die Hegel'sche Schule war im wilden Bacchanal der Kritischen Kritik zerfallen, das war alles. An eine Rückkehr zum weiland mutwillig abgerissenen transzendentalen Ansatz dachte von den Philosophen keiner.
Nicht als Philosoph hat Marx die Hegel'sche Mystifikation überwunden, sondern als Historiker und Kritiker der Politischen Ökonomie. Sein wissenschaftliches Lebensthema war ihm von Engels in den Umrissen zu einer Kritik der Nationalökonomie vorgegeben worden, und lange glaubte er, das lückenhafte Klassische System der Politischen Ökonomie nach Hegels dialektischer Methode vervollständigen zu sollen. Und da fand sich, dass nicht die Begriffe sich bewegen, sondern die wirklichen historischen Subjekte. Unter großen Mühen kam er schließlich dazu, den Begriff auf sein kritisch gebotenes Maß zurückzuführen: als kritisches Instrument in der Hand des analysierenden Historikers. Dessen bestimmte Aufgabe ist gerade, die Stellen ausfindig zu machen, die von den Begriffen nicht 'erfasst' werden, und an denen der historische Bericht die Lücke füllen muss: Nicht der Wertbegriff begründet das Kapital, sondern die Vertreibung des Landvolks vom Boden begründet das Wertgesetz.
Marx hat Fichte nicht gelesen, das lässt sich (fast) schlüssig dokumentieren und bei Gelegenheit werde ich das tun; die Dialektik in ihrer ursprünglichen, kritischen und rationellen Gestalt in Form des Fichte'schen analy- tisch-synthetischen Verfahrens, hat er nicht gekannt. Er hat auch nicht mit metatheoretischen Spekulationen über die richtige Methode begonnen, sondern mit der Analyse selbst, und musste die gebotene kritische Wen- dung auf denkpragmatischem Weg an der Stelle einführen, wo sie unvermeidlich wurde.
Nicht der Begriff 'schlägt um', sondern ein Begreifender wechselt den Gesichtspunkt, das ist das ganze Ge- heimnis der pp. Dialektik.
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Ich richte meine Aufmerksamkeit auf den Zustand der Ruhe, in dieser Ruhe wird das, was eigentlich ein Täti- ges ist, ein Gesetztes; es bleibt keine Tätigkeit mehr, sondern ein Produkt, aber nicht etwa ein anderes Produkt als die Tätigkeit selbst, kein Stoff, kein Ding, welches vor dem Vorstellen des Ich vorherging; sondern bloß das Handeln wird dadurch, dass es angeschaut wird, fixiert; so etwas heißt ein Begriff, im Gegensatz der Anschau- ung, welche auf die Tätigkeit als solche geht.
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J. G. Fichte, Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 32f.
Man nennt die innere Thätigkeit, in ihrer Ruhe aufgefasst, durchgängig den Begriff. ... Der Begriff ist überall nichts anderes, als die Thätigkeit des Anschauens selbst, nur nicht als Agilität, sondern als Ruhe und Bestimmtheit aufgefasst. ...
Im gemeinen Bewusstseyn kommen nur Begriffe vor, keinesweges Anschauungen als solche; unerachtet der Begriff nur durch die Anschauung, jedoch ohne unser Bewusstseyn, zu Stande gebracht wird. Zum Bewusst- seyn der Anschauung erhebt man sich nur durch Freiheit, wie es soeben in Absicht des Ich geschehen ist; und jede Anschauung mit Bewusstseyn bezieht sich auf einen Begriff, der der Freiheit die Richtung andeutet. Daher kommt es, dass überhaupt, so wie in unserem besonderen Falle, das Object der Anschauung / vor der Anschauung vorher daseyn soll. Dieses Objekt ist eben der Begriff. Nach unserer gegenwärtigen Erörterung sieht man, dass dieser nichts anderes sey, als die Anschauung selbst, nur nicht als solche, als Thätigkeit, sondern als Ruhe aufgefasst.
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ders., Versuch einer neuen Darstellung der Wissenschaftslehre,[1797] SW I, S. 533f.
Begreifen heißt, ein Denken an ein anderes anknüpfen, das erstere vermittelst des letzteren denken. Wo eine solche Vermittlung möglich ist, da ist nicht Freiheit, sondern Mechanismus.
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ders., Das System der Sittenlehre nach Prinzipien der Wissenschaftslehre, SW IV, S. 182
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Derlei Reflexionen finden sich bei Marx nicht. Er bleibt eng an seinem Gegenstand, nur nebenher spottet er über das statische Denken der Begriffshuber.* Es geht aber um die Methode, die er an seinem Gegenstand tatsächlich entwickelt, und nicht um das, was er darüber sagt.
*) s. Randglossen zu A. Wagners "Lehrbuch der politischen Ökonomie", MEW 19, S. 373
Samstag, 29. August 2015
Der Schein eines Systems.
Daß er bereits als Capital der lebendigen Arbeit gegenüberstand, erscheint als einzige Bedingung dafür, daß er sich nicht nur als Capital erhält, sondern als wachsendes Capital wachsend fremde Arbeit ohne Equivalent aneignet, oder seine Macht, seine Existenz als Capital gegenüber dem lebendigen Arbeitsvermögen ausweitet und anderseits das lebendige Arbeitsvermögen in seiner subjektiven, substanzlosen Dürftigkeit als lebendiges Arbeitsvermögen stets von neuem sezt.
Eigenthum an vergangner oder objektivirter fremder Arbeit erscheint als einzige Bedingung für fernere Aneignung gegenwärtiger oder lebendiger fremder Arbeit. Insofern ein Surpluscapital I geschaffen wurde durch einfachen Austausch zwischen vergegenständlichter Arbeit und dem lebendigen Arbeitsvermögen – ein Austausch ganz gegründet auf die Gesetze des Austauschs von Equivalenten als geschäzt durch die in ihnen enthaltne Quantität Arbeit oder Arbeitszeit – und sofern dieser Austausch juristisch ausgedrückt nichts voraussezte als das Eigenthumsrecht eines Jeden an seinen eignen Producten und die freie Disposition über sie – insofern aber Verhältniß von Surplus-Capital II zu I Consequenz daher dieses ersten Verhältnisses – sehn wir, daß dialektisch umschlägt, durch eine sonderbare Consequenz, das Eigenthums-/recht auf Seiten des Capitals in das Recht auf fremdes Product oder in das Eigenthumsrecht auf fremde Arbeit, das Recht sich fremde Arbeit ohne Equivalent anzueignen, und auf Seiten des Arbeitsvermögens in die Pflicht sich zu seiner eignen Arbeit oder seinem eignen Product als fremdem Eigenthum zu verhalten.
Das Eigenthumsrecht schlägt um in das Recht auf der einen Seite sich fremde Arbeit anzueignen und die Pflicht auf der andren das Product der eignen Arbeit und die eigne Arbeit selbst als Andern gehörige Werthe zu respectiren. Der Austausch von Equivalenten aber, der als die ursprüngliche Operation erschien, die das Eigenthumsrecht juristisch ausdrückte, hat sich so gedreht, daß auf der einen Seite nur zum Schein ausgetauscht wird, indem der gegen lebendiges Arbeitsvermögen ausgetauschte Theil des Capitals, erstens selbst fremde Arbeit ist, angeeignet ohne Equivalent, und 2tens mit einem Surplus vom Arbeitsvermögen ersezt werden muß, also in fact nicht fortgegeben wird, sondern nur aus einer Form in die andre verwandelt wird.
Das Verhältniß des Austauschs ist also gänzlich weggefallen, oder ist bloser Schein. Ferner erschien ursprünglich das Eigenthumsrecht gegründet auf die eigne Arbeit. Eigenthum erscheint jezt als Recht auf fremde Arbeit und als Unmöglichkeit der Arbeit sich ihr eignes Product anzueignen. Die völlige Trennung zwischen Eigenthum und noch mehr Reichthum und Arbeit erscheint jezt als Consequenz des Gesetzes, das von ihrer Identität ausging.
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Grundrisse, MEGA II/1.2, S. 366f. [MEW 42, S. 370f.]
Nota. -- Die logische Darstellung der kapitalistischen Produktionsweise als ein auf dem Äquivalententausch alias Wertgesetz beruhendes System ist ein ideologischer Schleier. Die historische Darstellung seiner Entstehung und seiner Entwicklung entlarvt den Austausch zwischen Kapital und Arbeit als einen ungleichen, der auf der gewaltsamen Vertreibung des Landvolks vom Boden beruht. Die dialektische Methode hat keinen andern Zweck, als die Unangemessenheit der scholastischen Begriffe an die historische Wirklichkeit sichtbar zu ma- chen. Ihre Rolle ist eine kritische. Sie findet im Kopf des analysierenden Wissenschaftlers statt als das Instru- ment, um unter dem Schleier zeitloser Begriffe die ihnen ursprünglich zugrunde liegenden Tätigkeiten sichtbar zu machen.
Damit, dass unsere wirkliche Geschichte sich in Kämpfen und Gegensätzen abspielt, hat sie sachlich gar nichts zu tun. Allerdings schärft das Verfahren, die Begriffe durch Wechselbestimmung auf ursprüngliche Tätigkeiten zurück zu führen, dafür den Blick.
JE
Freitag, 28. August 2015
Die Bedingungen für die Entstehung des Systems sind nicht die Regeln seines Fortbestands.
Wenn z. B. das Weglaufen der Leibeignen in die Städte eine der historischen Bedingungen und Vorausset- zungen des Städtewesens ist, so ist es keine Bedingung, kein Moment der Wirklichkeit des ausgebildeten Städtewesens, sondern gehört zu seinen vergangnen Voraussetzungen, den Voraussetzungen seines Werdens, die in seinem Dasein aufgehoben sind. Die Bedingungen und Voraussetzungen des Werdens, des Entstehns des Capitals unterstellen eben, daß es noch nicht ist, sondern erst wird; sie verschwinden also mit dem wirklichen Capital, mit dem Capital das selbst, von seiner Wirklichkeit ausgehend, die Bedingungen seiner Verwirklichung sezt.
So z. B. wenn bei dem ursprünglichen Werden des Geldes oder des für sich seienden Werths zu Capital eine Accumulation – sei es durch Ersparung an den durch eigne Arbeit geschaffnen Producten und Werthen etc – auf Seiten des Capitalisten vorausgesezt ist, die er als Nichtcapitalist vollbracht hat – wenn also die Voraus- setzungen des Werdens des Geldes zu Capital als gegebne äussere Voraussetzungen für die Entstehung des Capitals erscheinen – so, sobald das Capital als solches geworden ist, schafft es seine eignen Voraussetzungen, nämlich den Besitz der realen Bedingungen für Schöpfung von Neuwerthen ohne Austausch – durch seinen eignen Productionsprocess.
Diese Voraussetzungen, die ursprünglich als Bedingungen seines Werdens erschienen – und daher noch nicht von seiner Action als Capital entspringen konnten – erscheinen jezt als Resultate seiner eignen Verwirklichung, Wirklichkeit, als gesezt von ihm – nicht als Bedingungen seines Entstehens, sondern als Resultate seines Daseins. Es geht nicht mehr von Voraussetzungen aus, um zu werden, sondern ist selbst vorausgesezt, und von sich ausgehend, schafft die Voraussetzungen seiner Erhaltung und Wachsthums selbst.
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Grundrisse, MEGA II/1.2, S. 368 [MEW 42, S. 372]
Nota. - Der 'Grund' eines Systems liegt außerhalb seiner und kommt in ihm nicht vor, und die immanente, "logische" Analyse kann ihn nicht ergründen. - Dieser Gedanke kommt in der ontologischen Dialektik Hegels natürlich nicht vor: Da ist durchgehend das Eine, als Substanz gefasste Große Subjekt am Wirken. Nun ist Hegels Dialektik eine dogmatische Parodie der kritischen, analytisch-synthetischen Methode Fichtes. Der Gedanke, dass der Grund eines Systems nur außerhalb seiner gefunden werden kann, ist dort ein durchgängiges Denk- motiv. Wer das, was an Hegel allenfalls brauchbar ist, vom Kopf auf die Füße stellen will, wird sich bei Fichte wiederfinden.
JE
Donnerstag, 27. August 2015
Von der logischen zur historischen Darstellung übergehen.
Andrerseits, was viel wichtiger für uns ist, zeigt unsre Methode die Punkte, wo die historische Betrachtung hineintreten muß, oder wo die bürgerliche Oekonomie als blos historische Gestalt des Productionsprocesses über sich hinausweist auf frühre historische Weisen der Production. Es ist daher nicht nöthig,* um die Gesetze der bürgerlichen Oekonomie zu entwickeln, die wirkliche Geschichte der Productionsverhältnisse zu schreiben. Aber die richtige Anschauung und Deduction derselben als selbst historisch gewordner Verhältnisse führt immer auf erste Gleichungen – wie die empirischen Zahlen z. B. in der Naturwissenschaft –, die auf eine hinter diesem System liegende Vergangenheit hinweisen.
Diese Andeutungen, zugleich mit der richtigen Fassung des Gegenwärtigen, bieten dann auch den Schlüssel für das Verständniß der Vergangenheit – eine Arbeit für sich, an die wir hoffentlich auch noch kommen werden. Ebenso führt diese richtige Betrachtung andrerseits zu Punkten, an denen die Aufhebung der gegenwärtigen Gestalt der Productionsverhältnisse – und so foreshadowing der Zukunft, werdende Bewegung sich andeutet.
Erscheinen einerseits die vorbürgerlichen Phasen als nur historische, i. e. aufgehobne Voraussetzungen, so die jetzigen Bedingungen der Production als sich selbst aufhebende und daher als historische Voraussetzungen für einen neuen Gesellschaftszustand setzende.
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Grundrisse, MEGA II/1.2, S. 369 [MEW 42, S. 373]
*) Dies steht auf S. 45 von Heft IV. Es ist der Abschnitt, den M. nachträglich in seinem Inhaltsverzeichnis zum Ms. der Grundrisse mit "Ursprüngliche Akkumulation des Kapitals" überschrieben hat. Nur fünf Seiten später - S. 50f. - beginnt dann genau dies: die Darstellung der Entwicklung des Kapitals aus den vorhergangenen Pro- duktionsverhältnissen, von Marx später als "Formen, die der kapitalistischen Produktion vorangehen" über- schrieben: das bewusste Formenkapitel.
JE
Mittwoch, 26. August 2015
Groteske Felsenmelodie.
Wenn aber so das Capital als Product der Arbeit erscheint, so erscheint ebenso das Product der Arbeit als Capital – nicht mehr als einfaches Product, noch als austauschbare Waare, sondern als Capital; vergegenständlichte Arbeit als Herrschaft, Commando über lebendige. Es erscheint ebenso als Product der Arbeit, daß ihr Product als fremdes Eigenthum, selbstständig der lebendigen Arbeit gegenübertretende Existenzweise, ebenso als für sich seiender Werth erscheint; daß das Product der Arbeit, die vergegenständlichte Arbeit mit einer eignen Seele von der lebendigen Arbeit selbst begabt ist und sich ihr gegenüber als fremde Macht festsezt.
Vom Standpunkt der Arbeit aus betrachtet erscheint sie als so in dem Productionsprozeß thätig, daß sie ihre Verwirklichung in objektiven Bedingungen zugleich als fremde Realität von sich abstößt und daher sich selbst als substanzloses blos bedürftiges Arbeitsvermögen gegenüber dieser ihr entfremdeten, nicht ihr, sondern andern gehörigen Realität sezt; daß sie ihre eigne Wirklichkeit nicht als Sein für sich, sondern als bloses Sein für andres, und daher auch als bloses Anderssein, oder Sein des Andren gegen sie selbst sezt.
Dieser Verwirklichungsprocess ist ebenso der Entwicklungsprocess der Arbeit. Sie sezt sich objektiv, aber sie sezt diese ihre Objektivität als ihr eignes Nichtsein oder als das Sein ihres Nichtseins – des Capitals. Sie kehrt in sich zurück als blose Möglichkeit der Werthsetzung oder Verwerthung; weil der ganze wirkliche Reichthum, die Welt des wirklichen Werths, und ebenso die realen Bedingungen ihrer eignen Verwirklichung als selbstständige Existenzen ihr gegenüber gesezt sind. Es sind die in dem eignen Schoß der lebendigen Arbeit ruhenden Möglichkeiten, die in Folge des Productionsprocesses als Wirklichkeiten ausser ihr existiren – aber als ihr fremde Wirklichkeiten, die den Reichthum im Gegensatz zu ihr bilden.
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Grundrisse, MEGA II/1.2, S. 363 [MEW 42, S. 366f.]
Nota. - Hier ist sie wieder, die Entfremdung der Arbeit. Wie man es auch betrachtet: Der hegelisierende Jargon fügt der sachlichen Erkenntnis nichts hinzu; nicht der ökonomischen Analyse, nicht der Untersuchungsmetho- de, nicht einmal dem analytischen Instrumentarium. Er führt aber eine philosophisch verkleidete politische Tendenz in die Darstellung ein. Mit andern Worten, er ist das, was Marx selber andernorts 'ideologisch' nennen würde. Er dient hier aber der Selbstverständigung des Autors, der doch von der Philosophie herkam, und prägt nicht den Fortgang der Untersuchung selbst. Er ist ein äußeres Beiwerk, auf das die wissenschaftliche Darstellung verzichten kann, ohne das Verständnis zu beeinträchtigen.
JE
Dienstag, 25. August 2015
Gebrauchswert des Arbeitslohns.
Diese Mißverständnisse Ricar-/dos gehn offenbar daraus hervor, daß er selbst nicht klar über den Process war, noch sein konnte als Bourgeois. Einsicht in diesen Process ist = dem statement, daß das Capital nicht nur, wie A. Smith meint Commando über fremde Arbeit ist, in dem Sinne wie jeder Tauschwerth es ist, weil er seinem Besitzer Kaufmacht giebt, sondern daß es die Macht ist sich fremde Arbeit ohne Austausch, ohne Equivalent, aber mit dem Schein des Austauschs, anzueignen. Ricardo weiß A. Smith und andren gegenüber, die in denselben Irrthum verfallen über Werth as determined by labour, und über Werth as determined by the price of labour (wages) nie anders zu refütiren als so: daß er sagt mit dem Product derselben Quantität Arbeit kann man bald mehr, bald weniger lebendige Arbeit in Bewegung setzen, d. h. er betrachtet das Product der Arbeit in Bezug auf den Arbeiter nur als Gebrauchswerth – den Theil des Products den er braucht um leben zu können als Arbeiter. Woher es aber kömmt, daß auf einmal der Arbeiter in dem Austausch nur Gebrauchswerth repräsentirt oder nur Gebrauchswerth aus dem Austausch zieht, ist ihm by no means klar, wie schon seine nie allgemein, sondern stets an einzelnen Beispielen demonstrirende Argumentation gegen A. Smith beweist.
Woher kömmt es denn, daß der Antheil des Arbeiters am Werth des Products nicht bestimmt ist durch den Werth, sondern durch den Gebrauchswerth des Products, also nicht durch die darauf verwandte Arbeitszeit, sondern durch seine Qualität, das lebendige Arbeitsvermögen zu erhalten? Wenn er dieß etwa erklärt durch Concurrenz der Arbeiter unter sich, so wäre hierauf zu antworten idem was er dem A. Smith über die Concurrenz der Capitalisten antwortet, daß diese Concurrenz zwar das Niveau des Profits ebnen, gleich machen kann aber keineswegs das Maaß dieses Niveaus schafft. So könnte die Concurrenz der Arbeiter den höhren Arbeitslohn herabdrücken etc, aber der allgemeine Standard des Arbeitslohns, oder wie Ricardo sagt, der natürliche Preiß des Arbeitslohns, könnte nicht erklärt werden aus der Concurrenz zwischen Arbeiter und Arbeiter, sondern nur aus dem ursprünglichen Verhältniß zwischen Capital und Arbeit.
Die Concurrenz überhaupt, dieser wesentliche Locomotor der bürgerlichen Oekonomie, etablirt nicht ihre Gesetze, sondern ist deren Executor. Illimited competition ist darum nicht die Voraussetzung für die Wahrheit der ökonomischen Gesetze, sondern die Folge – die Erscheinungsform, worin sich ihre Nothwendigkeit realisirt. Für die Oekonomen, wie Ricardo thut, voraussetzen, daß illimited competition existirt, ist die volle Realität und Realisirung der bürgerlichen Productionsverhältnisse in ihrer differentia specifica voraussetzen. Die Concurrenz erklärt daher nicht diese Gesetze; sondern sie läßt sie sehn, producirt sie aber nicht.
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Grundrisse, MEGA II/1.2, S. 548f. [MEW 42, S. 456f.]
Montag, 24. August 2015
Der Gebrauchswert des fixen Kapitals und der Fall der Profitrate.
Aber die Bestimmung des Gebrauchswerths des Capital fixe als in dem Productionsprocess selbst sich aufzehrenden, ist identisch damit, daß es nur als Mittel in diesem Process gebraucht wird und selbst blos als Agens für die Verwandlung des Rohstoffs in Product existirt.
Als solches Productionsmittel kann sein Gebrauchswerth darin bestehn, daß es nur technologische Bedingung für das Vorsichgehn des Processes ist (die Stätte, worin der Productionsprocess vorgeht), wie bei den Baulichkeiten etc, oder daß es eine unmittelbare Bedingung für das Wirken des eigentlichen Productionsmittels, wie alle matières instrumentales.
Beide sind nur wieder stoffliche Voraussetzungen für das Vorsichgehn des Productionsprocesses überhaupt, oder für die Anwendung und Erhaltung des Arbeitsmittels. Dieses aber im eigentlichen Sinn dient nur innerhalb der Production und zur Production und hat keinen andren Gebrauchswerth.
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Grundrisse, MEGA II/1.2, S. 570 [MEW 42, S. 591]
Drittens: Je grösser der Surpluswerth des Capitals vor der Vermehrung der Productivkraft, je grösser das Quantum der vorausgesezten Surplusarbeit oder Surpluswerths des Capitals, oder je kleiner bereits der Bruchtheil des Arbeitstags der das Equivalent des Arbeiters bildet, die nothwendige Arbeit ausdrückt, desto geringer ist das Wachsthum des Surpluswerths, das das Capital von der Vermehrung der Productivkraft erhält. Sein Surpluswerth steigt, aber in immer geringrem Verhältniß zur Entwicklung der Productivkraft. Je entwickelter also schon das Capital, je mehr Surplusarbeit es geschaffen hat, um so furchtbarer muß es die Productivkraft entwickeln, um sich nur in geringem Verhältniß verwerthen, d. h. Mehrwerth zuzufügen – weil seine Schranke immer bleibt das Verhältniß zwischen dem Bruchtheil des Tages der die nothwendige Arbeit ausdrückt und dem ganzen Arbeitstag. / Innerhalb dieser Grenzen kann es sich allein bewegen.
Je kleiner schon der Bruchtheil, der auf die nothwendige Arbeit fällt, je grösser die Surplusarbeit, desto weniger kann irgend eine Vermehrung der Productivkraft die nothwendige Arbeit sensibly vermindern; da der Nenner enorm gewachsen ist. Die Selbstverwerthung des Capitals wird schwieriger im Maasse wie es schon verwerthet ist. Die Vermehrung der Productivkräfte würde dem Capital gleichgültig; die Verwerthung selbst, weil ihre Proportionen minim geworden sind; und es hätte aufgehört Capital zu sein. Wäre die nothwendige Arbeit 1/1000 und verdreifachte sich die Productivkraft, so würde sie nur fallen [auf] 1/3000 oder die Surplusarbeit wäre nur gewachsen um 23000. Es geschieht dieß aber nicht weil der Arbeitslohn gewachsen oder der Antheil der Arbeit am Product, sondern weil er schon so tief gefallen ist, betrachtet im Verhältniß zum Product der Arbeit oder zum lebendigen Arbeitstag.
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Grundrisse, MEGA II/1.1, S. 254f. [MEW 42, S. 258f.]
Nota. - Die Mehrwertrate ist das Verhältnis des Werts der unbezahlten Mehrarbeit zum Wert der Artbeitskaraft = Arbeitslohn. Seinen Profit misst der Kapitalist aber nicht am Verhältnis zum Arbeitslohn, sondern im Verhältnis zum gesamten vorgeschossenen Kapital. Mit wachsender organischer Zusammensetzung, d. h. Anteil des fixen Kapi- tals (=Maschinerie) am Gesamtkapital, wird daher die Mehrwertrate zwar steigen, die Profitrate aber fallen. Es wird sich immer weniger lohnen, in die Industrie zu investieren.
JE
Sonntag, 23. August 2015
Der logische Zirkel und seine historische Auflösung.
Wenn in der Theorie der Begriff des Werths dem des Capitals vorhergeht, andrerseits aber zu seiner reinen Entwicklung wieder eine auf das Capital gegründete Productionsweise unterstellt, so findet dasselbe in der Praxis statt. Die Oekonomen betrachten daher das Kapital auch nothwendig bald als Schöpfer der Werthe, Quelle derselben, wie andrerseits sie Werthe für die Bildung des Capitals voraussetzen und es selbst nur als eine Summe von Werthen in einer bestimmten Function darstellen.
Die Existenz des Werths in seiner Reinheit und Allgemeinheit sezt eine Productionsweise voraus, worin das einzelne Product aufgehört hat, ein solches für den Producenten überhaupt und noch mehr für den einzelnen Arbeiter zu sein und ohne die Realisirung durch die Circulation nichts ist. Es ist keine formelle Bestimmung für den, der einen Infinitesimaltheil einer Elle Cattun schafft, daß sie Werth ist, Tauschwerth. Wenn er nicht einen Tauschwerth, Geld geschaffen, hätte er überhaupt nichts geschaffen.
Diese Werthbestimmung selbst hat also zu ihrer Voraussetzung eine gegebne historische Stufe der gesellschaftlichen Productionsweise und ist selbst ein mit derselben gegebnes, also historisches Verhältniß.
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Grundrisse, MEGA II/1.1, S. 174 [MEW 42, S. 177]
Nota. - Langsam kommen wir dem Mysterium auf die Spur: "Die Ökonomen" müssen überall, wo sie das Kapi- tal erklären wollen, den Wert, und wo sie den Wert erklären wollen, überall das Kapital schon voraussetzen. Das, was logisch wie ein sinnleerer Zirkel aussieht, erhellt schlagartig der Blick in die Geschichte: "Diese Wertbe- stimmung selbst hat also zu ihrer Voraussetzung eine gegebne historische Stufe der gesellschaftlichen Produkti- onsweise und ist selbst ein mit derselben gegebnes, also historisches Verhältnis."
JE
Samstag, 22. August 2015
Historisch kommt das Kapital aus dem Grundeigentum her.
Innerhalb des Systems der bürgerlichen Gesellschaft daher folgt auf den Werth unmittelbar das Capital.
In der Geschichte gehn andre Systeme vor, die die materielle Grundlage der unvollkommnern Werthentwicklung bilden. Wie der Tauschwerth hier nur nebenher spielt neben dem Gebrauchswerth, erscheint nicht das Capital sondern das Grundeigenthumsverhältniß als seine reale Basis.
Das moderne Grundeigenthum kann dagegen gar nicht begriffen werden, weil es nicht existiren kann, ohne die Voraussetzung des Capitals und es erscheint historisch in der That als eine durch das Capital bewirkte, sich adaequat gesezte Form der vorhergehenden historischen Gestalt des Grundeigenthums. Es ist grade in der Entwicklung des Grundeigenthums, worin daher der allmählige Sieg und Herausbildung des Capitals studirt werden kann, weßwegen Ricardo, der Oekonom der modernen Zeit, mit grossem historischen Sinn die Verhältnisse von Capital, Lohnarbeit, und Grundrente innerhalb der Grenzen des Grundeigenthums betrachtet hat, um sie in ihrer spezifischen Form zu fixiren.
Das Verhältniß des industriellen Capitalisten zum Grundeigenthümer erscheint als ausserhalb des Grundeigenthums liegende Beziehung. Aber als Verhältniß des modernen farmer zum Grundrentner erscheint es als immanentes Verhältniß des Grundeigenthums selbst und das andre als nur in seiner Beziehung zum Capital mehr existirend, gesezt [sic]. Die Geschichte des Grundeigenthums, die die allmählige Verwandlung des Feudalen Landlords in den Grundrentner, des erbsässigen halbtributären und oft unfreien Leibpächters in den modernen Farmer, und der dem Grunde angehörigen angesessenen Leibeignen und Frohnbäuern in Ackerbautaglöhner nachwiese, wäre in der That die Geschichte der Bildung des modernen Capitals. Sie würde die Beziehung zum städtischen Capital, Handel etc in sich schliessen.
Wir haben es aber hier mit der gewordnen, auf ihrer eignen Grundlage sich bewegenden bürgerlichen Gesellschaft zu thun.
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Grundrisse, MEGA II/1.1, S. 175 [MEW 42, S. 177f.]
Nota. - Hier sind wir noch in Heft II des Manuskripts der Grundrisse. Noch 'folgt auf den Wert unmittelbar das Kapital'; nämlich für die logische Betrachtung. Dass die historische Betrachtung vielmehr die Entwicklung des Kapitals aus dem Grundeigentum betrachten müsste, bemerkt Marx schon; aber er glaubt immer noch, den logischen Prozess unabhängig von und vor der historischen Entwicklung darstellen zu können. So wird er das eine ums andre Mal versuchen, den Begriff des Mehrwerts aus dem Begriff des Werts zu entwickeln.
Es wird ihm nicht gelingen, und so entschließt er sich schließlich in Heft VII, die historische Darstellung der sogenannten ursprünglichen Akkumulation des Kapitals selbst zu unternehmen und die Vertreibung des Landvolks vom Boden als historisch faktische Bedingung der Lohnarbeit und insofern als 'logische' Voraussetzung der Mehrwerts zu beschreiben: im sog. "Formenkapitel", MEW 42, S. 383-420.
JE
Freitag, 21. August 2015
Nur die Arbeit ist produktiv, die...
Da der unmittelbare Zweck und das eigentliche Product der capitalistischen Production – Mehrwerth ist, so ist nur die Arbeit productiv, die, und nur der Ausüber von Arbeitsvermögen ein productiver Arbeiter der, unmittelbar Mehrwerth producirt, also nur die Arbeit, die direkt im Productionsproceß zur Verwerthung des Capitals consummirt wird.
Vom einfachen Standpunkt des Arbeitsprocesses überhaupt aus erschien uns die Arbeit productiv, die sich in einem Product, näher einer Waare realisirt. Vom Standpunkt des capitalistischen Productionsprocesses kommt die nähere Bestimmung hinzu, daß die Arbeit productiv ist, die unmittelbar das Capital verwerthet, oder Mehrwerth producirt, also sich ohne Equivalent für den Arbeiter, für ihren Verrichter realisirt in einer surplusvalue, dargestellt in einem surplusproduce, also einem überschüssigen Increment von Waare für den monopoliser der means of labor, für den Capitalisten; nur die Arbeit die das variable Capital und daher das Gesammtcapital setzt als C + ΔC = C + Δv.
Es ist also Arbeit, die dem Capital unmittelbar als agency seiner Selbstverwerthung dient, als Mittel zur Production von Mehrwerth. Der capitalistische Arbeitsproceß hebt die allgemeinen Bestimmungen des Arbeitsprocesses nicht auf. Er producirt Product und Waare. Insofern bleibt die Arbeit productiv, die sich in Waaren, als Einheit von Gebrauchswerth und Tauschwerth vergegenständlicht. Aber der Arbeitsprozeß ist nur Mittel für den Verwerthungsproceß des Capitals. Die Arbeit ist also productiv die sich in Waaren darstellt, aber, wenn wir die einzelne Waare betrachten, in einem aliquoten Theil derselben unbezahlte Arbeit darstellt, / oder wenn wir das Gesammtproduct betrachten, die in einem aliquoten Theil der gesammten Waarenmasse blos unbezahlte Arbeit darstellt, also ein Product darstellt, das den Capitalisten nichts kostet.
Der Arbeiter ist productiv, der productive Arbeit verrichtet und die Arbeit ist productiv, die unmittelbar Mehrwerth schafft, d. h. das Capital verwerthet.
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Ökonomisches Manuskript 1863-67, MEGA II/4.1, S. 108f.
Donnerstag, 20. August 2015
Die Produktivität von Dienstleistungen.
Ob ich eine Hose kaufe oder ob ich Tuch kaufe und einen Schneidergesellen ins Haus nehme, dem ich seinen Dienst (i. e. seine Schneiderarbeit) zahle, ist für mich völlig gleichgiltig. Ich kaufe sie vom merchant tailor, weil sie so wohlfeiler. In beiden Fällen verwandle ich das Geld, das ich ausgebe, in einen Gebrauchswerth, der meiner individuellen Consumtion anheimfallen, mein individuelles Bedürfniß befriedigen soll, nicht in Capital.
Der Schneidergeselle leistet mir denselben Dienst, ob er bei dem merchant tailor für mich arbeitet oder in meinem Hause. Dagegen besteht der Dienst, den derselbe Schneidergeselle, von einem merchant tailor verwandt, diesem Capitalisten leistet, darin daß er 12 Stunden arbeitet und nur 6 etc bezahlt erhält. Der Dienst, den er ihm leistet, besteht also darin, daß er 6 Stunden umsonst arbeitet.
Daß dieß in der Form von Hosenmacherei geschieht, versteckt nur die wirkliche Transaction. Sobald der merchant tailor kann, sucht er die Hosen daher wieder in Geld zu verwandeln, d. h. in eine Form, worin der bestimmte Charakter der Schneiderarbeit völlig verschwunden ist, und der geleistete Dienst sich darin ausdrückt, daß aus einem Thaler zwei geworden sind.
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Ökonomisches Manuskript 1863-67, MEGA II/4.1, S. 115
Nota. - Nur wenn ich selber den Schneidergesellen anstelle, tausche ich für mein Geld einen Gebrauchswert ein. Dagegen tauscht der Merchant Taylor für sein Geld nur vorübergehend einen Gebrauchswert oder, was dasselbe ist, eine Schneiderarbeit ein; worauf es ihm aber ankommt, ist dessen Tauschwert, nämlich das Produkt von gesellschaftlich-notwendig verausgabter Arbeitskraft. Mit dem Gebrauchswert kann er selber gar nichts an- fangen (oder nur zufällig, falls die Größe stimmt).
Formenwechsel ist ja nur eine metaphorische Redensart. Der Gegenstand, von dem geredet wird, ist immer der- selbe. Es wird nur der Austauschvorgang, der um ihn geschieht, aus je verschiedenen Perspektiven betrachtet. Er wird durch das Glas unterschiedlicher Begriffe angeschaut, von denen doch keiner je in ihm selbst gesteckt hat, und dort auch nicht wechseln konnte.
JE
Mittwoch, 19. August 2015
Formenfetischismus.
...die der capitalistischen Productionsweise eigenthümliche, und aus / ihrem Wesen entspringende fetischistische Anschauung, welche ökonomische Formbestimmtheiten, wie Waare zu sein, productive Arbeit zu sein etc, als den stofflichen Trägern dieser Formbestimmtheiten oder Categorien an und für sich zukommende Eigenschaft betrachtet.
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Ökonomisches Manuskript 1863-67, MEGA II/4.1, S. 114f.
Nota. - Der Grund für die Vorliebe des metaphysisch gestimmten Dogmatikers für die Formbestimmung liegt auf der Hand: Nur was formalisiert wurde, lässt sich quantifizieren, verrechnen und in Gleichungen bringen. Das Stoffliche, Qualitative, Individuelle lässt sich immer nur anschauen. Da braucht es nicht Fleiß und Regel- haftigkeit, sondern Einbildungskraft, und die ist nicht jedermann geheuer.
JE
Dienstag, 18. August 2015
Bei Marx spielt der Gebrauchswert eine 'ganz anders wichtige Rolle' als in der Politischen Ökonomie.
Ein Ding kann nützlich und Produkt menschlicher Arbeit sein, ohne Ware zu sein. Wer durch sein Produkt sein eignes Bedürfnis befriedigt, schafft zwar Gebrauchswert, aber nicht Ware. Um Ware zu produzieren, muss er nicht nur Gebrauchswert produzieren, sondern Gebrauchswert für andre, gesellschaftlichen Gebrauchswert.
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Das Kapital I, MEW 23, S. 55
Ich teile also nicht den Wert in Gebrauchswert und Tauschwert als Gegensätze, worin sich das Abstrakte, "der Wert", spaltet, sondern die konkrete gesellschaftliche Gestalt des Arbeitsprodukts; "Ware" ist einerseits Gebrauchswert und andrerseits "Wert", nicht Tauschwert, da die bloße Erscheinungsform nicht ihr eigner Inhalt ist. ...
...dass in der Entwicklung der Wertform der Ware, in letzter Instanz ihrer Geldform, also des Geldes, der Wert sich darstellt im Gebrauchswert einer andern, d. h. in der Naturalform der andern Ware; dass der Mehrwert abgeleitet wird aus einem "spezifischen" und ihr exklusive zukommenden Gebrauchswert der Arbeitskraft, etc. etc., / dass also bei mir der Gebrauchswert eine ganz anders wichtige Rolle spielt als in der bisherigen Ökonomie...
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Randglossen zu A. Wagners "Lehrbuch der politischen Ökonomie", MEW 19, S. 369f.
Montag, 17. August 2015
Gebrauchswert der Arbeitskraft.
Die eigenthümliche Natur dieser spezifischen Waare, des Arbeitsvermögens, bringt es mit sich, daß mit der Abschliessung des Contracts zwischen Käufer und Verkäufer die verkaufte Waare nicht wirklich als Gebrauchswerth in die Hände des Käufers übergegangen ist. Der Tauschwerth dieser Waare, gleich dem jeder andren Waare, ist bestimmt, bevor sie in Circulation tritt, weil sie als Vermögen, als Kraft verkauft wird und eine bestimmte Arbeitszeit erheischt war, um dieses Vermögen, diese Kraft zu produciren. Der Tauschwerth dieser Waare existirt daher vor ihrem Verkauf, aber ihr Gebrauchswerth besteht erst in der nachträglichen Kraftäusserung.
Die Veräusserung* der Kraft und ihre wirkliche Aeusserung, d. h. ihr Dasein als Gebrauchswerth fallen daher der Zeit nach aus einander. Es verhält sich wie mit einem Hause, dessen Gebrauch mir für einen Monat verkauft ist. Der Gebrauchswerth ist mir hier erst geliefert, nachdem ich das Haus einen Monat bewohnt habe. So ist mir der Gebrauchswerth des Arbeitsvermögens erst geliefert, nachdem ich es verbraucht habe, in der That für mich habe arbeiten lassen.
*) [der Verkauf]
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Ökonomisches Manuskript 1863-67, MEGA II/4.1, S. 6
Sonntag, 16. August 2015
Gültige Bedürfnisse.
Bedürfnis setzt Gebrauchswert. Den Tauschwert setzt die Nachfrage. Nachfrage ist das Bedürfnis, das gesell- schaftlich gilt; Bedürfnis, das sich in Tauschwert ausdrückt. Es ist das in Tauschwert ausgedrückte Bedürfnis, das darüber entscheidet, ob die darauf zu verwendende Arbeitszeit 'gesellschaftlich notwendig' ist. Das Quan- tum des gebotenen Tauschwerts entscheidet über den Grad der Notwendigkeit.
'Tauschwert ist gesellschaftlicher Gebrauchswert' (Rodbertus) ist nur dann mystifizierend, wenn Gesellschaft als Abstraktum genommen wird; wenn unbedacht bleibt, dass die wirklichen Gesellschaften in gegensätzliche Interessengruppen gespalten sind. Ausgedrückt ist die Spaltung der Gesellschaft in der unterschiedlichen Gültigkeit der verschiedenen Bedürfnisse.
aus Abschied vom Tauschwert, Anm. 7
Ein individuelles Bedürfnis (nach Gebrauchswert) gilt als gesellschaftliche Nachfrage (nach Tauschwert) nur, wenn es als 'Kommando über fremde Arbeitskraft' auftritt. Tritt es lediglich als Kommando über eigne Arbeitskraft auf, muss es diese erst zu Geld machen, "veräußern", in 'Kommando über fremde Arbeitskraft' umtauschen, um zu gesellschaftlicher Geltung zu gelangen. Gelingt ihr das nicht, wird sie nicht als Nachfrage geltend, bleibt privat, fällt gesellschaftlich nicht ins Gewicht. - Nicht die konkrete Arbeit zählt, sondern die anteilige Verfügung über das Abstraktum Arbeitskraft.
Nachtrag 16. 8. 15:
Das Maß gesellschaftlicher Geltung ist Kommando über Arbeitszeit; nämlich in der in Klassen gespaltenen Gesellschaft.
Samstag, 15. August 2015
Eigenschaft und Geltung
Die Arbeit wird nur in ihrer bestimmten, konkreten, spezifischen Form, Weise, Existenzweise zugesetzt worin sie die zweckbestimmte Thätigkeit ist, die die Productionsmittel in ein bestimmtes Product, Spindel und Baumwolle z. B. in Garn verwandelt. Es ist nur Spinnarbeit etc, die zugesetzt wird und die durch ihre Zusetzung fortwährend mehr Garn producirt.
Werthsetzend ist diese reale Arbeit, so weit sie einen normalen bestimmten Grad von Intensivität besitzt (oder nur zählt, so weit sie ihn besitzt) und soweit diese reale Arbeit von gegebner Intensivität in bestimmten, durch die Zeit gemeßnen Quantitäten, sich im Product materialisirt.
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Ökonomisches Manuskript 1863-67, MEGA II/4.1, S. 66
Nota. - "Nur zählt, soweit sie ihn besitzt": Das ist das in einfachsten Worten ausgesprochene Geheimnis der Wertform. Es geht nicht darum, was ist, sondern darum, was ihm zugerechnet wird: als was es zählt, und zählen kommt hier von zahlen. Der Wert ist keine sachliche Eigenschaft des Dings, sondern eine von der Gesellschaft ihm zugedachte; er ist Geltung. Aber nichts diskursiv Ausgehandeltes, nichts Eingebildetes, sondern härteste, geld- werte historische Realität: eine Regel, nach der Alle wirklich handeln.
JE
Freitag, 14. August 2015
Reductio ad absurdum.
Sobald die Arbeit in unmittelbarer Form aufgehört hat, die grosse Quelle des Reichthums zu sein, hört [auf] und muß aufhören die Arbeitszeit sein Maaß zu sein und daher der Tauschwerth [das Maaß] des Gebrauchs- werths. Die Surplusarbeit der Masse hat aufgehört Bedingung für die Entwicklung des allgemeinen / Reich- thums zu sein, ebenso wie die Nichtarbeit der Wenigen für die Entwicklung der allgemeinen Mächte des menschlichen Kopfes.
Damit bricht die auf dem Tauschwerth ruhnde Production zusammen, und der unmittelbare materielle Productionsprocess erhält selbst die Form der Nothdürftigkeit und Gegensätzlichkeit abgestreift. Die freie Entwicklung der Individualitäten, und daher nicht das Reduciren der nothwendigen Arbeitszeit um Surplus- arbeit zu setzen, sondern überhaupt die Reduction der nothwendigen Arbeit der Gesellschaft zu einem Minimum, der dann die künstlerische, wissenschaftliche etc Ausbildung der Individuen durch die für sie alle freigewordne Zeit und geschaffnen Mittel entspricht.
Das Capital ist selbst der processirende Widerspruch [dadurch], daß es die Arbeitszeit auf ein Minimum zu reduciren strebt, während es andrerseits die Arbeitszeit als einziges Maaß und Quelle des Reichthums sezt. Es vermindert die Arbeitszeit daher in der Form der nothwendigen, um sie zu vermehren in der Form der überflüssigen; sezt daher die überflüssige in wachsendem Maaß als Bedingung – question de vie et de mort – für die nothwendige. Nach der einen Seite hin ruft es also alle Mächte der Wissenschaft und der Natur, wie der gesellschaftlichen Combination und des gesellschaftlichen Verkehrs ins Leben, um die Schöpfung des Reichthums unabhängig (relativ) zu machen von der auf sie angewandten Arbeitszeit. Nach der andren Seite will es diese so geschaffnen riesigen Gesellschaftskräfte messen an der Arbeitszeit, und sie einbannen in die Grenzen, die erheischt sind, um den schon geschaffnen Werth als Werth zu erhalten.
Die Productivkräfte und gesellschaftlichen Beziehungen – beides verschiedne Seiten der Entwicklung des gesellschaftlichen Individuums – erscheinen dem Capital nur als Mittel, und sind für es nur Mittel, um von seiner bornirten Grundlage aus zu produciren. In fact aber sind sie die materiellen Bedingungen, um sie in die Luft zu sprengen. "Wahrhaft reich [ist] eine Nation, wenn statt 12 Stunden 6 gearbeitet werden. Wealth ist nicht Commando von Surplusarbeitszeit (realer Reichthum), sondern disposable time ausser der in der unmittelbaren Production gebrauchten für jedes Individuum und die ganze Gesellschaft."
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Grundrisse, MEGA II/1.2, S. 581f. [MEW 42, S. 601f.]
Nota. - Der 'prozessierende Widerspruch' besteht darin, dass die Stoffseite die Formseite gewissermaßen über- wuchert. Es ist der Gebrauchswert des fixen Kapitals, der die Formbestimmung des Kapitals ad absurdum führt: Die Mehrwertrate wächst ins Astronomische, während die Profirate fällt; allerdings auch letzteres nicht der Formel nach, sondern aufgehalten und womöglich ins Gegenteil verkehrt von tausend rein faktischen, d. h. der Gebrauchwertseite zugehörigen Momenten, deren Kontingenz jede begrifflichen Fassung unmöglich macht. Das ist ein 'Gesetz', zu dessen Bestimmung es gehört, dass es womöglich niemals aktuell gelten wird.
JE
Donnerstag, 13. August 2015
Der wahre Reichtum besteht in verfügbarer Zeit.
Die Schöpfung von viel disposable time ausser der nothwendigen Arbeitszeit für die Gesellschaft überhaupt und jedes Glied derselben, (d. h. Raum für die Entwicklung der vollen Productivkräfte des Einzelnen, daher auch der Gesellschaft) diese Schöpfung von Nichtarbeitszeit erscheint auf dem Standpunkt des Capitals, wie aller frühren Stufen, als Nichtarbeitszeit, freie Zeit für einige. Das Capital fügt hinzu, daß es die Surplusarbeitszeit der Masse durch alle Mittel der Kunst und Wissenschaft vermehrt, weil sein Reichthum direct in der Aneignung von Surplusarbeitszeit besteht; da sein Zweck direkt der Werth, nicht der Gebrauchswerth.
Es ist so, malgré lui, instrumental in creating the means of social disposable time, um die Arbeitszeit für die ganze Gesellschaft auf ein fallendes Minimum zu reduciren, und so die Zeit aller frei für ihre eigne Entwicklung zu machen. Seine Tendenz aber immer, einerseits disposable time zu schaffen, andrerseits to convert it into surpluslabour. Gelingt ihm das erstre zu Gut, so leidet es an Surplusproduction und dann wird die nothwendige Arbeit unterbrochen, weil keine surpluslabour vom Capital verwerthet werden kann.
Je mehr dieser Widerspruch sich entwickelt, um so mehr stellt sich heraus, daß das Wachsthum der Productivkräfte nicht mehr gebannt sein kann an die Aneignung fremder surpluslabour, sondern die Arbeitermasse selbst ihre Surplusarbeit sich aneignen muß. Hat sie das gethan, – und hört damit die disposable time auf gegensätzliche Existenz zu haben – so wird einerseits die nothwendige Arbeitszeit ihr Maaß an den Bedürfnissen des gesellschaftlichen Individuums haben, andrerseits die Entwicklung der gesellschaftlichen Productivkraft so rasch wachsen, daß, obgleich nun auf den Reichthum aller die Production berechnet ist, die disposable time aller wächst. Denn der wirkliche Reichthum ist die entwickelte Productivkraft aller Individuen. Es ist dann keineswegs mehr die Arbeitszeit, sondern die disposable time das Maaß des Reichthums.
Die Arbeitszeit als Maaß des Reichthums sezt den Reichthum selbst als auf der Armuth begründet und die disposable time nur existirend im und durch den Gegensatz zur Surplusarbeitszeit oder Setzen der ganzen Zeit des Individuums als Arbeitszeit und Degradation desselben daher zum blosen Arbeiter, Subsumtion unter die Arbeit. Die entwickeltste Maschinerie zwingt den Arbeiter daher jezt länger zu arbeiten als der Wilde thut oder als er selbst mit den einfachsten, rohsten Werkzeugen that.
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Grundrisse, MEGA II/1.2, S. 584f. [MEW 42, S. 603f.]
Nota. - Die Digitale Revolution wirft einen langen Schatten voraus: Schon hat sie die gesellschaftlich notwen- dige Arbeitszeit so weit reduziert, dass es im Westen für alle gar nicht mehr genug zu tun gibt. Was für ein Geschenk – als hätte Prometheus den Göttern das Feuer ein zweites Mal gestohlen! Ein zwölftausend Jahre alter Traum der Menschheit geht in Erfüllung: ein Leben lang freie Zeit, ausgefüllt nur mit der Ausbildung meiner eignen Fähigkeiten... wozu? Bloß um sie zu verspielen.
Wie kann die gesellschaftliche Produktion dauerhaft darauf beruhen, dass eine schwindende Handvoll Arbeiter länger arbeitet, als zur Reproduktion ihrer Arbeitskraft nötig wäre, wenn die notwendige Arbeitszeit gegen Null tendiert? Wenn der Arbeiter an einem Arbeitstag das Tausendfache von dem produziert, was er im Monat ver- braucht? Wenn das Tagespensum des Arbeiters schließlich nur noch in einem Kopfnicken oder Fingerschnip- pen besteht?
Die absolute Grenze der digitalen Automation wäre erreicht, wenn die Maschinerie nicht mehr mit Kopfdruck, sondern durch einen Denkanstoß, durch bloße Gedankenübertragung in Gang gesetzt werden kann. Das bliebe technologisch unmöglich? Aber viel wird nicht fehlen, und so bleibt das Problem: Bei solch astronomischen Missverhältnissen verliert es allen Sinn, von Mehrarbeit zu sprechen. Die 'Formbstimmung' bleibt unberührt, aber sie bedeutet nichts mehr.
Die Formbestimmung ist nichts anderes als die Begriffe. In den Begriffen ist erfasst, gefasst das wirkliche Handeln wirklicher Menschen; 'gefasst': das heißt, so dargestellt, als ob es stillestünde, als ob es eingefroren wäre. Wenn sich das, was die Menschen wirklich tun, ändert, dann ändert sich doch nicht der Begriff; er fasst nur nichts mehr. Er wird leer, weil er nun ohne Anschauung ist.
JE
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