Freitag, 9. Dezember 2016
Was für eine Art Wissenschaft ist die Kritik der Politischen Ökonomie?
Godfrey Kneller A scholar in his studio
'Der Wert' ist eine Aussage innerhalb des Systems der bürgerlichen Ökonomie (und insodern eine logische Kategorie im Begriffssystem der Politischen Ökonomie). Er bezeichnet das wirksame Verhältnis zwischen den Austauschen- den: Sie handeln wirklich "so, als ob" der 'Wert' der einen Sache dem 'Wert' der andern Sache 'äquivalent' wäre, wenn und insofern nur zur Herstellung beider ("normalerweise") gleichviel 'gesellschaftlich notwendige Arbeits- zeit' erforderlich ist. Ist eine theoretische Objekt-Aussage.
Aber warum das so ist bzw. wie es dahin gekommen ist, dass... - das ist eine Aussage über das System: ist eine Meta-Aussage, die also im System selbst nicht ausgesprochen werden kann.
Darum der paradoxale Klang jeglicher theoretischen Aussage über den Wert in der Kritik der Politischen Ökonomie - die indessen selber ein theoretisches System ist: Sie ist "Metatheorie" der Politischen Ökonomie, insofern sie Objekttheorie der Geschichte der bürgerlichen Gesellschaft ist, also "materialistische Geschichts- auffassung": Geschichtsmetaphysik unterm Postulat, dass Freiheit sein soll...
Was im System der Politischen Ökonomie der 'Wert' ist - das wirkliche Verhalten der Austauschenden -, 'kommt' im System der Kritik als "die sogenannte ursprüngliche Akkumulation" 'vor'. Als Objekttheorie der Geschichts des realen 'Systems' der Warenwirtschaft ist sie "Metatheorie" = Kritik des logischen Systems der Politischen Ökonomie nicht nur nach "rückwärts": Theorie vom Werden; sondern ebenfalls vorwärts, als Theorie vom Entwerden des 'Werts'.
Sie ist die Darstellung*der Politischen Ökonomie als logische Repräsentation einer wirklichen historischen 'Struktur' = "Redundanz von kommunikativen Rückkoppelungen". Indem sie allerdings jene 'Struktur' als diese, als dieses bestimmte Individuum identifiziert, zerreisst sie den Schleier ihrer allgemeinen Geltung, ihrer 'onto'-logischen Gegebenheit, und 'reduziert' das 'System' auf historisch-besonderes Gelten: entlarvt seinen normativen Schein als deskriptive Hypostasis. Sie ist idiographisch, weil "negativ-nomothetisch", nämlich nomothetisch-apagogisch.
So.
Und das Paradox der Politischen Ökonomie, dass der Wert gilt, weil und insofern er nicht gilt, nämlich nicht gilt für "die Arbeit",** dieses Paradox ist nun als logischer Fehler entmystifiziert: indem nämlich die Frage, ob 'das Wertgesetz' "auch für seinen Grund gilt", ob die Klasse aller Klassen sich selbst einschließt, ob die Menge aller Mengen ihre eigne Teilmenge sei, als Vermengung zweier Ordnungen, wird als sinnlos entlarvt wird.
Das Wertgesetz gilt nur, weil das Arbeitsvermögen von seinen objektiven Bedingungen, den Bedingungen seiner Objektivierung = "Aktualisierung" zur Arbeit, getrennt ist; gilt nur, wenn Arbeit selber Ware ist. Die Frage, ob sein Gelten nicht auch seinerseits die Trennung erst bewirkt hat, ist darum absurd; es ist die Vermengung zweier logischer "Stufen", zweier 'Ordnungen', zweier 'Typen', ist die Vermengung von Objekt wissen und Meta wissen.***
*) Darstellung als Darstellung = "Kritik durch Darstellung"
**) MEW 26,3; S. 69
***) vgl. Watzlawick, P., u. a., Menschliche Komunikation, Bern 1968, S. 174ff: (188)
19. 3. 90
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