Freitag, 23. Dezember 2016

Die Kritik und der Schein vom System.


Tinguely, Méta.Harmonie II

Wieso aber überhaupt eine begriffliche Darstellung, wieso nicht bloß historischer Bericht, "wie alles gekommen ist"; wieso eine Darstellung, "als ob" die Begriffe sich selber "setzen und entgegesetzen"? 

Das ist nichts anderes als die Frage: "wieso aber überhaupt eine Kritik?" 

Die Kritik ist nämlich immner nur die Frage nach der Rechtfertigung, nämlich der Rechtfertigung dessen, was ist, durch den Schein, durch die "transzendentale Dialektik" der Kategorienwirtschaft, in der das "Sein" eben immer erscheint als notwendig, also vernünftig; nämlich in der Logik, im Vernunftgeetz selbst begründet.

Denn wenn dem tatsächlich so wäre, dass "die bürgerliche Ökonomie" - sowohl ihr realer Prozess als such dessen ideale Darstellung in der Wissenschaft - ein organisches System darstellt, in dem 'jedes Gesetzte zugleich Voraussetzung aller andern' Gesetzten ist; oder genauer: wenn der reale Prozess der bürgerlichen Produktion sich wirklich in dem Sinn darstellen ließe, als ob dort 'alles seine richtige Ordnung hat', Eines alles andre und alles Andre ein jedes Einzelne begründet... -, dann rechtfertigt es sich ipso facto: "Rechtfertigen" ist ableiten aus idealen Gründen (hier deutlich: die Abkunft der 'Kategorien' aus dem Zwecken, d. h. der 'Theorie' aus 'dem Prak- tischen'); also wenn die klassische Nationalökonomie es wirklich vollbracht hätte, die Realität des bürgerlichen Produktionsprozesses als ein geschlossenes System logischer Wechselbestimmungen, als ein kohärentes Gebäu- de einander gegenseitig tragender Kategorien darzustellen, dann... wäre dem reellen System der bürgerlichen Produktionsweise nicht mehr aus Gründen beizukommen. Es wäre also nicht zu kritisieren. Es wäre lediglich zu "verwerfen" - aus 'Motiven', 'Interessen', 'Begierden'; nur "abzulehnen" aus Privatbeweggründen, seien diese auch "kollektiv" und "massenhaft" privat; nicht aber aufzulösen aus gültigen, nämlich allgemeinen Gründen.

Langer Rede kurzer Sin: Der Zweck der wissenschaftlich Kritik der politischen Ökonomie ist die Zersetzung des ideologischen Scheins, in dem die bürgerliche Produktionsweise als gerechtfertigt gilt; nämlich - das ist der Kern - die Darstellung des bürgerliche Appropriationsgesetzes als Äaquivalententausch - nachdem freilich faktisch die Expropriation der Produzenten reell schon vorausgesetzt ist; aber eben nicht in der idealen Repräsentation, allgemeinen Vorstellung.

Und Träger dieses Scheins - des Äquivalententauschs - ist das Axiom der bürgerlichen Welt- und Lebensan- schauung von "dem Menschen" als Arbeiter!

27. 9. 87

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen