Dienstag, 22. September 2015

Kapital als Prozess.




Insofern das Capital in jedem Moment des Processes selbst die Möglichkeit des Uebergehns in seine andre, nächste Phase und so die Möglichkeit des ganzen Processes ist, der den Lebensakt des Capitals ausdrückt, so erscheint jedes der Momente potentialiter als Capital – daher Waarencapital, Geldcapital – neben dem im Productionsprocess als Capital sich setzenden Werth. 

Die Waare kann Capital darstellen, so lange sie sich in Geld verwandeln, also Lohnarbeit kaufen kann (Sur-plusarbeit); dieß nach der Formseite hin, die aus der Circulation des Capitals geschöpft ist. Nach / der Stoff-seite hin bleibt sie Capital, so lange sie Rohmaterial (eigentliches oder Halbfabrikat), Instrument, Lebensmittel für die Arbeiter ausmacht. Jede dieser Formen ist potentielles Capital. Das Geld ist einerseits das realisirte Capi-tal, das Capital als realisirter Werth. Es ist nach dieser Seite (als Schlußpunkt der Circulation betrachtet, wo es denn auch als Ausgangspunkt betrachtet werden muß) das Capital ϰατ ̓ ἐξοχήν. 

Es ist dann wieder Capital in Bezug auf den Productionsprocess speciell, so weit es sich gegen lebendige Arbeit umtauscht. In seinem Umtausch gegen Waare (Rückkauf des Rohmaterials etc) durch den Capitalisten erscheint es dagegen nicht als Capital, sondern als Circulationsmittel; nur verschwindende Vermittlung, wodurch der Capitalist sein Product gegen die Urelemente desselben austauscht. 
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Grundrisse, MEGA II/1.2  S. 522f. [MEW 42, S.537]

Nota. - Der Verfasser stellt den Vorgang vom Gesichtspunkt des Kapitals aus dar: Unter diesem Gesichtspunkt ist es Subjekt eines Prozesses. Als Subjekt betrachtet, wechselt es die Rollen, fungiert mal so, mal so. Wenn der Verfasser die Rollen, Funktionen zugleich als Begriffe auffasst, muss es ihm so vorkommen, als ob sie ineinan-der 'umschlagen'. 

Nun ist das Kapital nicht wirklich Subjekt, sondern nur in der Abstraktion. In der Wirklichkeit ist es ein tätiges Verhältnis zwischen Personen. Was in den Begriffen als unterschiedliche Rollen, Funktionen dargestellt war, sind in der Wirklichkeit vom Analytiker identifizierte und isolierte Momente eines systemischen Interaktions-prozesses zwischen handelnden Menschen. 
JE






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