Montag, 7. September 2015

Ist der Krieg eine ökonomische Ursache oder eine außerökonomische?

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Die einzige Schranke, die das Gemeinwesen finden kann in seinem Verhalten zu den natürlichen Productionsbedingungen – der Erde – (wenn wir gleich zu den ansässigen Völkern überspringen) als den seinen ist ein andres Gemeinwesen, das sie schon als seinen anorganischen Leib in Anspruch nimmt. 

Der Krieg ist daher eine der ursprünglichsten Arbeiten jedes dieser naturwüchsigen Gemeinwesen, sowohl zur Behauptung des Eigenthums, als zum Neuerwerb desselben. (Wir können uns hier in der That damit begnügen, vom ursprünglichen Eigenthum am Grund und Boden zu sprechen, denn bei Hirtenvölkern ist das Eigenthum an natürlich vorgefundnen Erdproducten – den Schaafen f. i. – zugleich das an den Weiden, die sie durchziehn. Überhaupt ist bei dem Eigenthum an dem Grund und Boden das an seinen organischen Producten mit einbegriffen.) 

Wird der Mensch selbst als organisches Zubehör des Grund und Bodens mit ihm erobert, so wird er miterobert als eine der Productionsbedingungen, und so entsteht Sklaverei und Leibeigenschaft, die die ursprünglichen Formen aller Gemeinwesen bald verfälscht und modificirt, und selbst zu ihrer Basis wird. Die einfache Construction wird dadurch negativ bestimmt. 
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Grundrisse, MEGA II/1.2,  S. 395 [MEW 42, S. 399] 


Nota. - Wenn der Krieg eine der ursprünglichsten Arbeiten der sesshaft gewordenen Mensch ist - zählt er dann nicht zu den ökonomische Ursachen statt zu den außerökonomischen? Das grenzt an Haarspalterei. So häufig der Krieg an den Grenzen der Gemeinwesen auch sein mag - die Regel, die die Normalität setzt, ist aber doch der Frieden, ohne den die Äcker nicht bestellt werden können. 

Es sei denn... es sei denn, die sesshaften Gemeinwesen leben auf dem Wandergelände der Hirtenvölker, die ihnen keine Ruhe lassen; aber dann ist das Plündern deren Produktion und deren Ökonomie, nicht die der Sesshaften. Für jene ist er keine Produktionsweise, sondern ein Produktionshindernis.
JE




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