Freitag, 18. September 2015

Erst als Fixes erfüllt das Kapital seinen Begriff - und untergräbt sich selbst.

W. Busch, Des Onkels Nachthemd

Die volle Entwicklung des Capitals findet also erst statt – oder das Capital hat erst die ihm entsprechende Productionsweise gesezt – sobald das Arbeitsmittel nicht nur formell als Capital fixe bestimmt ist, sondern in seiner unmittelbaren Form aufgehoben, und das Capital fixe innerhalb des Productionsprocesses der Arbeit gegenüber als Maschine auftritt; der ganze Productionsprocess aber als nicht subsumirt unter die unmittelbare Geschicklichkeit des Arbeiters, sondern als technologische Anwendung der Wissenschaft. 

Der Production wissenschaftlichen Character zu geben daher die Tendenz des Capitals und die unmittelbare Arbeit herabgesezt zu einem blosen Moment dieses Processes. Wie bei der Verwandlung des Werths in Capital, so zeigt sich bei der nähern Entwicklung des Capitals, daß es einerseits eine bestimmte gegebne historische Entwicklung der Productivkräfte voraussezt – unter diesen Productivkräften auch die Wissenschaft – andrerseits sie vorantreibt und forcirt. Der quantitative Umfang, worin, und die Wirksamkeit (Intensivität) worin das Capital als capital fixe entwickelt ist, zeigt daher überhaupt den degree an, worin das Capital als Capital, als die Macht über die lebendige Arbeit entwickelt ist und sich den Productionsprozeß überhaupt unterworfen hat. Auch nach der Seite hin, daß es die Accumulation der vergegenständlichten Productivkräfte ausdrückt und ebenso der vergegenständlichten Arbeit. 

Wenn aber das Capital in der Maschinerie und andren stofflichen Daseinsformen des capital fixe, wie Eisenbahnen etc (worauf wir später kommen werden) sich erst seine adaequate Gestalt als Gebrauchswerth innerhalb des Productionsprocesses giebt, so heißt das keineswegs daß dieser Gebrauchswerth – die Maschinerie an sich – Capital ist, oder daß ihr Bestehn als Maschinerie identisch ist mit ihrem Bestehn als Capital; so wenig, wie das Gold aufhörte seinen Gebrauchswerth als Gold zu haben, sobald es nicht mehr Geld wäre. 

Die Maschinerie verliert ihren Gebrauchswerth nicht, sobald sie aufhörte Capital zu sein. Daraus daß die Maschinerie die entsprechendste Form des Gebrauchswerths des Capital fixe, folgt keineswegs, daß die Subsumtion unter das gesellschaftliche Verhältniß des Capitals das entsprechendste und beste gesellschaftliche Productionsverhältniß für die Anwendung der Maschinerie. In demselben Maasse wie die Arbeitszeit – das blose Quantum Arbeit – / durch das Capital als einziges werthbestimmendes Element gesezt wird, in demselben Maasse verschwindet die unmittelbare Arbeit und ihre Quantität als das bestimmende Princip der Production – der Schöpfung von Gebrauchswerthen und wird sowohl quantitativ zu einer geringern Proportion herabgesezt, wie qualitativ als ein zwar unentbehrliches, aber subalternes Moment gegen die allgemeine wissenschaftliche Arbeit, technologische Anwendung der Naturwissenschaften nach der einen Seite, wie [gegen die] aus der gesellschaftlichen Gliederung in der Gesammtproduction hervor- gehende allgemeine Productivkraft – die als Naturgabe der gesellschaftlichen Arbeit (obgleich historisches Product) erscheint. Das Capital arbeitet so an seiner eignen Auflösung als die Production beherrschende Form. 
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Grundrisse, MEGA II/1.2,  S. 574/577 [MEW 42, S. 595f.] 


Nota. - Wie aber arbeitet das Kapital an seiner eignen Auflösung? Indem das Wachstum des fixen auf Kosten des variablen Kapital, alias die wachsende organische Zusammensetzung, schließlich dazu führen muss, dass die Profitrate sinkt  – und sich die Reinvestition der Gewinne ins Geschäft für den Kapitalisten nicht mehr lohnt. Am Begriff ändert sich dadurch nichts (namentlich 'schlägt' er nicht 'um'), nur die Wirklichkeit ändert sich; so, dass der Begriff nicht mehr darauf passt; doch Begriffe ohne Anschuung sind leer.
JE


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