Freitag, 30. September 2016

Kapitalistisches Grundeigentum und die ursprüngliche Akkumulation.



Es fragt sich nun, wie ergiebt sich der Uebergang aus dem Grundeigenthum in die Lohnarbeit? (Der Ueber- gang aus der Lohnarbeit in das Capital ergiebt sich von selbst; da dieses hier in seinen aktiven Grund zurück- gegangen ist.) Historisch ist der Uebergang unstreitig. Er liegt schon darin, daß das Grundeigenthum Product des Capitals ist. Wir finden daher überall daß da, wo durch Reaction des Capitals auf die älteren Formen des Grundeigenthums das leztre sich in Geldrente verwandelt (dasselbe findet in andrer Weise statt, wo der mo- derne Bauer geschaffen wird) und daher gleichzeitig die Agricultur als durch das Capital betrieben sich in in- dustrielle Agronomie verwandelt, nothwendig aus den cottiers, Leibeignen, Frohnbauern, Erbpächtern, Häus- lern, etc Taglöhner werden, Lohnarbeiter, also die Lohnarbeit in ihrer Totalität erst geschaffen wird durch Ak- tion des Capitals auf das Grundeigenthum und dann sobald dieß einmal als Form herausgearbeitet ist, durch den Grundeigenthümer selbst. 

Dieser selbst clears dann, wie Steuart sagt, das Land von seinen überflüssigen Mäulern, reißt die Kinder der Erde los von der Brust, worauf sie gewachsen, und verwandelt so selbst die Erdarbeit, die ihrer Natur nach als unmittelbare Subsistenzquelle erscheint, in vermittelte Subsistenzquelle, von gesellschaftlichen Beziehungen rein abhängige. (Die wechselseitige Abhängigkeit muß erst rein herausgearbeitet sein, eh an wirkliche sociale Gemeinschaftlichkeit gedacht werden kann. Alle Verhältnisse als von der Gesellschaft gesezte, nicht als von der Natur bestimmte.) Dadurch allein die Anwendung der Wissenschaft erst möglich und die volle Productivkraft entwickelt.
 

Es kann also kein Zweifel existiren, daß die Lohnarbeit in ihrer klassischen Form, als die ganze Breite der Gesellschaft durchwadend und sich statt der Erde zu dem Boden machend, worauf sie steht, erst durch das moderne Grundeigenthum geschaffen wird, d.h. durch das Grundeigenthum als vom Capital selbst geschaffter Werth. Daher führt also das Grundeigenthum zurück zur Lohnarbeit. Es ist nach einer Seite hin betrachtet nichts als die Uebertragung der Lohnarbeit aus den Städten auf das Land, also die über die ganze Oberfläche der Gesellschaft verbreitete Lohnarbeit. 

Der alte Grundeigenthümer, wenn er reich ist, braucht keinen Capitalisten, um zu modernem Grundeigenthü- mer zu werden. Er braucht nur seine Arbeiter in Lohnarbeiter zu verwandeln und für Profit statt für Revenu zu produciren. Dann ist in seiner Person der moderne Pächter und der moderne Grundeigenthümer vorausgesezt. Dieß ist aber kein formeller Unterschied, daß die Form in der er seine Revenu bezieht, sich verändert, oder die Form, worin der Arbeiter bezahlt wird, sondern es unterstellt eine totale Um-/gestaltung der Productionsweise (der Agricultur) selbst; hat daher Voraussetzungen, die auf bestimmter Entwicklung der Industrie, des Handels, und der Wissenschaft, kurz der Productivkräfte beruhn.
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Grundrisse, MEGA II/1.1, S. 200f. [MEW 42, S. 201f.]
   



Nota. -  Wir sehen hier, wie es zuerst die Beschäftigung mit der Frage ist, wie sich das Kapital des Grundeigen- tums bemächtigt, die Marx an das historische Phänomen der ursprünglichen Akkumulation heranführt. Also keine logische Fragestellung, sondern ein historisch-empirisches Thema. Und dies, nachdem er sich über 14 Bogen [MEGA 1.1., S. 161-197] lang vergeblich an der Verwandlung von Geld in Kapital abgemüht hatte.
JE



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