Sonntag, 25. September 2016

Die Doppelnatur der Arbeit ist bloßer Schein.


Lewis Hine

"Der Gebrauchswert... liegt jenseits des Betrachtungskreises der politischen Ökonomie", heißt es noch 1859 in Zur Kritik der politischen Ökonomie.* Da war Marx aber dem Mehrwert noch nicht recht auf die Schliche gekom- men. Im Kapital heißt es dann stattdessen: "Ursprünglich erschien uns die Waare als ein Zwieschlächtiges, Ge- brauchswerth und Tauschwerth. Näher betrachtet wird sich zeigen, daß auch die in der Waare enthaltene Arbeit zwieschlächtig ist. Dieser Punkt, der von mir zuerst kritisch entwickelt wurde, ist der Springpunkt, um den sich das Verständniß der politischen Oekonomie dreht."**

Springpunkt, Punctum saliens, Dreh- und Angelpunkt: Gerade dass die Arbeitskraft außer einem (Tausch-) Wert auch einen Gebrauchswert hat, ist das Geheimnis der Verwertbarkeit des Geldes - nämlich nur für den Besitzer des Geldes, der sie kauft und gebraucht in Gestalt der lebendigen, wertschaffenden Arbeit; nicht aber für ihren Verkäufer, der mit ihr nichts anderes anfangen kann, als sie gegen Geld zu tauschen (und dann noch froh sein muss, wenn sie ein Geldgeber haben will).


Aber was aussieht wie eine Doppelnatur der Arbeit oder auch nur der Arbeitskraft, macht an ihr selber gar keinen Unterschied aus. Ihre "Doppelnatur" besteht außer ihr in dem historischen Umstand, dass der eine (im Geld) über die Arbeitsmittel verfügt, die der andere braucht, um seine Arbeitskraft realisieren zu können. Die Doppelnatur der Arbeit ist der Schein, den die Kritik der Politischen Ökonomie zerstreut.

*) MEW 13, S. 16
**) MEGA II/5, S. 22



 

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