Mittwoch, 7. September 2016
Ist der Durchschnitt eine Realität?
Der Werth (der reale Tauschwerth) aller Waren (die Arbeit eingeschlossen) ist durch ihre Productionskosten bestimmt, in andren Worten, durch die Arbeitszeit, die zu ihrer Hervorbringung erheischt wird. Der Preiß ist dieser ihr Tauschwerth in Geld ausgedrückt.
Die Ersetzung des Metallgeldes (und des von ihm seine Denomination erhaltenden Papier- oder Creditgeldes) durch Arbeitsgeld, das seine Denomination von der Arbeitszeit selbst erhielte, würde also den realen Werth (Tauschwerth) der Waaren und ihren nominellen Werth, Preiß, Geldwerth gleichsetzen. Gleichsetzung des Realen Werths und des Nominellen Werths, des Werths und des Preisses. Dieß würde aber nur erreicht, unter der Voraussetzung, daß Werth und Preiß nur nominell verschieden sind.
Solches ist aber keineswegs der Fall. Der durch die Arbeitszeit bestimmte Werth der Waaren ist nur ihr Durch-schnittswerth. Ein Durchschnitt, der als äusserliche Abstraction erscheint, soweit er als die Durchschnittszahl einer Epoche herausaddirt wird, z. B. 1 Pfund Kaffee 1 sh., wenn der Durchschnitt sage der Kaffeepreisse von 25 Jahren gezogen wird; der aber sehr real ist, wenn er zugleich als die Triebkraft und das bewegende Princip der Oscillationen erkannt wird, die die Waarenpreisse während einer bestimmten Epoche durchlaufen. Diese Realität ist nicht nur von theoretischer Wichtigkeit: sie bildet die Grundlage der kaufmännischen Speculation, deren Wahrscheinlichkeitsrechnung sowohl von den mittleren Durchschnittspreissen, die ihr als Centrum der Oscillation gelten, als von Durchschnittshöhen und Durchschnittstiefen der Oscillation über oder unter dieses Centrum ausgeht.
Von diesem Durchschnittswerth der Waare ist ihr Marktwerth stets verschieden und steht stets entweder unter oder über ihm. Der Marktwerth gleicht sich aus zum Realwerth durch seine beständigen Oscillationen, nie durch eine Gleichung mit dem Realwerth als einem Dritten, sondern durch stete Ungleichsetzung seiner selbst (nicht, wie Hegel sagen würde, durch abstracte Identität, sondern durch beständige Negation der Negation, d. h. seiner selbst als der Negation des Realwerths).
Daß der Realwerth selbst wieder – unabhängig / von seiner Beherrschung der Oscillationen des Marktpreisses (abgesehn von ihm als dem Gesetze dieser Oscillationen) – sich selbst verneint und den Realwerth der Waaren beständig in Widerspruch mit seiner eignen Bestimmung sezt, den Realwerth der vorhandnen Waaren depreci-irt oder appreciirt – habe ich in meinem Pamphlet gegen Proudhon gezeigt und ist an diesem Ort nicht näher darauf einzugehn.
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Grundrisse, MEGA II/1.1, S. 72f. [MEW 42, S. 72f.]
Nota. - Der Durchschnitt ist eine Realität... nur im Durchschnitt. Eine Tautologie? Der Wert 'ist' überhaupt nicht, sondern wird lediglich gemeint; das aber ist eine Realität. Er existiert nur als Meinung, doch das Reale daran ist: Die Menschen können nicht nach Belieben dieses oder jenes meinen, sondern müssen mit Notwen-digkeit - nämlich wenn sie in der Konkurrenz nicht untergehen wollen - das 'Zentrum der Oszillation' meinen. Und meinen wohlbemerkt nicht in der bloßen Vorstellung, sondern in den Tauschakten, die sie wirklich vornehmen: Die sind real.
JE
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