Es fragt sich nun, wie ergiebt sich
der Uebergang aus dem Grundeigenthum in die Lohnarbeit? (Der Ueber- gang
aus der Lohnarbeit in das Capital ergiebt sich von selbst; da dieses hier in
seinen aktiven Grund zurück- gegangen ist.) Historisch ist der Uebergang
unstreitig. Er liegt schon darin, daß das Grundeigenthum Product des
Capitals ist. Wir finden daher überall daß da, wo durch Reaction des Capitals
auf die älteren Formen des Grundeigenthums das leztre sich in Geldrente
verwandelt (dasselbe findet in andrer Weise statt, wo der mo- derne Bauer
geschaffen wird) und daher gleichzeitig die Agricultur als durch das Capital
betrieben sich in in- dustrielle Agronomie verwandelt, nothwendig aus den
cottiers, Leibeignen, Frohnbauern, Erbpächtern, Häus- lern, etc Taglöhner
werden, Lohnarbeiter, also die Lohnarbeit in ihrer Totalität erst geschaffen
wird durch Ak- tion des Capitals auf das Grundeigenthum und dann sobald
dieß einmal als Form herausgearbeitet ist, durch den Grundeigenthümer
selbst.
Dieser selbst clears dann, wie Steuart sagt, das Land von seinen
überflüssigen Mäulern, reißt die Kinder der Erde los von der Brust, worauf
sie gewachsen, und verwandelt so selbst die Erdarbeit, die ihrer Natur nach
als unmittelbare Subsistenzquelle erscheint, in vermittelte Subsistenzquelle,
von gesellschaftlichen Beziehungen rein abhängige. (Die wechselseitige
Abhängigkeit muß erst rein herausgearbeitet sein, eh an wirkliche sociale
Gemeinschaftlichkeit gedacht werden kann. Alle Verhältnisse als von der
Gesellschaft gesezte, nicht als von der Natur bestimmte.) Dadurch allein die
Anwendung der Wissenschaft erst möglich und die volle Productivkraft
entwickelt.
Es kann also kein Zweifel existiren, daß die Lohnarbeit in ihrer
klassischen Form, als die ganze Breite der Gesellschaft durchwadend und
sich statt der Erde zu dem Boden machend, worauf sie steht, erst durch das
moderne Grundeigenthum geschaffen wird, d.h. durch das Grundeigenthum
als vom Capital selbst geschaffter Werth. Daher führt also das Grundeigenthum zurück zur Lohnarbeit. Es ist nach einer Seite hin betrachtet
nichts als die Uebertragung der Lohnarbeit aus den Städten auf das Land,
also die über die ganze Oberfläche der Gesellschaft verbreitete Lohnarbeit.
Der alte Grundeigenthümer, wenn er reich ist, braucht keinen Capitalisten,
um zu modernem Grundeigenthü- mer zu werden. Er braucht nur seine
Arbeiter in Lohnarbeiter zu verwandeln und für Profit statt für Revenu zu
produciren. Dann ist in seiner Person der moderne Pächter und der moderne
Grundeigenthümer vorausgesezt. Dieß ist aber kein formeller Unterschied,
daß die Form in der er seine Revenu bezieht, sich verändert, oder die Form,
worin der Arbeiter bezahlt wird, sondern es unterstellt eine totale Um-/gestaltung der Productionsweise (der Agricultur) selbst; hat daher Voraussetzungen, die auf bestimmter Entwicklung der Industrie, des Handels,
und der Wissenschaft, kurz der Productivkräfte beruhn.
___________________________________________
Grundrisse, MEGA II/1.1, S. 200f. [MEW 42, S. 201f.]
Nota. - Wir sehen hier, wie es zuerst die Beschäftigung mit der Frage ist, wie sich das Kapital des Grundeigen- tums bemächtigt, die Marx an das historische Phänomen der ursprünglichen Akkumulation heranführt. Also keine logische Fragestellung, sondern ein historisch-empirisches Thema. Und dies, nachdem er sich über 14 Bogen [MEGA 1.1., S. 161-197] lang vergeblich an der Verwandlung von Geld in Kapital abgemüht hatte.
JE
Die Auflösung aller Producte und Thätigkeiten in Tauschwerthe sezt
voraus sowohl die Auflösung aller festen persönlichen (historischen)
Abhängigkeitsverhältnisse in der Production, als die allseitige Abhängigkeit
der Producenten von einander. Die Production sowohl jedes Einzelnen ist
abhängig von der Production aller andern; als die Verwandlung seines
Products in Lebensmittel für ihn selbst abhängig geworden ist von der
Consumtion aller andern. Preisse sind alt; ebenso der Austausch; aber
sowohl die Bestimmung der einen mehr und mehr durch die Productionskosten, wie das Uebergreifen des andern über alle Productionsverhältnisse, sind erst vollständig entwickelt, und entwickeln sich stets
vollständiger, in der bürgerlichen Gesellschaft, der Gesellschaft der freien
Concurrenz. Was Adam Smith, in echter 18t Jhdtweise in die antehistorische
Periode sezt, der Geschichte vorhergehn läßt, ist vielmehr ihr Product.
Diese wechselseitige Abhängigkeit ausgedrückt in der beständigen
Nothwendigkeit des Austauschs, und in dem Tauschwerth als allseitigem
Vermittler. Die Oekonomen drücken das so aus: Jeder verfolgt sein Privat- interesse und nur sein Privatinteresse; und dient dadurch, ohne es zu
wollen und zu wissen, den Privatinteres- sen aller, den allgemeinen Interessen.
Der Witz besteht nicht darin, daß indem jeder sein Privatinteresse ver- folgt,
die Gesammtheit der Privatinteressen, also das allgemeine Interesse erreicht
wird. Vielmehr könnte aus dieser abstrakten Phrase gefolgert werden, daß
jeder wechselseitig die Geltendmachung des Interesses der andern hemmt,
und statt einer allgemeinen Affirmation, vielmehr eine allgemeine Negation
aus diesem bellum omnium contra omnes resultirt.
Die Pointe liegt vielmehr
darin, daß das Privatinteresse selbst schon ein gesellschaftlich bestimmtes
Interesse ist und nur innerhalb der von der Gesellschaft gesezten Bedingungen und mit den von ihr gegebnen Mitteln er- reicht werden kann, also an die
Reproduction dieser Bedingungen und Mittel gebunden ist. Es ist das Interesse der Privaten; aber dessen Inhalt, wie Form und Mittel der Verwirklichung durch von allen unabhängige gesell- schaftliche Bedingungen gegeben. /
Die wechselseitige und allseitige Abhängigkeit der gegen einander gleichgültigen Individuen bildet ihren ge- sellschaftlichen Zusammenhang. Dieser
gesellschaftliche Zusammenhang ist ausgedrückt im Tauschwerth, wor- in für
jedes Individuum seine eigne Thätigkeit oder sein Product erst eine
Thätigkeit und ein Product für es wird; es muß ein allgemeines Product
produciren – den Tauschwerth oder, diesen für sich isolirt, individualisirt,
Geld. Andrerseits die Macht, die jedes Individuum über die Thätigkeit der
andren oder über die gesellschaftli- chen Reichthümer ausübt, besteht in ihm
als dem Eigner von Tauschwerthen, von Geld.
Es trägt seine gesellschaftliche Macht, wie seinen Zusammenhang mit der Gesellschaft, in
der Tasche mit sich. Die Thätigkeit, welches immer ihre individuelle Erscheinungsform, und das Product der Thätigkeit, welches immer seine
besondre Beschaffenheit, ist der Tauschwerth, d. h. ein Allgemeines, worin
alle Individualität, Eigenheit negirt und ausgelöscht ist. Dieses ist in der That
ein Zustand sehr verschieden von dem, worin das Individuum oder das in
Familie und Stamm (später Gemeinwesen) naturwüchsig oder historisch
erweiterte Individuum direkt aus der Natur sich reproducirt oder seine
productive Thätigkeit und sein Antheil an der Production an eine bestimmte
Form der Arbeit und des Products angewiesen ist und sein Verhältniß zu
andren eben so bestimmt ist.
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Grundrisse, MEGA II/1.1, S. 89f. [MEW 42, S. 89ff.]
Nota. - 'Preise
sind alt; ebenso der Austausch; aber
sowohl die Bestimmung der einen mehr und mehr durch die
Productionskosten, wie das Uebergreifen des andern über alle
Productionsverhältnisse, sind erst vollständig entwickelt, und
entwickeln sich stets
vollständiger, in der bürgerlichen Gesellschaft.' - Das ist eine heikle Formulierung, denn ein dogmatisch gesonnener Kopf könnte lesen: 'An sich', 'im Wesen' oder 'seinem Begriff nach' war es im Keim schon angelegt, dass die Preise eines Tages durch die Produtionskosten bestimmt sein würden; die Anlage dazu musste sich nur erst noch entfalten...
Rationellerweise kann aber nur gemeint sein: Am Anfang sind die Preise nicht durch die Produktionskosten bestimmt, das kann sich erst nach und nach entwickeln in dem Maße, wie der Austausch regulär wird und massenhaft; das ist erst in der bürgerlichen Gesellschaft der Fall.
Ist das nur ein Kokettieren mit einer gewissen Ausdrucksweise, oder sind es noch die Schlacken einer überwundenen Denkweise? (Wir sind erst im I. Heft.)
JE
zerohedge
...Der brave Mann tritt auf den Standpunkt des einfachen Austauschs,
auf dem in der That keine Ueberproduction möglich ist, weil es sich in
der That nicht um den Tauschwerth, sondern um den Gebrauchswerth
handelt.
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Grundrisse, MEGA II/1.1, S. 336 [MEW 42, S. 339]
Nota. - Im einfachen Austausch gibt der eine das her, was er zufällig übrig hat, gegen etws, was ihm zufällig fehlt. Ist der Austausch abgeschlossen, ist die Sache erledigt - bis zufällig wieder einer etwas braucht, was ein anderer zufällig übrighat. In all diesen Fällen gibt jeder von dem (überschüssigen) Seinen für das (mangellnde) Fremde soviel, wie es ihm eben wert ist.
Ein Durchschnitt - welches immer sein Maß wäre - kann sich nur ausbilden, wenn die Transaktion erstens regelmäßig und zweitens massenhaft geschieht; also nur in einer Gesellschaft, in der jeder von vornherein nicht für sich, sondern für den Austausch produziert; für den Markt - also in einer Gesellschaft, in der bereits das Kapitl herrscht. Ohne dies ist ein Tauschwert gar nicht möglich.
JE
Also: Der Rohstoff wird consumirt, indem er verändert wird, geformt
durch die Arbeit, und das Arbeitsinstru- ment wird consumirt, indem es
verbraucht wird in diesem Process, aufgenuzt wird. Andrerseits wird die
Arbeit ebenfalls consumirt, indem sie angewandt, in Bewegung gesezt wird
und so ein bestimmtes Quantum Muskel- kraft etc des Arbeiters verausgabt
wird, wodurch er sich erschöpft.
Aber sie wird nicht nur consumirt, sondern
zugleich aus der Form der Thätigkeit in der des Gegenstandes, der Ruhe
fixirt, materialisirt; als Veränderung des Gegenstandes verändert sie ihre
eigne Gestalt und wird aus Thä- tigkeit Sein. Das Ende des Prozesses ist das
Product, worin der Rohstoff als mit der Arbeit verbunden erscheint, und das
Arbeitsinstrument aus der blosen Möglichkeit sich ebenfalls in Wirklichkeit
übersezt hat, indem es zum wirklichen Leiter der Arbeit geworden, damit
aber, durch seine mechanische oder chemische Beziehung zum Arbeitsmaterial, selbst in seiner ruhenden Form aufgezehrt worden ist.
Alle 3 Momente des Processes, das Material, das Instrument, die Arbeit fallen zusammen in ein neutrales Resul- tat – das Product. In dem Product sind zugleich
reproducirt die Momente des Productionsprocesses die in ihm aufgezehrt
worden sind. Der ganze Process erscheint daher als productive Consumtion,
d. h. als Consumtion, die weder im Nichts endet, noch in der blosen Subjectivirung des Gegenständlichen, sondern die selbst wieder als ein Gegenstand gesezt ist.
Das Verzehren ist nicht einfaches Verzehren des Stofflichen, sondern Verzehren des Verzehrens selbst; im Auf- heben des Stofflichen Aufheben dieses Aufhebens und daher Setzen desselben. Die Form-/gebende Thätigkeit ver- zehrt den Gegenstand und verzehrt sich selbst, aber
sie verzehrt nur die gegebne Form des Gegenstands um ihn in neuer gegenständlicher Form zu setzen, und sie verzehrt sich selbst nur in ihrer subjektiven Form als Thätigkeit. Sie verzehrt das Gegenständliche des Gegenstandes – die Gleichgültigkeit gegen die Form – und das Subjektive der
Thätigkeit; formt den einen, materialisirt die andre. Als Product ist aber das
Resultat des Pro- ductionsprozesses Gebrauchswerth.
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Grundrisse, MEGA II/1.1, S. 220f. [MEW 42, S. 221f.]
Nota. - Ist das Hegel'sche Dialektik? Nein, es ist Fichte'sche Dialektik. Worin besteht der Unterschied? In dem, was fehlt, und dem, was da ist. Es fehlt der Begriff, der sich selbst bewegt, aber da ist das tätige Subjekt, näm- lich das arbeitend produzierende. - Es ist wirklich nur Hegels Ausdrucksweise, mit der Marx kokettiert, aber nicht seine Denkweise..
JE
Lewis Hine
"Der Gebrauchswert... liegt jenseits
des Betrachtungskreises der politischen Ökonomie", heißt es noch 1859 in Zur Kritik der politischen Ökonomie.* Da war Marx aber dem Mehrwert noch nicht recht auf die Schliche gekom- men. Im Kapital heißt es dann stattdessen: "Ursprünglich erschien uns die Waare als ein Zwieschlächtiges, Ge- brauchswerth und Tauschwerth. Näher betrachtet wird sich zeigen, daß auch die in der Waare enthaltene Arbeit zwieschlächtig ist. Dieser Punkt, der von mir zuerst kritisch entwickelt wurde, ist der Springpunkt, um den sich das Verständniß der politischen Oekonomie dreht."**
Springpunkt, Punctum saliens, Dreh- und Angelpunkt: Gerade dass die Arbeitskraft außer einem (Tausch-) Wert auch einen Gebrauchswert hat, ist das Geheimnis der Verwertbarkeit des Geldes - nämlich nur für den Besitzer des Geldes, der sie kauft und gebraucht in Gestalt der lebendigen, wertschaffenden Arbeit; nicht aber für ihren Verkäufer, der mit ihr nichts anderes anfangen kann, als sie gegen Geld zu tauschen (und dann noch froh sein muss, wenn sie ein Geldgeber haben will).
Aber was aussieht wie eine Doppelnatur der Arbeit oder auch nur der Arbeitskraft, macht an ihr selber gar keinen Unterschied aus. Ihre "Doppelnatur" besteht außer ihr in dem historischen Umstand, dass der eine (im Geld) über die Arbeitsmittel verfügt, die der andere braucht, um seine Arbeitskraft realisieren zu können. Die Doppelnatur der Arbeit ist der Schein, den die Kritik der Politischen Ökonomie zerstreut.
*) MEW 13, S. 16
**) MEGA II/5, S. 22
Tinguely, Heureka
Es könnte scheinen, daß wenn der Werth einer Waare durch das während
ihrer Produktion verausgabte Arbeitsquantum bestimmt ist, je fauler oder
ungeschickter ein Mann, desto werthvoller seine Waare, weil er desto mehr
Arbeitszeit zu ihrer Verfertigung braucht. Aber nur die gesellschaftlich
nothwendige Arbeitszeit zählt als werthbildend. Gesellschaftlich nothwendige Arbeitszeit ist Arbeitszeit, erheischt um irgend einen Gebrauchswerth
mit den vorhandnen gesellschaftlich-normalen Produktionsbedingungen und
dem gesell- schaftlichen Durchschnittsgrad von Geschick und Intensivität der
Arbeit herzustellen.
Nach der Einführung des Dampfwebstuhls in England
z. B. genügte vielleicht halb so viel Arbeit als vorher, um ein gegebenes
Quantum Garn in Gewebe zu verwandeln. Der englische Handweber
brauchte zu dieser Verwandlung in der That nach wie vor dieselbe Arbeits-
zeit, aber das Produkt seiner individuellen Arbeits- stunde stellte jetzt nur
noch eine halbe gesellschaftliche Arbeitsstunde dar und fiel daher auf die
Hälfte seines früheren Werths.
Es ist also nur das Quantum gesellschaftlich nothwendiger Arbeit oder die
zur Herstellung eines Gebrauchswerths gesellschaftlich nothwendige Arbeitszeit, welche seine Werthgröße bestimmt. Die einzelne Waare gilt hier
überhaupt als Durchschnittsexemplar ihrer Art. Waaren, worin gleich
große Arbeits- quanta enthalten sind, oder die in derselben Arbeitszeit her-
gestellt werden können, haben daher dieselbe Werthgröße.
Der Werth einer
Waare verhält sich zum Werth jeder andern Waare, wie die zur Produktion
der einen noth- wendige Arbeitszeit zu der für die Produktion der andern / nothwendigen Arbeitszeit. „Als Werthe sind alle Waaren nur bestimmte
Maße festgeronnener Arbeitszeit“. Die Werthgröße einer Waare bliebe daher constant, wäre die zu ihrer
Produktion erheischte Arbeitszeit constant. Letztere wechselt aber mit
jedem Wechsel in der Produktivkraft der Arbeit. Die Produktivkraft der
Arbeit ist durch mannigfache Umstände bestimmt, unter andern durch den
Durchschnittsgrad des Geschickes der Arbeiter, die Entwicklungsstufe der
Wissenschaft und ihrer technologischen Anwendbarkeit, die gesellschaftliche Combination des Produktionsprozesses, den Um- fang und die Wirkungsfähigkeit der Produktionsmittel, und durch Naturverhältnisse.
____________________________________
Das Kapital I, MEGA II/5, S. 20f.
Nota. - Marx beschreibt im Kapital die Einheit von Produktions- und Zirkulationsprozess des Kapitals als ein System - als ein allgemeines Schema, in dem Raum und Zeit ausgelöscht sind; als 'Eine Gestalt'. Im System ge- schieht nicht nur alles gleichzeitig und überall, sondern ausgelöscht sind auch die Qualitäten der Individuen: Jedes gilt nur, soweit es Funktionsträger im systemischen Prozess ist, und da ist eins so gut wie das andere. Dass es funktioniert, ist seine einzige Bestimmtheit: der "Durchschnitt".
JE
Der Mehrwerth den das Capital am Ende des Productionsprocesses hat –
ein Mehrwerth, der als höherer Preiß des Products erst in der Circulation
realisirt wird, aber wie alle Preisse in ihr realisirt werden, dadurch daß sie
schon ideell ihr vorausgesezt sind, bestimmt sind, ehe sie in sie eingehn –
heißt dem allgemeinen Begriff des Tauschwerths gemäß ausgedrückt, daß
die im Product vergegenständlichte Arbeitszeit – oder Quantum Arbeit
(ruhend ausgedrückt erscheint die Grösse der Arbeit als Raumquantum, aber
bewegt ausgedrückt ist sie nur durch die Zeit meßbar) – grösser ist als die
in den ursprünglichen Bestandtheilen des Capitals vorhandne.
Dieß nun ist
nur möglich, wenn die im Arbeitspreiß vergegenständlichte Arbeit kleiner
/ ist als die lebendige Arbeitszeit, die mit ihr gekauft worden ist. Die im Capital
vergegenständlichte Arbeitszeit erscheint, wie wir gesehn haben als eine aus
3 Theilen bestehnde Summe: a) die im Rohstoff vergegenständlichte Arbeitszeit; b) die im Instrument vergegenständlichte Arbeitszeit; c) die im
Arbeitspreiß vergegenständlichte Arbeitszeit. Nun bleiben die Theile a) und
b) unverändert als Bestandtheile des Capitals; wenn sie auch im Process ihre
Gestalt verändern, ihre materiellen Daseinsweisen, bleiben sie als Werthe
unverändert. Es ist nur c) das das Capital austauscht gegen ein qualitativ
andres: ein gegebnes Quantum vergegenständlichter Arbeit gegen ein
Quantum lebendiger Arbeit.
So weit die lebendige Arbeitszeit nur die im
Arbeitspreisse vergegenständlichte Arbeitszeit reproducirte, wäre auch dieß
nur formell und es hätte überhaupt, was den Werth betrifft, nur ein Wechsel
stattgefunden gegen lebendige Arbeit als andre Daseinsweise desselben
Werths, wie in Bezug auf den Werth des Arbeitsmaterials und Instruments
nur eine Veränderung ihrer stofflichen Daseinsweise stattgefunden hat. Hat
der Capitalist dem Arbeiter einen Preiß = einem Arbeitstag gezahlt und der
Arbeitstag des Arbeiters fügt dem Rohstoff und Instrument nur einen
Arbeitstag zu, so hätte der Capitalist einfach ausgetauscht, den Tauschwerth
in einer Form gegen den Tauschwerth in einer andren. Er hätte nicht als
Capital gewirkt. Andrerseits wäre der Arbeiter nicht im einfachen Process
des Austauschs geblieben: er hätte in der That das Product seiner Arbeit in
Zahlung erhalten, nur daß der Capitalist ihm den Gefallen gethan hätte ihm
den Preiß des Products vor seiner Realisation vorauszuzahlen. Der Capitalist
hätte ihm Credit gegeben und zwar gratis, pour le roi de Prusse. Voilà tout.
___________________________________________
Grundrisse, MEGA II/1.1, S. 237f. [MEW 42, S. 240f.]
Nota. - Nachdem Marx in der Auseinandersetzung mit Proudhon/Darimon klargeworden war, dass die soge- nannte "ursprüngliche Akkumulation" des Kapitals in den Begriff des Kapitals selbst gehört - dass also die Realität des Kapitals, aus Wert mehr Wert zu machen, seinem 'Begriff' historisch vorangeht -, rückt ebendies Mysterium in seine Aufmerksamkeit.
Neuer Rohstoff entsteht in der Produktion nicht, auch der Wert des in der Produktion verwendeten Werkzeugs wird durch die Produktion nicht vermehrt (vielmehr gemindert); also kann ein Mehrwert nur entstehen, weil im Wert der geleisteten Arbeit eine Vermehrung stattfindet! Wie aber wäre das möglich, wenn eine geleistete Arbeitsstunde getauscht würde gegen den Wert der während dieser Stunde geleisteten Arbeit?
(Nicht zu vergesssen: Es geht darum, dem Proudhon nachzuweisen, dass die Ausbeutung schon in der Produktion geschieht und nicht erst in der Zirkulation.)
JE
architektin-bloetz
❲I. 1) Allgemeiner Begriff des Capitals. – 2) Besonderheit des Capitals:
Capital circulant. Capital fixe. (Capital als Lebensmittel, als Rohstoff, als
Arbeitsinstrument.) 3) Das Capital als Geld. II. 1) Quantität des Capitals.
Accumulation. – 2) Das an sich selbst gemeßne Capital. Profit. Zins. Werth
des Capitals; d. h. das Capital im Unterschied von sich als Zins und Profit.
3) Die Circulation der Capitalien. α) Austausch des Capitals mit Capital.
Austausch des Capitals mit Revenue. Capital und Preisse. β) Concurrenz der
Capitalien. γ) Concentration der Capitalien. III. Das Capital als Credit. IV.
Das Capital als Actiencapital. V. Das Capital als Geldmarkt. VI. Das Capital
als Quelle des Reichthums. Der Capitalist. Nach dem Capital wäre dann das
Grundeigenthum zu behandeln. Nach diesem die Lohnarbeit. Alle 3 vorausgesezt, die Bewegung der Preisse, als die Circulation nun bestimmt in
ihrer innern Totalität. Anderseits die 3 Klassen als die Production gesezt in
ihren 3 Grundformen und Voraussetzungen der Circulation. Dann der Staat.
(Staat und bürgerliche Gesellschaft. – Die Steuer, oder die Existenz der
unproductiven Klassen. – Die Staatsschuld. – Die Population. – Der Staat
nach aussen: Colonien. Auswärtiger Handel. Wechselkurs. Geld als inter-
nationale Münze. – Endlich der Weltmarkt. Uebergreifen der bürgerlichen
Gesellschaft über den Staat. Die Crisen. Auflösung der auf den Tauschwerth
gegründeten Productionsweise und Gesellschaftsform. Reales Setzen der
individuellen Arbeit als gesellschaftlicher und vice versa.)❳
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Grundrisse, MEGA II/1.1, S. 187 [MEW 42, S. 188]
Nota. - Dies ist, nach der Einleitung aus dem August 1857, Marxens zweiter Plan für "meine Ökonomie". Nun will er nicht mehr bei der ökonomische Realität eines 'Landes' anfangen, sondern beim Begriff des Kapitals. Doch könnte er den Begriff des Kapitals erst darstellen, wenn er schon den Ursprung des Mehrwerts entdeckt hätte, denn der erst macht ein Quantum Geld zu Kapital; es ist ihm anscheinend noch nicht einmal das Problem aufgefallen.
Noch immer hat er eine enzyklopädische Beschreibung der bürgerlichen Gesellschaft in ihrer Gänze im Sinn, eine Art Politischer Ökonomie in Vollendung. Es fällt auf, dass in diesem Plan die Ware gar nicht erwähnt wird und auch der Unterschied von Gebrauchs- und Tauschwert und gar der Wert selber nicht vorkommen. Bis zur Kritik der Politischen Ökonomie ist es noch ein weiter Weg.
JE
Innerhalb des Systems der bürgerlichen Gesellschaft daher folgt auf den
Werth unmittelbar das Capital. In der Geschichte gehn andre Systeme vor,
die die materielle Grundlage der unvollkommnern Werthentwicklung bilden.
Wie der Tauschwerth hier nur nebenher spielt neben dem Gebrauchswerth,
erscheint nicht das Capital sondern das Grundeigenthumsverhältniß als seine
reale Basis.
Das moderne Grundeigenthum kann dagegen gar nicht begriffen
werden, weil es nicht existiren kann, ohne die Voraussetzung des Capitals
und es erscheint historisch in der That als eine durch das Capital bewirkte,
sich adaequat gesezte Form der vorhergehenden historischen Gestalt des
Grundeigenthums. Es ist grade in der Entwicklung des Grundeigenthums,
worin daher der allmählige Sieg und Herausbildung des Capitals studirt
werden kann, weßwegen Ricardo, der Oekonom der modernen Zeit, mit
grossem historischen Sinn die Verhält- nisse von Capital, Lohnarbeit, und
Grundrente innerhalb der Grenzen des Grundeigenthums betrachtet hat, um
sie in ihrer spezifischen Form zu fixiren.
Das Verhältniß des industriellen
Capitalisten zum Grundeigenthümer erscheint als ausserhalb des Grundeigen- thums liegende Beziehung. Aber als Verhältniß des modernen farmer
zum Grundrentner erscheint es als imma- nentes Verhältniß des Grundeigenthums selbst und das andre als nur in seiner Beziehung zum Capital
mehr existirend, gesezt. Die Geschichte des Grundeigenthums, die die allmählige Verwandlung des Feudalen Land- lords in den Grundrentner, des
erbsässigen halbtributären und oft unfreien Leibpächters in den modernen
Farmer, und der dem Grunde angehörigen angesessenen Leibeignen und
Frohnbäuern in Ackerbautaglöhner nachwiese, wäre in der That die Geschichte der Bildung des modernen Capitals. Sie würde die Beziehung zum
städtischen Capital, Handel etc in sich schliessen. Wir haben es aber hier
mit der gewordnen, auf ihrer eignen Grundlage sich bewegenden bürgerlichen Gesellschaft zu thun.
___________________________________________
Grundrisse, MEGA II/1.1, S. 175 [MEW 42, S. 177f.]
Nota. - Das alles wird ausführlich untersucht in dem Kapitel über Formen, die der kapitalistischen Produktion vorher- gehen. Marx macht sich daran, als ihm klar wird, dass die sogenannte ursprüngliche Akkumulation des Kapitals in nichts anderm besteht als der Trennung des Arbeiters von seinem Arbeitsinstrument, nämlich die Vertreibung der Bauern von ihrem Boden. Was ist das anderes als die Verwandlung des Grundeigentums aus einem feuda- len in ein bürgerliches? Und was ist das wiederum anderes als die Unterwerfung des Gebrauchswerts unter den Tauschwert?
JE
Alle 3 Momente des Processes, das Material, das Instrument, die Arbeit fallen zusammen in ein neutrales Resultat – das Product. In dem Product sind zugleich
reproducirt die Momente des Productionsprocesses die in ihm aufgezehrt
worden sind. Der ganze Process erscheint daher als productive Consumtion,
d. h. als Consumtion, die weder im Nichts endet, noch in der blosen Subjectivirung des Gegenständlichen, sondern die selbst wieder als ein Gegenstand gesezt ist.
Das Verzehren ist nicht einfaches Verzehren des Stofflichen, sondern Verzehren des Verzehrens selbst; im Aufheben des Stofflichen Aufheben dieses Aufhebens und daher Setzen desselben. Die Form-/gebende Thätigkeit verzehrt den Gegenstand und verzehrt sich selbst, aber
sie verzehrt nur die gegebne Form des Gegenstands um ihn in neuer gegenständlicher Form zu setzen, und sie verzehrt sich selbst nur in ihrer sub-
jektiven Form als Thätigkeit. Sie verzehrt das Gegenständliche des Gegenstandes – die Gleichgültigkeit gegen die Form – und das Subjektive der
Thätigkeit; formt den einen, materialisirt die andre. Als Product ist aber das
Resultat des Productionsprozesses Gebrauchswerth. ...
Z. B.
haben wir schon gesehn, daß die Unterscheidung von Gebrauchswerth und
Tauschwerth in die Oeko- nomie selbst gehört und nicht wie Ricardo thut der
Gebrauchswerth als einfache Voraussetzung todt liegen bleibt.
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Grundrisse, MEGA II/1.1, S. 220f.; 237 [MEW 42, S. 222; 249]
Notabene: Das Gegenständliche am Gegenstand sei seine "Gleichgültigkeit gegen die Form" - das ist wohl eine sprachliche Entgleisung. Das Stoffliche am Gegenstand ist seine Gleichgültigkeit gegen die Form - das wäre eine Tautologie. Aber Gegenstand, Objekt ist das Ding nur für einen Handelnden, ein Subjekt; wieso sollte dessen Form für jenen gleichgültig sein? Die Unterscheidung zwischen Form und Stoff tritt erst in der Refle- xion ein, aber die ist gewiss nicht das originäre Verhältnis des Subjekts zum Objekt.
JE
So viel kann indeß
nebenbei bemerkt werden schon jezt, daß die relative, nur quantitativ, nicht
qualitativ, und nur durch die Quantität gesezte qualitative Beschränkung des
Kreises der Genüsse der Arbeiter ihnen auch als Consumenten (bei der
weitren Entwicklung des Capitals muß überhaupt das Verhältniß von
Consumtion und Production näher betrachtet werden) eine ganz andre
Wichtigkeit als Agenten der Production giebt, denn die sie z. B. in der antiken
Zeit oder im Mittelalter oder in Asien besitzen und besassen. Aber dieß
gehört, wie gesagt, noch nicht hierher.
Ebenso, indem der Arbeiter das
Equivalent erhält in der Form des Geldes, der Form des allgemeinen Reich-thums, ist er in diesem Austausch als Gleicher dem Capitalist gegenüber, wie
jeder andre Austauschende; wenigstens dem Schein nach. Dem fact nach
ist diese Gleichheit schon dadurch gestört, daß sein Verhältniß als Arbeiter
zum Capitalisten, als Gebrauchswerth in der spezifisch vom Tauschwerth
verschiednen Form im Gegensatz zu dem als Werth gesezten Werth vorausgesezt ist für diesen scheinbar einfachen Austausch; daß er also schon
in einem anders ökonomisch bestimmten Verhältniß steht – ausser dem des
Austauschs, worin die Natur des Gebrauchswerths, der besondre Ge-/
brauchswerth der Waare als solcher gleichgültig ist.
Dieser Schein existirt
indeß als Illusion seinerseits, und zu einem gewissen Grade auf der andren
Seite und modificirt daher auch wesentlich sein Verhältniß im Unterschied
von dem der Arbeiter in andren gesellschaft- lichen Productionsweisen. Aber,
was das Wesentliche ist, der Zweck des Austauschs für ihn ist die Befriedigung seines Bedürfnisses. Der Gegenstand seines Austauschs ist
unmittelbarer Gegenstand des Bedürfnisses, nicht der Tauschwerth als
solcher.
Er erhält zwar Geld, aber nur in seiner Bestimmung als Münze; d. h.
nur als sich selbst aufhebende und ver- schwindende Vermittlung. Was er
austauscht ist daher nicht der Tauschwerth, nicht der Reichthum, sondern
Lebensmittel, Gegenstände zur Erhaltung seiner Lebendigkeit, Befriedigung
seiner Bedürfnisse überhaupt, physischer, socialer etc. Es ist ein bestimmtes
Equivalent in Lebensmitteln, vergegenständlichter Arbeit, ge- messen durch
die Productionskosten seiner Arbeit. Was er abläßt ist die Disposition über
sie.
___________________________________________
Grundrisse, MEGA II/1.1, S. 206f. [MEW 42, S. 209f.]
Nota. - Marx nähert sich rein durch kritische Begriffsarbeit der Unterscheidung der lebendigen wertsetzenden Arbeit von der als Wert schon gesetzten Arbeitskraft - und also der Entdeckung des Mehrwerts. Doch einstwei- len ist er noch mit dem Geld beschäftigt, und wenn er schließlich auf die Frage kommt, wie Geld zu Kapital wird, braucht er mehrere Anläufe, um sich die "ursprüngliche Akkumulation" zu erklären - und namentlich ein besonderes Studium der Formen, die der kapitalistischen Produktion voerhergehen.
JE
Wenn gesellschaftliche Verhältnisse betrachtet werden, die ein unentwickeltes System des Austauschs, der Tauschwerthe und des Geldes
erzeugen, oder denen ein unentwickelter Grad derselben entspricht, so ist
es von vorn herein klar, daß die Individuen, obgleich ihre Verhältnisse
persönlicher erscheinen, nur als Individuen in einer Bestimmtheit in Beziehung zu einander treten, als Feudalherr und Vasall, Grundherr und
Leibeigner etc oder als Kastenglieder etc oder als Standesangehörige etc. /
Im Geldverhältnisse, im entwickelten Austauschsystem (und dieser Schein
verführt die Democratie) sind in der That die Bande der persönlichen
Abhängigkeit gesprengt, zerrissen, Blutsunterschiede, Bildungsunterschiede
etc (die persönlichen Bande erscheinen wenigstens alle als persönliche Verhältnisse); und die Individuen scheinen unabhängig (diese Unabhängigkeit,
die überhaupt blos eine Illusion ist und richtiger Gleichgültigkeit – im Sinn
der Indifferenz – hiesse), frei auf einander zu stossen und in dieser Freiheit
auszutauschen; sie scheinen so aber nur für den, der von den Bedingungen,
den Existenzbedingungen (und diese sind wieder von Individuen unabhängi- ge und erscheinen, obgleich von der Gesellschaft erzeugt, gleichsam
als Naturbedingungen, d. h. von den Indivi- duen uncontrollirbare) abstrahirt,
unter denen diese Individuen in Berührung treten.
Die Bestimmtheit,
die im ersten Fall als eine persönliche Beschränkung des Individuums durch
ein andres, er- scheint im leztren ausgebildet als eine sachliche Beschränkung
des Individuums durch von ihm unabhängige und in sich selbst ruhende
Verhältnisse. (Da das einzelne Individuum nicht seine persönliche Bestimmtheit ab- streifen, wohl aber äussere Verhältnisse überwinden und
sich unterordnen kann, so scheint seine Freiheit im Fall 2 grösser. Eine nähre
Untersuchung jener äussren Verhältnisse, jener Bedingungen zeigt aber die
Unmög- lichkeit der Individuen einer Klasse etc sie en masse zu überwinden,
ohne sie aufzuheben. Der einzelne kann zufällig mit ihnen fertig werden; die
Masse der von ihnen beherrschten nicht, da ihr bloses Bestehn die Unter- ordnung, und die nothwendige Unterordnung der Individuen unter sie
ausdrückt.)
___________________________________________
Grundrisse, MEGA II/1.1, S. 95f. [MEW 42, S. 96f.]
Nota. - "...die
Unmöglichkeit der Individuen einer Klasse etc sie en masse zu überwinden,
ohne sie aufzu-heben": das ist die wesentliche Bestimmung der Condition prolétarienne.
Ab wo hört die Überwindung auf, individuell zu sein, und beginnt, en masse zu geschehen? Die reformistische Arbeiterbegung hat in ihren bürokratischen Apparaten einen Ort geschaffen, wo der individuelle Aufstieg aus dem Proletariat ins (ganz kleine) Kleinbürgertum möglich war. Nicht nach Millionen, aber nach Hunderten, vielleicht Tausenden.
Die demokratischen Verfassungen haben den Staatsdienst für "das Volk" geöffnet, weil die sozialdemokratischen Schulverwaltungen die Bildung der Massen erweiterten. Die Bildungsreformen der 60er Jahre machten den Schuldienst zum Königsweg zum Aufsteig ins (entzauberte) Bildungsbürgertum. Das Ausufern der demokrati- schen Bürokratien im Wohlfahrtsstaat war tatsächlich der "realexistierende" Sozialismus. Es ist nicht wahr, dass einem Kind aus der Arbeiterklasse keine andere Wahl bleibt als Lohnarbeit oder Verhungern.
JE
A. Goloborodko
Um unmittelbar das allgemeine Geld zu sein, müßte
sie von vornherein nicht besondre Arbeit, sondern allgemeine sein, d. h.
von vorn herein als Glied der allgemeinen Production gesezt sein. In dieser Voraussetzung aber würde nicht erst der Austausch ihr den allgemeinen Charakter geben, sondern ihr vorausgesezter gemeinschaftlicher
Character würde die Theilnahme an den Producten bestimmen. Der gemeinschaftliche Character der Production würde von vorn herein das Product
zu einem gemeinschaftlichen, allgemeinen machen.
Der ursprünglich in
der Production stattfindende Austausch – der kein Austausch von
Tauschwerthen wäre, sondern von Thätigkeiten, die durch gemeinschaftliche Bedürfnisse bestimmt wären, durch gemeinschaftliche Zwecke –
würde von vornherein die Theilnahme des Einzelnen an der gemeinschaftlichen Productenwelt einschliessen. Auf der Grundlage der Tauschwerthe, wird die Arbeit erst durch den Austausch als allgemein gesezt.
Auf dieser [jener anderen!] Grundlage wäre sie als solche gesezt vor dem Austausch; d. h.
der Austausch der Producte wäre überhaupt nicht das Medium, wodurch
die Theilnahme des Einzelnen an der allgemeinen Production vermittelt
würde. Vermittlung muß natürlich stattfinden.
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Grundrisse, MEGA II/1.1, S. 102 [MEW 42, S. 103f.]
Nota. - Nachdem Marx zunächst den Zugang zu seinem Gegenstand in einer kritischen Darstellung der allerjüngsten Vertreter der Politischen Ökonomie, Bastiat und Carey, gesucht und wegen mangelnder Ergie-bigkeit abgebrochen hatte, versucht er es dann mit einem Plan, der 'Einleitung' vom August 1857. Doch auch die bricht er ab: Sie wird uferlos. Daraufhin versucht er eine konkreten Zugang: Es geht ihm ja nicht um Wissenschaft als solcher. Es geht ihm darum, die mühsam neu entstehende Arbeiterbewegung seiner Zeit gegen bürgerliche und namentlich kleinbürgerliche Ideologien in Acht zu nehmen; aktuell gegen den Einfluss Proudhons und seiner antipolitischen und antirevolutionären Utopien. So findet er endlich einen Zugang zu seinem Thema in der Kritik an dem Proudhonisten L.-A. Darimon.
Proudhon hatte den bürgerlichen Ökonomen geglaubt, dass der kapitalistische Profit wohl irgendwo im Zir- kulationsprozess entstehen müsste und man ihn ebendort abschaffen könnte, wenn man nur das Geld aus dem Tauschvorgang ausschlösse. Neben dem und gegen den gegebenen Markt sollten genossenschaftliche Produkti-onsverbände entstehen, die zugleich die Distribution mittels Ausgabe von Stundenzetteln an ihre Teilnehmer besorgten, wo die geleistete Arbeitszeit unverkürzt gegen die entsprechende Warenmenge eingetauscht werden sollte. Die Stundenzettel müssten nur nach und nach überall an die Stelle des Geldes treten, um die kapitalisti- sche Ausbeutung insgesamt zu beenden.
Die Wirksamkeit dieses Projekts beruhte keineswegs auf seiner anschaulichen Überzeugungskraft, sondern in Gegenteil darauf, dass es der Arbeiterklasse die Risiken und Fährnissen einer erneuten poltischen Aktion und gar neuer revolutionärer Abenteuer zu ersparen versprach - wodurch es zu einem direkten Gegner der kommu- nistischen Agitation wurde. Marx wollte 'sein ökonomisches Buch' nicht für die Gelehrtenwelt schreiben, son- dern für die Arbeiterbewegung: Die Stundenzettel würden nichts bewirken, solange der Produktionsprozess unverändert bliebe, denn dort geschähe die Ausbeutung, dort entstünde ein Wertteil, den sich das Kapital un- entgeltlich aneignet. Wo aber genau, an welcher Stelle dieser 'Mehrwert' entsteht, wo also aus einer bloßen Menge Geldes Kapital wird - das muss er erst noch ergründen. Die Stelle, an der 'die Darstellung in Kritik umschlägt', muss erst noch gefunden werden.
JE
In diesem ersten Abschnitt, wo Tauschwerthe, Geld, Preisse betrachtet
werden, erscheinen die Waaren immer als vorhanden. Die Formbestimmung
einfach. Wir wissen, daß sie Bestimmungen der gesellschaftlichen Pro- duction ausdrücken, aber diese selbst ist Voraussetzung.
Aber sie sind nicht
gesezt in dieser Bestimmung. Und so in der That erscheint der erste Austausch als Aus- tausch des Ueberflusses nur, der nicht das Ganze der Production ergreift und bestimmt. Es ist der vorhandne Ueberschuß einer
Gesammtproduction, die ausserhalb der Welt der Tauschwerthe liegt. So
auch noch in der entwickelten Gesellschaft tritt dieß an der Oberfläche als
unmittelbar vorhandne Waarenwelt hervor. Durch sich selbst weist sie aber
über sich hinaus, auf die ökonomischen Verhältnisse, die als Productionsverhältnisse gesezt sind.
Die innere Gliedrung der Production bildet
daher den 2ten Abschnitt, die Zusammenfassung im Staat den 3ten, das internationale Verhältniß den 4ten, der Weltmarkt den Abschluß, worin die
Production als Totalität gesezt ist und ebenso jedes ihrer Momente; worin
aber zugleich alle Widersprüche zum Process kommen. Der Weltmarkt bildet /
dann wieder ebenso die Voraussetzung des Ganzen und seinen Träger. Die
Crisen sind dann das allgemeine Hinausweisen über die Voraussetzung, und
das Drängen zur Annahme einer neuen geschichtli- chen Gestalt.
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Grundrisse, MEGA II/1.1, S. 151f. [MEW 42, S. 154]
Nota. - Noch immer (wir sind hier in Heft II) will Marx eine Art Summa der Politischen Ökonomie schreiben, er orientiert sich weiterhin an dem Plan seiner Einleitung vom August 1857; dass er eine Kritik zu schreiben hat, ist ihm noch nicht klargeworden, der Mehrwert kommt in diesem Plan noch gar nicht vor: Er hat ihn noch nicht entdeckt. Denn es fehlen auch noch die Formen, die der kapitalistischen Produktion vorhergehen, und folglich auch die sogenannte ursprüngliche Akkumulation - alles Materiale, was die Kritik der Politischen Ökonomie ausmachen wird.
Er wird erst noch versuchen, das Kapital aus dem Geld und dem Begriff des Werts zu erklären.
JE
Calvin
Man sieht wie das Aufhäufen des Goldes und Silbers den wahren
stimulus erhielt mit seiner Auffassung als materieller Repräsentant und
allgemeine Form des Reichthums. Der Geldcultus hat seinen Ascetismus,
seine Entsagung, seine Selbstaufopferung – die Sparsamkeit und Frugalität,
das Verachten der weltlichen, zeitlichen und vergänglichen Genüsse; das
Nachjagen nach dem ewigen Schatz. Daher der Zusammenhang des engli-schen Puritanismus oder auch des holländischen Protestantismus mit dem / Geldmachen.
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Grundrisse, MEGA II/1.1, S. 155f. [MEW 42, S. 158]
Eigenthum meint also ursprünglich – und so in seiner asiatischen, slawischen, antiken, germanischen Form – Verhalten des arbeitenden (producirenden) Subjekts (oder sich reproducirenden) zu den Bedingungen
seiner Production oder Reproduction als den seinen. Es wird daher auch
verschiedne Formen haben nach den Be-dingungen dieser Production. Die
Production selbst bezweckt die Reproduction des Producenten in und mit
diesen seinen objektiven Daseinsbedingungen.
Dieses Verhalten als Eigenthümer – nicht als Resultat, sondern Voraussetzung der Arbeit, i. e. der
Production – sezt voraus ein bestimmtes Dasein des Individuums als Glied
eines Stamm- oder Gemeinwesens (dessen Eigenthum es selbst ist bis zu
einem gewissen Punkt). Sklaverei, Leibeigenschaft etc, wo der Arbeiter
selbst unter den Naturbedingungen der Production für ein 3tes Individuum
oder Gemeinwesen erscheint (dieß ist z. B. bei der allgemeinen Sklaverei des
Orients nicht der Fall, nur vom europäischen point of view aus) – also
Eigenthum nicht mehr das Verhalten des selbstarbeitenden Individuums zu
den objektiven Bedingungen der Arbeit – ist immer secundär, nie ursprünglich, obgleich nothwendiges und consequentes Resultat des auf dem
Gemeinwesen und Arbeit im Gemeinwesen gegründeten Eigenthums.
Es ist
zwar sehr einfach sich vorzustellen, daß Ein Gewaltiger, physisch Ueberlegner, nachdem er erst das Thier gefangen, dann Menschen fängt, um durch
ihn Thiere fangen zu lassen; mit einem Worte sich ebenso des Men-schen als
einer natürlich vorgefundnen Bedingung für seine Reproduction bedient
(wobei seine eigne Arbeit in Herrschen sich auflöst etc) wie irgend eines
andren Naturwesens. Aber solche Ansicht ist abgeschmackt, – so sehr richtig
vom Standpunkt gegebner Stamm- oder Gemeinwesen – da sie von der
Entwicklung vereinzelter Menschen ausgeht.
Der Mensch vereinzelt sich
erst durch den historischen Process. Er erscheint ursprünglich als ein
Gattungs-wesen, Stammwesen, Heerdenthier – wenn auch keineswegs als ein
ζω̃ον πολιτιϰόν im politischen Sinn. Der Austausch selbst ist ein Hauptmittel /
dieser Vereinzelung. Er macht das Heerdenwesen überflüssig und löst es auf.
Sobald die Sache sich so gedreht, daß er als Vereinzelter nur mehr sich auf
sich bezieht, die Mittel aber, um sich als Vereinzelter zu setzen, sein sich
Allgemein- und Gemeinmachen geworden sind. In diesem Gemeinwe-sen ist
das objektive Dasein des Einzelnen als Eigenthümer, sage z. B. Grundeigenthümer vorausgesezt und zwar unter gewissen Bedingungen, die ihn an das
Gemeinwesen ketten, oder vielmehr einen Ring in seiner Kette machen. In
der bürgerlichen Gesellschaft steht der Arbeiter z. B. rein objektivlos, subjektiv da; aber die Sache, die ihm gegenübersteht, ist das wahre Gemein-
wesen nun geworden, das er zu verspeisen sucht, und von dem er verspeist
wird.
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Grundrisse, MEGA II/1.2, S. 399f. [MEW 42, S. 403f.]
Es gehört noch nicht hierher, kann hier aber schon erinnert werden, wie
dem Schaffen der Surplusarbeit auf der Einen Seite entspricht ein Schaffen
von Minus-Arbeit, relativer idleness (oder nicht-productiver Arbeit im besten
Fall) auf der andren.
Es versteht sich dieß erstens vom Capital von selbst;
dann aber auch den Klassen mit denen es theilt; also von den vom Surplusproduce lebenden Paupers, flunkeys, Jenkinses etc kurz dem ganzen
train von retainers; dem Theil der dienenden Klasse, der nicht von Capital,
sondern von Revenue lebt.
Wesentlicher Unterschied dieser dienenden und
der arbeitenden Klasse. In Bezug auf die ganze Gesellschaft das Schaffen
der disponiblen Zeit dann auch als Schaffen der Zeit zur Production von
Wissenschaft, Kunst etc. Es ist keineswegs der Entwicklungsgang der
Gesellschaft, daß weil Ein Individuum seine Noth befriedigt hat, es nun
seinen Ueberfluß schafft; sondern weil Ein Individuum oder Klasse von
Individuen gezwungen wird mehr zu arbeiten als zur Befriedigung seiner
Noth nöthig – weil Surplusarbeit auf der Einen Seite – wird Nichtarbeit und
Surplusreichthum auf der andren gesezt.
Der Wirklichkeit nach existirt die
Entwicklung des Reichthums nur in diesen Gegensätzen; der Möglichkeit
nach ist eben seine Entwicklung die Möglichkeit der Aufhebung dieser
Gegensätze.
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Grundrisse, MEGA II/1.1, S. 308 [MEW 42, S. 314f.]