Je grösser der Surpluswerth des Capitals vor der Vermehrung der Productivkraft, je grösser das Quantum der vorausgesezten Surplusarbeit oder Surpluswerths des Capitals, oder je kleiner bereits der Bruchtheil des Arbeitstags der das Equivalent des Arbeiters bildet, die nothwendige Arbeit ausdrückt, desto geringer ist das Wachsthum des Surpluswerths, das das Capital von der Vermehrung der Productivkraft erhält.
Sein Surpluswerth steigt, aber in immer geringrem Verhältniß zur Entwicklung der Productivkraft. Je entwickelter also schon das Capital, je mehr Surplusarbeit es geschaffen hat, um so furchtbarer muß es die Productivkraft entwickeln, um sich nur in geringem Verhältniß verwerthen, d. h. Mehrwerth zuzufügen – weil seine Schranke immer bleibt das Verhältniß zwischen dem Bruchtheil des Tages der die nothwendige Arbeit ausdrückt und dem ganzen Arbeitstag. /
Innerhalb dieser Grenzen kann es sich allein bewegen. Je kleiner schon der Bruchtheil, der auf die nothwendige Arbeit fällt, je grösser die Surplusarbeit, desto weniger kann irgend eine Vermehrung der Productivkraft die nothwendige Arbeit sensibly vermindern; da der Nenner enorm gewachsen ist. Die Selbstverwerthung des Capitals wird schwieriger im Maasse wie esschon verwerthet ist. Die Vermehrung der Productivkräfte würde dem Capital gleichgültig; die Verwerthung selbst, weil ihre Proportionen minim geworden sind; und es hätte aufgehört Capital zu sein.
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Grundrisse, MEGA II/1.1, S. 254f. [MEW 42, S. 258f.]
Nota. - Dies ist von allen Vexierstücken der Kritik der Politischen Ökonomie das vertracksteste: Ein Gesetz, das mit fataler Unausweichlichkeit gilt – und doch ist es vollkommen offen, ob es zu irgendeinem Zeitpunkt jemals wirklich wird, nämlich reale Wirkung zeitigt. – Schwierig aber nur, wenn man vergisst, dass es sich bei der Formbestimmung lediglich um ein Denkmodell handelt, das dem Beobachter erlaubt, im wirklichen Gesche-hen einen Sinn zu erkennen; dass es aber in das wirkliche Geschehen selber nicht eingreift.
Oder, allgemeiner gefasst, dass es am Ende die Gebrauchswertseite ist, die über die Tauschwertseite trium-phiert: Je gewaltiger der Gebrauchswert des fixen Kapitals wächst, umso kümmerlicher der Gewinn, den es davon hat; je gewaltiger das Produkt, umso geringer der Profit – und der ist gewissermaßen das Naturphäno-men, dem der (Mehr-) Wert als ein bloßes Noumenon gegenübersteht.
Und darum ist es wiederum auch die Gebrauchswertseite, die zu jedem Zeitpunkt immer und immer wieder darüber entscheidet, ob ein Fall der Profitrate jemals wirklich eintritt. Zum Beispiel ein Krieg oder eine Na-turkatastrophe – beide außerhalb aller ökonomischen Formbestimmung – "entwertet" eine große Menge fixen Kapitals nicht seiner 'Formbestimmtheit' nach, sondern zerstört seinen Gebrauchswert. Der Anteil von fixem Kapital – 'organische Zusammensetzung' – nimmt wieder ab, so dass zwar die Mehrwertrate sinkt, dafür aber die Profitrate steigt.
In der Epoche der digitalen Revolution akuter ist jedoch die Entwertung von fixem Kapital durch technischen Fortschritt. Die ist zwar durch ökonomische Formbestimmung vermittelt: Gegenüber der neu eingeführten Technologie ist die herkömmliche Maschinerie nicht konkurrenzfähig und wird aus dem Maschinenpark aus-gemustert; und die organische Zusammensetzung sinkt um diesen Teil, usw. Aber die materiale Ursache, die formal vermittelt wird, ist die höhere Produktivität der neuen Technik, d. h. ihr Gebrauchswert. Es ist die Stoff-seite, nicht die Formseite.
So jedenfalls für den wissenschaftlichen Analytiker. Für das Kapital sieht die Sache anders aus. Es kennt nur die Formseite, nämlich sich: das Geld. Das Kapital ist aber keine wirkliche Person. Es ist selber nur ein (im Begriff fixiertes) Verhältnis.
JE
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