Dienstag, 4. Oktober 2016

Reale Reduktion der Arbeit auf ihre abstrakteste Form.


Modern Times

Andrerseits ist der Arbeiter selbst absolut gleichgültig gegen die Bestimmtheit seiner Arbeit; sie hat als solche nicht Interesse für ihn, sondern nur soweit sie überhaupt Arbeit und als solche Gebrauchswerth für das Capital ist.  Träger der Arbeit als solcher, d. h. der Arbeit als Gebrauchswerth für das Capital zu sein, macht daher seinen ökonomischen Charakter aus; er ist Arbeiter im Gegensatz zum Capitalisten. 

Dieß ist nicht der Charakter der Handwerker, Zunftgenossen etc, deren ökonomischer Charakter grade in der Bestimmtheit ihrer Arbeit und dem Verhältniß zu einem bestimmten Meister liegt etc. Dieß ökonomische Verhältniß – der Charakter, den Capitalist und Arbeiter als die Extreme eines Productionsverhältnisses tragen – wird daher desto reiner und adaequater entwickelt, je mehr die Arbeit allen Kunstcharakter verliert; ihre besondre Fertigkeit immer mehr etwas Abstraktes, Gleichgültiges wird, und sie mehr und mehr rein abstrakte Thätigkeit, rein mechanische, daher gleichgültige gegen ihre besondre Form indifferente Thätigkeit wird; blos formelle Thätigkeit oder was dasselbe ist blos stoffliche, Thätigkeit überhaupt, gleichgültig gegen die Form. 

Hier zeigt es sich denn wieder, wie die besondre Bestimmtheit des Productionsverhältnisses, der Categorie – Capital und Arbeit hier – erst wahr wird mit der Entwicklung einer besondren materiellen Weise der Production und einer besondren Stufe der Entwicklung der industriellen Productivkräfte.
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Grundrisse, MEGA II/1.1, S.217 [MEW 42, S.218f]
 



Nota. - Hier zeigt sich denn wieder, wie sehr der Gebrauchswert doch in 'die Ökonomie' gehört, jedenfalls, sofern sie kritisch ist: Oben gemeint ist offenkundig, dass im Verlauf der technologischen Entwicklung die Abstraktion 'einfache Durchschnittsarbeit' im Fabriksystem alltägliche Wirklichkeit wird - als un- oder ange- lernte Arbeit, die auf wenige Handgriffe reduziert ist.

Solange technischer Fortschritt im wesentlichen Mechanisierung bedeutete - und das tat es bis weit ins 20. Jahrhundert -, war das auch der Fall. Aber seit Mitte des Jahrhunderts konnte gerade die allereinfachste, allermechanischste Arbeit forschreitend durch selbsttätige Maschinen ersetzt werden, und übrig blieben die vergleichsweise anspruchsvolleren Verrichtungen, an deren Geschick und Intelligenz seither wieder steigende Ansprüche gestellt werden.

Die digitale Revolution tendiert nun dahin, alle ausführenden Arbeiten und sogar einen Großteil der planenden und kombinierenden Intelligenz an die Auromaten zu übertragen und als lebendige Arbeitskräfte nurmehr einige wenige halbkünstlerische Ingenieure zu beschäftigen: Es ist mithin der Gebrauchswert der Maschinerie, der nach und nach das Wertgesetz ad absurdum führt.
JE

 

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