Montag, 24. Oktober 2016

Die transzendentale Kraft des Geldes.


büro-dlb

Indem das Geld das allgemeine Equivalent, die general power of purchasing, ist alles käuflich, alles in Geld verwandelbar. Aber es kann nur in Geld verwandelt werden, indem es alienirt wird, indem der Besitzer sich seiner entäussert. Everything is therefore alienable, oder gleichgültig für das Individuum, ihm äusserlich. 

Die s. g. unveräusserlichen, ewigen Besitzthümer, und ihnen entsprechenden unbeweglichen, festen Eigen- thumsverhältnisse brechen also zusammen vor dem Geld. Ferner, indem das Geld selbst nur ist in der Circula- tion, und sich wieder gegen Genüsse etc austauscht – gegen Werthe – die sich schließlich alle auflösen können in rein individuelle Genüsse, ist alles nur werthvoll, soweit es für das Individuum ist. Der selbstständige Werth der Dinge, ausser insofern er in ihrem blosen Sein für andres, ihrer Relativität, Austauschbarkeit besteht, der absolute Werth aller Dinge und Verhältnisse wird damit aufgelöst. Alles geopfert dem egoistischen Genuß. 

Denn, wie alles alienirbar gegen Geld, ist aber auch alles erwerbbar durch Geld. Alles ist zu haben für „baar Geld“, das selbst als etwas äusserlich existirendes von dem Individuum is to be catched by fraud, violence etc. Es ist also alles aneigenbar durch alle, und es hängt vom Zufall ab, was das Individuum sich aneignen kann oder nicht, da es abhängt von dem Geld in seinem Besitz. 

Damit ist das Individuum an sich als Herr von allem gesezt. Es giebt keine absoluten Werthe, da dem Geld der Werth als solcher relativ. Es giebt nichts Unveräusserliches, da alles gegen Geld veräusserlich. Es giebt nichts Höhres, Heiliges etc, da alles durch Geld aneigenbar. Die „res sacrae“ und „religiosae“, die „in nullius bonis“ sein können, „nec aestimationem recipere, nec obligari alienarique posse“, die eximirt sind vom „commercio hominum“, existiren nicht vor dem Gelde, wie vor Gott alle gleich sind. Schön wie die römische Kirche im Mittelalter selbst Hauptpropagandist des Geldes. 
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Grundrisse, MEGA II/1.2  S. 704 [MEW 42, S. 728f.



Nota. - Kants Kopernikanische Wende konnte die Philosophie erst vom Kopf auf die Füße und vom An-sich ins Ich verlegen, nachdem das Geld sein kritisches Werk schon weit gebracht hatte: Die Menschen machen ihre Werte selbst.
JE


 

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