Aber die Frage ist grade, ob der Capitalist
den Weg verwerthen, ob er seinen Werth durch den Austausch rea- lisiren
könnte? Diese Frage existirt natürlich bei jedem Product, aber sie nimmt bei
den allgemeinen Produc- tionsbedingungen eine besondre Form an. Gesezt der
Werth des Weges verwerthe sich nicht. Er wird aber gebaut, weil er ein /
nothwendiger Gebrauchswerth. Wie steht die Sache dann?
Hergestellt muß
er werden und bezahlt muß er werden – insofern seine Productionskosten
gegen ihn ausge- tauscht werden müssen. Er tritt nur in Existenz durch gewisse Consumtion von Arbeit, Arbeitsmitteln, Roh- stoffen etc. Ob die Herstellung durch Frohnarbeit oder durch Steuern geschieht, ist dasselbe.
Hergestellt wird er aber nur, weil er ein nothwendiger Gebrauchswerth für
die Gemeinde ist, weil sie seiner à tout prix bedarf. Es ist dieß allerdings eine
Surplusarbeit, die der Einzelne, sei es in der Form der Frohnde, sei es in der
vermit- telten der Steuer über die unmittelbare Arbeit, die nothwendig zu
seiner Subsistenz ist, thun muß.
Aber so weit sie nöthig ist, für die Gemeinde,
und für jeden Einzelnen als Glied derselben, ist sie keine Sur- plusarbeit die
er verrichtet, sondern ein Theil seiner nothwendigen Arbeit, der Arbeit die
nothwendig ist damit er sich als Gemeindeglied und damit das Gemeinwesen
reproducirt, was selbst eine allgemeine Bedingung sei- ner productiven
Thätigkeit ist. Wäre die Arbeitszeit in der unmittelbaren Production ganz
consumirt, (oder ver- mittelt ausgedrückt unmöglich Surplussteuern für
diesen bestimmten Zweck zu erheben), so müßte der Weg ungebaut bleiben.
Wird die ganze Gesellschaft als Ein Individuum betrachtet, so bestünde die
nothwendige Arbeit in der Summe aller der besondren Arbeitsfunctionen,
die durch die Theilung der Arbeit verselbstständigt sind. Das Eine Indi- viduum müßte z. B. so viel Zeit für Ackerbau verwenden, so viel für Industrie,
so viel für Handel, so viel zur Herstellung von Instrumenten, so viel, um auf
unsren Hammel zurückzukommen, für Wegbau und Communi- kationsmittel.
Alle diese Nothwendigkeiten lösen sich auf in so viel Arbeitszeit, die auf
verschiedne Zwecke ge- richtet und in besonderten Thätigkeiten verausgabt
werden muß. Wieviel solche Arbeitszeit verwandt werden kann, hinge vom
Quantum des Arbeitsvermögens ab (= der Masse der arbeitsfähigen Individuen, die die Ge- sellschaft constituiren) und von der Entwicklung der
Productivkraft der Arbeit (der Productenmasse, die sie in gegebner Zeit
schaffen kann). ___________________________________________ Grundrisse, MEGA II/1.2S. 425f. [MEW 42, S. 432f.]
Nota. - Sicher ist es statthaft, die ganze Gesellschaft in gewisser Hinsicht als Ein Individuum zu betrachten. Man abstrahiert dabei aber davon, dass sie ihr Produkt verteilen muss. Was die kapitalistische Wirtschaftweise im Besondern ausmacht, die allgemeine Vermittlung durch denMarkt, entfällt dann - sowohl bei der Gewichtung der jeweiligen Bedürfnisse (=Verteilung der Arbeitszeit als 'gesellschaftlich notwendige') als auch in der darauf beruhenden Verteilung der Produkte. Pour retourner à nos moutons: Für den Handel müsste das Eine Indivi- duum keine Arbeitszeit vorsehen. JE
Gesellschaftlich gültig ist ein Bedürfnis, das durch Tausch befriedigt wird.
Das ist eine Tautologie. Durch Tausch wird ein individuelles Ding zu einem gesellschaftlichen, sofern nämlich die Gesellschaft selbst auf den Tausch gegründet ist. Es behauptet dann einen Platz im Gesamtzusammenhang, den es an sich sich nicht hätte. Und das Subjekt, für das es durch den Tausch zum Gebrauchswert wurde, wird ipso facto zu einem gesellschaftlichen: zu einem Austauschenden. Wenn einer Durst hat, eine Quelle findet und daraus trinkt, ist das kein gesellschaftliches Vorkommnis.
Das alles sind analytische Aussagen: Sie analysieren einzelne Bestimmungen, die sich aus dem Begriff der Ge- sellschaft ergeben - aus dem Begriff dieser Gesellschaft. Aber die(se) Gesellschaft ergibt sich nicht aus ihrem Begriff. Es ist umgekehrt. Erst werden Dinge getauscht, dann entsteht daraus ein allgemeiner Austausch, ein Markt, und schließlich kann der prozessierende Realzusam- menhang, der sich daraus entwickelt, als Eine Gesellschaft begriffen werden. (NB: Ohne diesen Realzusammen- hang kann nur allegorisch von 'Gesellschaft' gesprochen werden - in Hinblick darauf, dass und in welcher Weise eine Menschengemeinde dem Bild verallgemeinerten Austauschs 'ähnlich sieht'.)
Die Circulation geht vor im Raum und in der Zeit. Die räumliche Bedingung, die Bringung des Products auf den Markt, gehört, ökonomisch
betrachtet, in den Productionsprocess selbst. Das Product ist erst wirklich
fertig, sobald es auf dem Markt ist. Die Bewegung, wodurch es dahin kommt,
gehört noch mit zu seinen Herstellungskosten.
Sie bildet nicht ein nothwendiges Moment der Circulation als besondren Processes des Werthes betrachtet, da ein Product an Ort und Stelle seiner Production gekauft und
selbst consumirt werden kann. Dieß räumliche Moment ist aber wichtig,
insofern die Ausdehnung des Markts, die Austauschmöglichkeit des Products damit zusammenhängt. Die Abkürzung der Kosten dieser realen Circulation (im Raum) gehört in die Entwicklung der Productivkräfte durch das
Capital, Verminderung der Kosten seiner Verwerthung.
Nach gewissen
Seiten hin, als äussre Existenzbedingung für den ökonomischen Process der
Circulation, kann dieß Moment aber auch in die Productionskosten der
Circulation gerechnet werden, so daß die Circulation diesem Moment nach
selbst als Moment nicht nur des Productionsprozesses im Allgemeinen,
sondern des unmittelbaren Productionsprozesses erscheint. Jedenfalls erscheint hier die Bestimmung dieses Moments durch den allgemeinen Grad
der Entwicklung der Productivkräfte, und der auf das Capital gegründeten
Production überhaupt.
Es könnte genauer dieses örtliche Moment – das
Bringen des Products auf den Markt –, was eine nothwendige Bedingung für
seine Circulation ausser im Fall Productionsplatz selbst Markt ist – als
Verwandlung des Products in Waare betrachtet werden. Waare ist es erst
auf dem Markt. ___________________________________________ Grundrisse, MEGA II/1.2S. 433 [MEW 42, S. 440]
Nota. - Das Produkt ist fertig, wenn ihm der letzte Schliff gegeben wird. Die Ware ist erst fertig, wenn sie über den Verkaufstresen geht.
JE
Die Concurrenz überhaupt, dieser
wesentliche Locomotor der bürgerlichen Oekonomie, etablirt nicht ihre
Gesetze, sondern ist deren Executor. Illimited competition ist darum nicht
die Voraussetzung für die Wahrheit der ökonomischen Gesetze, sondern die
Folge – die Erscheinungsform, worin sich ihre Nothwendigkeit reali- sirt. Für
die Oekonomen, wie Ricardo thut, voraussetzen, daß illimited competition
existirt, ist die volle Realität und Realisirung der bürgerlichen Productionsverhältnisse in ihrer differentia specifica voraussetzen. Die Con- currenz
erklärt daher nicht diese Gesetze; sondern sie läßt sie sehn,producirt sie aber
nicht. ___________________________________________ Grundrisse, MEGA II/1.2S. 446 [MEW 42, S. 457] Nota. - Die hegelschen Redensarten reproduzierren immer wieder den hegelschen Denkstil. 'In Wahrheit' be- ginnt die bürgerliche Ökonomie damit, dass ein Arbeiter seine Arbeitskraft gegen Kapital austauscht - und das ist 'das Gesetz'. - Nein, sagt ein anderer, 'in Wahrheit' beginnt die bürgerliche Ökonomie damit, dass zwei Warenverkäufer konkurrieren; natürlich gibt "der Lokomotor" den Takt vor!
Unrecht haben sie beide: Im fertigen Modell der bürgerlichen Gesellschaft gibt es gar kein Zuerst und Danach: Da ist alles Prozess, ist alles systemischer Strom, da geschieht alles auf einmal und gleichzeitig; da gibt es nichts zu unterscheiden zwischen den 'Gesetzen' und ihrer 'Erscheinung'. Es ist lediglich die Darstellung des Modells, in der Vorher und Nachher vorkommen: Weil die diskursive Denkweise nunmal nicht anders kann.
In der historischen Betrachtung gibt es allerdings zuerst ein bisschen Konkurrenz und danach ein bisschen mehr. Und es ist die langsam um sich greifende Konkurrenz, die die Grundherren in die Geldwirtschaft verwickelt und dazu veranlasst, die Bauern von ihrem Boden zu vertreiben. Die "ursprüngliche Akkumulation" ist der Grund oder das Gesetz der bürgerlichen Ökonomie. JE
Das eigentliche Product des Capitals
ist der Profit. Insofern ist es jezt als Quelle des Reichthums gesezt.
Insofern
es aber Gebrauchswerthe schafft, producirt es Gebrauchswerthe, aber durch
den Werth bestimmte Gebrauchswerthe: la valeur fait le produit. (Say.) Es
producirt demnach für den Consum. Insofern es sich verewigt durch die
beständige Erneurung der Arbeit, erscheint es als der permanente Werth,
vorausgesezt für die Pro- duction, die von seiner Erhaltung abhängt. Soweit
es sich stets von neuem gegen Arbeit austauscht, erscheint es als Arbeitsfonds. Der Arbeiter kann natürlich nicht produciren ohne die gegenständlichen Bedingungen der Arbeit. Diese nun sind im Capital von ihm
getrennt, stehn ihm selbstständig gegenüber. Er kann sich zu ihnen als
Bedingungen der Arbeit nur verhalten, soweit seine Arbeit selbst vorher vom
Capital angeeignet ist.
Vom Standpunkt des Capitals erscheinen nicht die
objectiven Bedingungen der Arbeit als nothwendig für den Arbeiter, sondern
dieß, daß sie selbstständig ihm gegenüber existiren – seine Trennung von
ihnen, ihre ownership durch den Capitalisten, und daß die Aufhebung dieser
Trennung nur vor sich geht, indem er seine producirende Kraft an das Capital
abtritt, wogegen dieß ihn als abstractes Arbeitsvermögen erhält, d. h. eben
als bloses Vermögen den Reichthum als es selbst beherrschende Macht sich
gegenüber im Capital zu reproduciren. ___________________________________________ Grundrisse, MEGA II/1.2S. 686 [MEW 42, S. 711f.]
Nota I. - Das Kapital ist nicht dies oder vielmehr das; das Kapital ist das, als was es wirkt, und es wirkt als vielerlei. Es ist kein Ding, sondern ein Verhältnis. Es hat kein sachliches Substrat, das in Raum oder Zeit ding- fest zu machen wäre. Jedem, der in dies Verhältnis tritt, zeigt es ein anderes Gesicht - je nachdem, woher er kommt.
Nota II. - Es schafft Gebrauchswerte, aber durch den Wert bestimmte Gebrauchswerte: Gebrauchswerte, die zu solchen erst werden, wenn ihr Tauschwert realisiert ist; gesellschaftlich bedingte Gebrauchswerte, gesellschaft- lich als geltend anerkannte Gebrauchswerte. Kaffee, der nicht verkauft werden kann, kippt man in den Ozean. JE
Aber die Concurrenz ist weit
entfernt blos diese historische Bedeutung zu haben oder blos dieß Negative
zu sein. Die freie Concurrenz ist die Beziehung des Capitals auf sich selbst
als ein andres Capital, d. h. das reelle Verhalten des Capitals als Capitals.
Die innern Gesetze des Capitals – die nur als Tendenzen in den historischen
Vorstufen seiner Entwicklung erscheinen – werden erst als Gesetze gesezt;
die auf das Capital gegründete Production sezt sich nur in ihren adaequaten
Formen, sofern und so weit sich die freie Concurrenz entwickelt, denn sie
ist die freie Entwicklung der auf das Capital gegründeten Productionsweise;
die freie Entwicklung seiner Bedingungen und seines als diese Bedingungen
beständig reproducirenden Processes.
Nicht die Individuen sind frei gesezt
in der freien Concurrenz; sondern das Capital ist frei gesezt. So lange die
auf dem Capital ruhnde Production die nothwendige, daher die angemessenste Form für die Entwicklung der gesellschaftlichen Productivkraft, / wird durch beständige Reflection auf die von der freien Concurrenz nie- dergerißnen Schranken. [sic]
Die freie Concurrenz ist die reelle Entwicklung des
Capitals. Durch sie wird als äusserliche Nothwendigkeit für das einzelne
Capital gesezt, was der Natur des Capitals entspricht [,der] auf das Capital
gegründeten Producti- onsweise, was dem Begriff des Capitals entspricht. Der
wechselseitige Zwang, den in ihr die Capitalien auf ein- ander, auf die Arbeit
etc ausüben (die Concurrenz der Arbeiter unter sich ist nur eine andre Form
der Concur- renz der Capitalien) ist die freie, zugleich reale Entwicklung des
Reichthums als Capital. ___________________________________________ Grundrisse, MEGA II/1.2S. 533f. [MEW 42, S. 550]
Nota. -Erst mit der Entfaltung der Konkurrenz entwickelt sich der Tauschwert. Vorher gab es kein Wertgesetz: Es ist nur als Vektorensumme der allgemeinen Konkurrenz, und erst als Anhäufung von Werten hat der Reichtum sein Maß gefunden. JE
Die Concurrenz, weil sie historisch als Auflösung von Zunftzwang,
Regierungsmaaßregelung, innren Zöllen und dergleichen innerhalb eines
Landes erscheint, auf dem Weltmarkt als Aufhebung von Absperrung,
Prohi- bition, oder Protection – kurz historisch erscheint als Negation der dem
Capital vorhergehnden Productions- stufen eigenthümlichen Grenzen und
Schranken; weil sie historisch ganz richtig von den Physiocraten als laissez
faire, laissez passer bezeichnet und befürwortet wurde; ist nun auch
nach dieser blos negativen Seite, nach dieser ihrer blos historischen Seite
betrachtet worden, und hat andrerseits zu der noch grösseren Albern- heit /
geführt, sie als den Zusammenstoß der entfesselten, nur durch ihre eignen
Interessen bestimmten Indi- viduen – als Repulsion und Attraction der freien
Individuen in Beziehung auf einander zu betrachten und so als die absolute
Daseinsform der freien Individualität in der Sphäre der Production und des
Austauschs.
Nichts kann falscher sein. 1) Wenn die freie Concurrenz aufgelöst hat die Schranken früherer Productionsver- hältnisse und -weisen, so
muß d'abord betrachtet werden, daß was für sie Schranke, für frühere
Productions- weisen immanente Grenze war, worin sie sich naturgemäß entwickelten und bewegten. Schranken werden diese Grenzen erst nachdem die
Productivkräfte und Verkehrsverhältnisse sich hinreichend entwickelt,
damit das Capital als solches beginnen konnte als das regelnde Prinzip der
Production aufzutreten. Die Grenzen, die es niederriß, waren Schranken für
seine Bewegung, Entwicklung, Verwirklichung.
Es hob damit keineswegs
alle Grenzen auf, noch alle Schranken; sondern nur die ihm nicht entsprechenden Grenzen, die für es Schranken waren. Innerhalb seiner eignen
Grenzen – so sehr sie von einem höhern Ge- sichtspunkt aus als Schranken
der Production erscheinen und als solche durch seine eigne historische
Entwick- lung gesezt werden – fühlt es sich frei, schrankenlos, d. h. nur durch
sich selbst, nur durch seine eignen Lebens- bedingungen begrenzt. Ganz wie
die zünftige Industrie zu ihrer Blüthezeit in der zünftigen Organisation
voll- ständig die Freiheit fand, deren sie bedurfte, d. h. die ihr entsprechenden
Productionsverhältnisse. Sie selbst sezte sie ja aus sich heraus und entwickelte sie als ihre immanenten Bedingungen, und daher keineswegs als
äusserliche und beengende Schranken.
Die historische Seite der Negation
des Zunft- etc -wesens von Seite des Capitals durch die freie Concurrenz,
heißt weiter nichts, als daß das hinreichend erstarkte Capital durch die ihm
adaequate Verkehrsweise die histo- rischen Schranken niederriß, die die ihm
adaequate Bewegung genirten und hemmten. ___________________________________________ Grundrisse, MEGA II/1.2S. 532f. [MEW 42, S. 549f.]
Indem das Geld das allgemeine Equivalent, die general power of purchasing, ist alles käuflich, alles in Geld verwandelbar. Aber es kann nur in Geld
verwandelt werden, indem es alienirt wird, indem der Besitzer sich seiner
entäussert. Everything is therefore alienable, oder gleichgültig für das Individuum, ihm äusserlich.
Die s. g. unveräusserlichen, ewigen Besitzthümer,
und ihnen entsprechenden unbeweglichen, festen Eigen- thumsverhältnisse
brechen also zusammen vor dem Geld. Ferner, indem das Geld selbst nur
ist in der Circula- tion, und sich wieder gegen Genüsse etc austauscht – gegen
Werthe – die sich schließlich alle auflösen können in rein individuelle
Genüsse, ist alles nur werthvoll, soweit es für das Individuum ist. Der
selbstständige Werth der Dinge, ausser insofern er in ihrem blosen Sein für
andres, ihrer Relativität, Austauschbarkeit besteht, der absolute Werth aller
Dinge und Verhältnisse wird damit aufgelöst. Alles geopfert dem egoistischen Genuß.
Denn, wie alles alienirbar gegen Geld, ist aber auch alles
erwerbbar durch Geld. Alles ist zu haben für „baar Geld“, das selbst als etwas
äusserlich existirendes von dem Individuum is to be catched by fraud,
violence etc. Es ist also alles aneigenbar durch alle, und es hängt vom Zufall
ab, was das Individuum sich aneignen kann oder nicht, da es abhängt von
dem Geld in seinem Besitz.
Damit ist das Individuum an sich als Herr von
allem gesezt. Es giebt keine absoluten Werthe, da dem Geld der Werth als
solcher relativ. Es giebt nichts Unveräusserliches, da alles gegen Geld veräusserlich. Es giebt nichts Höhres, Heiliges etc, da alles durch Geld aneigenbar. Die „res sacrae“ und „religiosae“, die „in nullius bonis“ sein
können, „nec aestimationem recipere, nec obligari alienarique posse“, die
eximirt sind vom „commercio hominum“, existiren nicht vor dem Gelde, wie
vor Gott alle gleich sind. Schön wie die römische Kirche im Mittelalter selbst
Hauptpropagandist des Geldes. ___________________________________________ Grundrisse, MEGA II/1.2S. 704 [MEW 42, S. 728f.]
Nota. - Kants Kopernikanische Wende konnte die Philosophie erst vom Kopf auf die Füße und vom An-sich ins Ich verlegen, nachdem das Geld sein kritisches Werk schon weit gebracht hatte: Die Menschen machen ihre Werte selbst. JE
Die Arbeitszeit selbst existirt als solche nur subjektiv, nur in der Form
der Thätigkeit. Insofern sie als solche austauschbar (selbst Waare) ist, ist sie
nicht nur quantitativ, sondern qualitativ bestimmt und verschieden, keineswegs allgemeine, sich gleiche Arbeitszeit; sondern entspricht als Subjekt
ebensowenig der die Tausch- werthe bestimmenden allgemeinen Arbeitszeit,
wie die besondren Waaren und Producte ihr als Objekt ent- sprechen.
Der Satz von A. Smith, daß der Arbeiter neben seiner besondren Waare
eine allgemeine Waare produciren muß, in andren Worten daß er einem Theil
seiner Producte die Form des Geldes geben muß, überhaupt seiner Waa- re,
soweit sie nicht als Gebrauchswerth für ihn, sondern als Tauschwerth dienen
soll – heißt subjektiv ausge- drückt, weiter nichts, als daß seine besondre
Arbeitszeit nicht unmittelbar gegen jede andre besondre Arbeits- zeit ausgetauscht werden kann, sondern daß diese ihre allgemeine Austauschbarkeit
erst vermittelt werden, daß sie eine gegenständliche von ihr selbst verschiedne Form annehmen muß, um diese allgemeine Austauschbar- keit zu
erlangen. ___________________________________________ Grundrisse, MEGA II/1.1, S. 102[MEW 42, S. 103]
Nota. - Alfred Sohn-Rethel* hat damals bei den hegelisierenden Marx-Adepten des 68er-Aufgebots ein wenig Furore gemacht, indem er für den Wert den Ausdruck "Realabstraktion" kreiiert hat. Wäre er aber der Sache auf den Grund gegangen, dann hätte er für Markt, Konkurrenz und verallgemeinerten Austausch die Vokabel Real- vermittlung finden müssen - was wenig originell ist und kaum Furore macht. JE
*)in Geistige und körperliche Arbeit.Suhrkamp, Frankfurt am Main 1970.
Wenn gesellschaftliche Verhältnisse betrachtet werden, die ein unentwickeltes System des Austauschs, der Tauschwerthe und des Geldes
erzeugen, oder denen ein unentwickelter Grad derselben entspricht, so ist
es von vorn herein klar, daß die Individuen, obgleich ihre Verhältnisse
persönlicher erscheinen, nur als Individuen in einer Bestimmtheit in Beziehung zu einander treten, als Feudalherr und Vasall, Grundherr und
Leibeigner etc oder als Kastenglieder etc oder als Standesangehörige etc. /
Im Geldverhältnisse, im entwickelten Austauschsystem (und dieser Schein
verführt die Democratie) sind in der That die Bande der persönlichen
Abhängigkeit gesprengt, zerrissen, Blutsunterschiede, Bildungsunterschiede
etc (die persönlichen Bande erscheinen wenigstens alle als persönliche Verhältnisse); und die Individuen schei- nen unabhängig (diese Unabhängigkeit,
die überhaupt blos eine Illusion ist und richtiger Gleichgültigkeit – im Sinn
der Indifferenz – hiesse), frei auf einander zu stossen und in dieser Freiheit
auszutauschen; sie scheinen so aber nur für den, der von den Bedingungen,
den Existenzbedingungen (und diese sind wieder von Individuen unabhängige und erscheinen, obgleich von der Gesellschaft erzeugt, gleichsam
als Naturbedingungen, d. h. von den Individuen uncontrollirbare) abstrahirt,
unter denen diese Individuen in Berührung treten.
Die Bestimmtheit,
die im ersten Fall als eine persönliche Beschränkung des Individuums durch
ein andres, er- scheint im leztren ausgebildet als eine sachliche Beschränkung
des Individuums durch von ihm unabhängige und in sich selbst ruhende
Verhältnisse. (Da das einzelne Individuum nicht seine persönliche Bestimmtheit abstreifen, wohl aber äussere Verhältnisse überwinden und
sich unterordnen kann, so scheint seine Freiheit im Fall 2 grösser. Eine nähre
Untersuchung jener äussren Verhältnisse, jener Bedingungen zeigt aber die
Unmög- lichkeit der Individuen einer Klasse etc sie en masse zu überwinden,
ohne sie aufzuheben. Der einzelne kann zufällig mit ihnen fertig werden; die
Masse der von ihnen beherrschten nicht, da ihr bloses Bestehn die Unter- ordnung, und die nothwendige Unterordnung der Individuen unter sie
ausdrückt.)
Diese äusseren Verhältnisse sind so wenig eine Beseitigung der
„Abhängigkeitsverhältnisse“, daß sie nur die Auflösung derselben in eine
allgemeine Form sind; vielmehr das Herausarbeiten des allgemeinen
Grundes der persönlichen Abhängigkeitsverhältnisse sind. Auch hier
kommen die Individuen nur als bestimmte zu einander in Beziehung. Diese
sachlichen Abhängigkeitsverhältnisse im Gegensatz zu den persönlichen
erscheinen auch so (das sachliche Abhängigkeitsverhältniß ist nichts als die
den scheinbar unabhängigen Individuen selbststän- dig gegenübertretenden
gesellschaftlichen Beziehungen, d. h. ihre ihnen selbst gegenüber verselbstständigten wechselseitigen Productionsbeziehungen), daß die Individuen nun von Abstraktionen beherrscht werden, wäh- rend sie früher von
einander abhingen.
Die Abstraktion oder Idee ist aber nichts als der theoretische Ausdruck jener materiellen Verhältnisse, die Herr über sie sind.
Verhältnisse können natürlich nur in Ideen ausgedrückt werden* und so haben
Philosophen als das eigenthümliche der Neuen Zeit ihr Beherrschtsein von
Ideen aufgefaßt und mit dem Sturz dieser Ideen- herrschaft die Erzeugung der
freien Individualität identificirt. Der Irrthum war vom ideologischen Standpunkt aus um so leichter zu begehn, als jene Herrschaft der Verhältnisse /
(jene sachliche Abhängigkeit, die übrigens wieder in bestimmte nur aller
Illusion entkleidete persönliche Abhängigkeitsverhältnisse umschlägt) in
dem Bewußtsein der Individuen selbst als Herrschen von Ideen erscheint
und der Glaube an die Ewigkeit dieser Ideen, d. h. jener sachlichen Abhängigkeitsverhältnisse, von den herrschenden Klassen, of course, in jeder
Weise befestigt, genährt, eingetrichtert wird.
(Es ist natürlich der Illusion der „rein persönlichen Verhältnisse“ der
Feudalzeiten etc gegenüber, keinen Augenblick zu vergessen, 1) daß diese
Verhältnisse selbst innerhalb ihrer Sphäre einen sachlichen Character auf
einer bestimmten Phase annahmen, wie die Entwicklung der Grundeigenthumsverhältnisse z. B. aus rein mili- tärischen Subordinationsverhältnissen zeigt; aber 2) das sachliche Verhältniß, worin sie zu Grund gehn,
hat selbst einen bornirten, naturbestimmten Charakter und erscheint daher
als persönlich, während in der moder- nen Welt die persönlichen Verhältnisse
als reiner Ausfluß der Productions- und Austauschverhältnisse heraus- treten.) ___________________________________________ Grundrisse, MEGA II/1.1, S. 95ff.[MEW 42, S. 96ff.]
*Nota. -Scholastisch korrekter müsste es heißen: Verhältnisse können nur in Begriffen ausgedrückt werden. (Desgleichen: NurVerhältnisse können in Begriffen ausgedrückt werden.) JE
... Aller Unterschied zwischen ihnen ist ausgelöscht. Der
Verkäufer qua solcher erscheint nur als Besitzer einer Waare zum Preiß von
3 sh., so daß beide vollkommen gleich sind; nur daß die 3 sh. einmal in Silber,
das andre Mal in Zucker etc existiren.
In der 3ten Form des Geldes könnte
eine verschiedne Bestimmung zwischen den Subjekten des Prozesses he
einzukommen scheinen. Aber so weit das Geld hier als Material, allgemeine
Waare der Contracte erscheint, ist vielmehr aller Unterschied zwischen
Contrahenten und Contrahenten ausgelöscht. So weit es Gegenstand der
Accumulation wird, scheint das Subject hier nur Geld, die allgemeine Form
des Reichthums der Circulation zu entziehn, insofern es ihr nicht
Waaren zum gleichen Preiß entziehe.
Accumulirt also das Eine Individuum,
das andre nicht, so thut dieß keins auf Unkosten des andren. Das eine genießt
den realen Reichthum, das andre sezt sich in Besitz der allgemeinen Form
des Reichthums. Wenn das eine verarmt, das andre sich bereichert, so ist
das ihr freier Wille und geht keineswegs aus dem ökonomischen Verhältnisse, aus der ökonomischen Beziehung selbst, in die sie zu einander
gesezt sind, hervor. Selbst die Erbschaft und dergleichen juristische Verhältnisse, die so entstehende Ungleichheiten verewigen, thun dieser natürlichen Freiheit und Gleichheit keinen Eintrag. Wenn das ursprüngliche
Verhältniß des Individuums A nicht im Widerspruch steht zu diesem System,
so kann dieser Widerspruch sicher nicht dadurch hervorge- bracht werden,
daß das Individuum B an die Stelle des Individuums A tritt, es verewigt. Es
ist dieß vielmehr ein Geltendmachen der socialen Bestimmung über die
natürliche Lebensgrenze hinaus: eine Befestigung derselben gegen die
zufällige Wirkung der Natur, deren Einwirkung als solche vielmehr Aufhebung der Freiheit des Individuums wäre.
Zudem, da das Individuum in
diesem Verhältniß nur die Individuation von Geld ist, so ist es als solches
ebenso unsterblich als das Geld und seine Repräsentation durch Erben ist
vielmehr die Durchführung dieser Bestim- mung.
Wenn diese Auffassungsweise nicht in ihrer historischen Bedeutung
hervorgehoben wird, sondern als Widerlegung entgegengehalten wird den
entwickeltren ökonomischen Verhältnissen, in denen die Individuen nicht
mehr blos als Austauschende oder Käufer und Verkäufer, sondern in
bestimmten Verhältnissen zu ein- ander hervortreten, nicht mehr alle in
derselben Bestimmtheit gesezt sind; so ist das dasselbe, als wollte be- hauptet
werden, daß kein Unterschied, noch weniger Gegensatz und Widerspruch
zwischen den Naturkörpern existirt, weil sie, z. B. in der Bestimmung der
Schwere gefaßt, alle schwer und demnach gleich sind; oder gleich sind, weil
sie alle 3 Raumdimensionen einnehmen. Der Tauschwerth selbst wird hier
ebenfalls in seiner einfa- chen Bestimmtheit festgehalten gegen seine ent-/
wickeltren gegensätzlichen Formen.
Im Gang der Wissenschaft betrachtet
erscheinen diese abstracten Bestimmungen grade als die ersten, und dürftigsten; wie sie zum Theil auch historisch vorkommen; das Entwickeltre als
das Spätre. Im Ganzen der vorhandnen bürgerlichen Gesellschaft erscheint
dieses Setzen als Preisse und ihre Circulation etc als der oberflächliche
Process, unter dem aber in der Tiefe ganz andre Processe vorgehn, in denen
diese scheinbare Gleichheit und Freiheit der Individuen verschwindet.
Einerseits wird vergessen, daß von vornherein die Voraussetzung des
Tauschwerths, als der objectiven Grund- lage des Ganzen des Productionssystems schon in sich schließt den Zwang für das Individuum, daß
sein un- mittelbares Product kein Product für es ist, sondern ein solches erst
wird im gesellschaftlichen Process und diese allgemeine und doch äusserliche Form annehmen muß; daß das Individuum nur noch als Tauschwerth
Producirendes Existenz hat, also schon die ganze Negation seiner natürlichen Existenz eingeschlossen ist; es also ganz durch die Gesellschaft
bestimmt ist; daß dieß ferner Theilung der Arbeit etc voraussezt, worin das
Individuum schon in andren Verhältnissen als denen der blos Austauschenden gesezt ist etc.
Daß also nicht nur die Voraussetzung keineswegs
weder eine aus dem Willen, noch der unmittelbaren Natur des Individuums
hervorgehende, sondern eine geschichtliche ist und das Individuum schon
als durch die Ge- sellschaft bestimmt sezt. Andrerseits wird vergessen, daß
die höhren Formen in denen nun der Austausch [er- scheint], oder die Productionsbeziehungen, die sich in ihm realisiren, keineswegs stehn bleiben bei
dieser einfa- chen Bestimmtheit, wo der höchste Unterschied, zu dem es
kömmt, ein formeller und darum gleichgültiger ist.
Es wird endlich nicht
gesehn, daß schon in der einfachen Bestimmung des Tauschwerths und des
Geldes der Gegensatz von Arbeitslohn und Capital etc latent enthalten ist.
Diese ganze Weisheit kömmt also darauf heraus bei den einfachsten ökonomischen Verhältnissen stehn zu bleiben, die selbstständig gefaßt reine
Abstractionen sind; die aber in der Wirklichkeit vielmehr durch die tiefsten
Gegensätze vermittelt sind und nur eine Seite dar- stellen, worin deren
Ausdruck verwischt ist. ___________________________________________ Grundrisse, MEGA II/1.1, S. 170f.[MEW 42, S. 172f.]
Nota. - Passagen wie diese haben mehreren Generationen von Adepten in PollÖck-Schulungen die Köpfe verkleistert. Wenn Marx von der Wissenschaft redet, dann werde er ja wohl sich selbst gemeint haben...
Nein, er redet von der naiven Wissenschaft der Politischen Ökonomen, die auf den Schein der Wissenschaft hereinfallen: Sie erscheinen als völlig Freie, der eine kauft, der andere verkauft, der eine akkumuliert seie Werte, der andere verzehrt sie je nach seinem privaten Willen. So an der Oberfläche. In einer vermeintlicheb 'Tiefe' dagegen scheinen sich wesentlich andere Prozesse abzuspielen, die im Untergrund ein wirtschaftliches Gesamtge- schehen hervorbringen - nicht mehr "unsichtbare Hand" wie bei Smith, sondern Tiefenströmung: Alles ist fein, die privaten Laster der Individuen führen die Wohlfahrt des Ganzen herbei. So im "Gang der Wissenschaft", der dogmatisch naiven nämlich. Dort stehen die Dinge auf dem Kopf: Die abstraktesten, reinsten Bestimmungen der bürgerlichen Produktionsweise, die erst auf ihrer höchstentfalteten Entwicklungsstufe 'in Erscheinung' treten, halten sie für die ersten, primitivsten, die kompliziertesten, undurch- sichtigsen dagegen als die höstentwickelten. (Na ja, "zum Teil" kommen sie doch "auch historisch" so vor, räumt der Kritker ein.)
Was der mystifizierenden Betrachtungsweise "der Ökonomen" als ein unterirdisch-unmerklicher Prozess 'er- scheint', sind in Wahrheit längst geschehene historische Ereignisse, die im reellen, "oberflächlichen" Prozess von Kaufen und Verkaufen als dessen sachliche Bedingungen fortwirken. Wir sehen also zu, wie Marx sich nicht allein auf empirisch-stoffliche Weise seiner kritisch-historischen Verfahrensweise nähert, sondern - unmittelbar darein verwoben - den dialektischen Schein zerstreut. - Anders hätte er das faktische Mysterium der "ursprüngli- chen Akkumulation" nie enthüllt. JE
Die Beziehung des Capitals seinem Inhalt nach auf die Arbeit, der vergegenständlichten Arbeit auf die leben- dige Arbeit – in dieser Beziehung, wo
das Capital passiv gegen die Arbeit erscheint, ist es sein passives Dasein,
als besondre Substanz, das in Bezug auf die Arbeit als formende Thätigkeit
tritt – kann überhaupt nur die Be- ziehung der Arbeit auf ihre Gegenständlichkeit, ihren Stoff sein – (was schon im ersten Capitel aus-/einander- zusetzen, das dem [vom] Tauschwerth vorhergehn und von der
Production im Allgemeinen handeln muß) – und in Bezug auf die Arbeit als
Thätigkeit hat der Stoff, die vergegenständlichte Arbeit, nur 2 Beziehungen,
die des Rohstoffs, d. h. des formlosen Stoffs, des blosen Materials für die
Formsetzende, zweckmässige Thätigkeit der Arbeit und die des Arbeitsinstruments, des selbst gegenständlichen Mittels, wodurch die subjektive
Thätigkeit zwischen sich und den Gegenstand, selbst einen Gegenstand als
ihren Leiter schiebt.
Die Bestimmung als Product, die die Oekonomen hier
hereinbringen, gehört noch gar nicht hierher, als von Rohstoff und Arbeitsinstrument unterschiedne Bestimmung. Es erscheint als Resultat, nicht als
Voraussetzung des Processes zwischen dem passiven Inhalt des Capitals und
der Arbeit als Thätigkeit. Als Voraussetzung ist Product kein von Rohstoff
und Arbeitsinstrument verschiednes Verhältniß des Gegenstands zur Arbeit,
da Rohstoff und Arbeitsinstrument, weil als die Substanz von Werthen,
selbst schon vergegenständlichte Arbeit, Producte sind.
Die Substanz des
Werths ist überhaupt nicht die besondre natürliche Substanz, sondern die
vergegenständlichte Arbeit. Diese selbst erscheint wieder in Bezug auf
die lebendige Arbeit als Rohstoff und Arbeitsinstrument. Den blosen Akt der
Production an sich betrachtet, mag das Arbeitsinstrument und der Rohstoff
als in der Natur vorgefunden erscheinen, so daß sie blos angeeignet zu
werden brauchen, d. h. zum Gegenstand und Mittel der Arbeit gemacht, was
nicht selbst ein Process der Arbeit ist.
Ihnen gegenüber erscheint also das
Product als ein qualitativ andres und ist Product nicht nur als Resultat der
Arbeit durch das Instrument auf den Stoff, sondern als erste Vergegenständlichung der Arbeit neben ihnen. Als Bestandtheile des Capitals
aber sind Rohstoff und Arbeitsinstrument selbst schon vergegenständlichte
Arbeit, also Product. ___________________________________________ Grundrisse, MEGA II/1.1, S. 218f.[MEW 42, S. 220]
Nota. - Wir sind schon am Anfang von Heft III, doch noch immer glaubt Marx, unmittelbar an 'seiner Ökono- mie' zu arbeiten, einem emendierten, von Widersprüchen gereinigten und zu einem Abschluss gebrachten System der Politischen Ökonomie. In einem ersten Kapitel will er "von der Produktion im Allgemeinen" handeln und daraus erst den Tauschwert entwickeln. 'Das Kapital' als Kritik der Politischen Ökonomie beginnt dagegen mit der Ware als dem scheinbar Konkretesten, das die bürgerliche Produktionsweise aufzubieten hat, und ent- wickelt aus deren Widersprüchen das Tableau ihres systemischen Zusammenhangs.
Der ganze Abschnitt erscheint als begriffelnde Spitzfindigkeit, aber so muss einer verfahren, der sich eben erst aus der dogmatischen Begriffshuberei der Hegel'schen Schule befreien will. JE
Arbeit sei der Gebrauchswert des Kapitals, hieß es gestern. -
Der Gebrauchswert gehört nicht in die Ökonomie, nämlich nicht ins Klassische System der Politischen Ökonomie, wie es von Smith, Ricardo und ihren Nachfolgern und Epigonen aufgestellt worden ist.
Das war dessen Grundfehler, denn der Gebrauchswert ist die andere Seite der Bedürfnisse, und der Reichtum besteht, stofflich betrachtet, nur in der Mannigfaltigkeit der Bedürfnisse. Gehört also die Akkumulation des Reichtums nicht in die Ökonomie? Die Kritik der Politischen Ökonomie hat diesen Inhalt: an die Stelle der scheinbar selbstläufigen Formbestim- mung die materiale Geschichte der Bedürfnisse zu setzen.
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Bedürfnis ist in den Pariser Manuskripten das Wesen des Menschen. Den Gedanken hat Marx von Feuerbach übernommen, er macht den 'Materialismus' der neuen Betrachtungweise aus. Als ein Bedürftiger erscheint der Mensch bei Feuerbach aber lediglich als Leidender, doch müsse der Materialismus praktisch aufgefasst werden, heißt es bei Marx spätestens in den Feuerbachthesen: Als Bedürftiger sei der Mensch ein schlechthinTätiger. Das Was ist der Stoff. Die Form ist lediglich ein Wie.
An dem Punkterweist sich die formale Analogie von Marx und Fichte als eine sachliche. Wenn von einem An- sich überhaupt die Rede sein könnte - was eigentlich gar nicht statthaft ist -, so müsse es das Wollen sein, sagt Fichte: In einem ersten Gang der Transzendentalphilosophie hat sich 'der Mensch' als ein Ich und das Ich als Tätigkeit erwiesen. Als Grund seiner schlechthinnigen Tätigkeit wird man sich ein Wollen denken müssen: als dynamisches Prinzip. - Das freilich ist Spekulation.
Nicht spekulativ ist jedoch der 'zweite Gang' der Transzendentalphilosophie; der Gang, der aus den freigelegten Gründen die positive Tätigkeit re-konstruiert: Sie ist immer, welches auch ihre konkreten Bestimmungen nach Raum und Zeit jeweils seien,Übergang vom Bestimmbaren - relativ Unbestimmten -zur Bestimmtheit.
Ist 'der Mensch' als ein an sich Bedürftiger, das Bedürfnis aber als dynamisches Prinzip definiert, dann ist der reale historische Prozess ein unendliches Übergehen von der relativen Unbestimmtheit zur Bestimmung der Bedürfnisse. Bedürfnis ist Wollen.
Wir kommen nun zur zweiten Seite des Prozesses. Der Austausch zwischen Capital oder Capitalist und dem Arbeiter ist nun fertig, soweit es sich
überhaupt um den Prozeß des Austauschs handelt. Er geht jezt fort zur
Beziehung des Capitals zur Arbeit als seinem Gebrauchswerth. Die Arbeit
ist nicht nur der dem Capital gegen- überstehende Gebrauchswerth, sondern
sie ist der Gebrauchswerth des Capitals selbst.
Als das Nichtsein der Werthe
als vergegenständlichter ist die Arbeit ihr Sein als nichtvergegenständlichter,
ihr ideelles Sein; die Möglichkeit der Werthe und als Thätigkeit die
Werthsetzung. Dem Capital gegenüber ist sie die blose abstrakte Form, die
blose Möglichkeit der Werthsetzenden Thätigkeit, die nur als Fähigkeit,
Vermögen existirt in der Leiblichkeit des Arbeiters. Aber durch den Contact
mit dem Capital zur wirklichen Thätigkeit ge- bracht – aus sich kann sie
nicht dazu kommen, da sie gegenstandlos ist – wird sie eine wirkliche
werthsetzende, productive Thätigkeit.
In Bezug auf das Capital kann die
Thätigkeit überhaupt nur in der Reproduction seiner selbst – der Erhaltung
und Vermehrung seiner als des wirklichen und wirksamen Werthes, nicht
des blos gemeinten, wie im Geld als solchem bestehn. Durch den Austausch
mit dem Arbeiter hat sich das Capital die Arbeit selbst angeeignet; sie ist eins
seiner Momente geworden, die nun als befruchtende Lebendigkeit auf seine
nur daseiende und daher todte Gegenständlichkeit wirkt.
Das Capital ist Geld
(für sich gesezter Tauschwerth) aber nicht mehr Geld als in einer besondren
Substanz und daher ausgeschlossen von den andren Substanzen der
Tauschwerthe neben ihnen existirend, sondern in allen Substanzen, den
Tauschwerthen jeder Form und Daseinsweise der vergegenständlichten
Arbeit seine ideale Bestimmung erhaltend. Insofern das Capital, als in allen
besondren Formen der vergegenständlichten Arbeit existirendes Geld nun
in Prozeß tritt mit der nicht vergegenständlichten, sondern lebendigen, als
Prozeß und Akt existirenden Arbeit, ist es zunächst dieser qualitative
Unterschied der Substanz in der es besteht von der Form, worin es nun auch
als Arbeit besteht.
Es ist der Prozeß dieser Unterscheidung und der Aufhebung derselben, worin das Capital selbst Prozeß wird. Die Arbeit ist das
Ferment, das in es geworfen wird, es nun zur Gährung bringt. Einerseits muß
die Gegen- ständlichkeit, worin es besteht verarbeitet, d. h. von der Arbeit
aufgezehrt, andrerseits die blose Subjektivität der Arbeit als bloser Form
aufgehoben, und sie in dem Material des Capitals vergegenständlicht werden. ___________________________________________ Grundrisse, MEGA II/1.1, S. 218[MEW 42, S. 219]
Nota. - Als ideelles Sein ist die Arbeit die Möglichkeit der Werte, als Tätigkeit ist sie die Wertsetzung selbst: Das ist nicht Kokettieren mit der Hegelschen Ausdruckweise, sondern es ist selber die Ausdrucksweise... Fichtes. Die hat Marx gar nicht gekannt (wie ich nachweisen kann), aber er wollte die Hegel'sche Dialektik vom Kopf auf die Füße stellen, ihr nämlich die sich selbet bewegende Substanz austreiben; das konnte für die Ausdrucks- weise nicht ohne Folgen bleiben. Die Formulierung nämlich, Arbeit sei der Gebrauchswert des Kapitals, wäre nicht möglich, solange das Kapital hegelianisch als der sich selbst realisierende Begriff des Werts aufgefasst würde. (Dass die nur daseinde Gegenständlichkeit des Kapitals etwas Totes ist, könnte ebenso von Fichte sein.) JE
Die Profitrate interessiert den Kapitalisten gar nicht; ihn interessiert, wieviel Profit er tatsächlich macht. Nicht aus Gier, sondern weil er in Konkurrenz steht. Er muss akkumulieren, weil er sonst von den andern desakku- muliert und geschluckt wird. Darum muss die Menge Profit, unerachtet irgendwelcher Raten, groß genug sein, um als neues Kapital fungieren zu können. Freilich, je höher die organische Zusammensetzung, je größer der Anteil des fixen Kapitals am Gesamtkapital ist, umso (relativ) geringer der Profit, aber umso größer die Geld- menge, die erforderlich ist, um als neues Kapital fungieren zu können. Durch dieses Nadelör muss sich der Kapitalist schlängeln, doch solange es ihm gelingt, seinen absoluten Profit zu erhöhen, kann er weiter akkumulieren. Zum Beispiel kann er seine Produktion gewaltig ausdehnen; das geht aber nur auf Kosten der Marktanteile seiner Kokurrenten, er muss also billiger oder besser produzieren (oder mindestens billiger verkaufen - wie lang?). Und er braucht hohe Kredite. In jedem Fall trägt sein eigener Erfolg zum Absinken der Profitrate im Durchschnitt bei. Technische Revolutionen wie die gegenwärtige Digitalisierung bescheren den Neuerern immense Extraprofite, indem sie zunächst mit wenig Kapital begonnen haben, aber dieselben Preise erzielen, wie die hochkapitalisier- ten alteingesessenen Konkurrenten, deren Industrieanlagen über Nacht veralten und entwertet werden. Es fin- det weltweit eine gewaltige Kapitalvernichtung statt, die den Anteil des fixen Kapitals am Weltkapital momen- tan abstürzen lässt - wodurch nicht nur der Profit der Neuerer, sondern die... durchschnittliche Profirate welt- weit wieder steigt! Die Tendenz zum Fall der Profitrate bleibt davon unberührt. Sie findet täglich und ununterbrochen statt. Ob aber die realen Profite auch abnehmen oder bei diesem oder jenem Kapitalisten und womöglich gar im Durch- schnitt wachsen, hängt von tausend konkreten Marktumständen ab, die man im Modell voraussehen kann, nicht aber in der Realität. Es ist prinzipiell denkbar, dass ein akutes Sinken des Durchschnittsprofits niemals eintritt. Dem Gesetz des tendenziellen Falls der Profitrate geschähe dadurch keinerlei Eintrag.
Nimmt die Profitrate ab im grösseren Verhältniß als seine Grösse wächst, so nimmt der gross profit des
grösseren Capitals, verglichen mit dem kleinren, ebensosehr ab als die Profitrate abnimmt. Es ist dieß in jeder Beziehung das wichtigste Gesetz der
modernen politischen Oekonomie und das wesentlichste, um die schwie- rigsten Verhältnisse zu verstehn. Es ist vom historischen Standpunkt aus das
wichtigste Gesetz. Es ist ein Gesetz, das trotz seiner Einfachheit bisher nie
begriffen und noch weniger bewußt ausgesprochen worden ist. ___________________________________________ Grundrisse, MEGA II/1.2S. 622 [MEW 42, S. 641]
Nota. -Er meint immer noch, an der "modernen politischen Ökonomie" zu arbeiten und nicht an deren Kritik. JE
Die Wiederholung des Processes von beiden Punkten, Geld oder Waare,
ist nicht in den Bedingungen des Austauschs selbst gesezt. Der Akt kann nur
wiederholt werden, bis er vollendet ist, d. h. bis zum Betrag des Tauschwerths ausgetauscht ist. Er kann sich nicht an sich selbst von neuem entzünden. Die Circulation trägt daher nicht in sich selbst das Princip der
Selbsterneuerung. Die Momente derselben sind ihr vorausgesezt, nicht von
ihr selbst gesezt. Waaren müssen stets von neuem und von aussen her in sie
geworfen werden, wie Brennmaterial ins Feuer. Sonst erlischt sie in Indifferenz. Sie erlösche in dem Geld als indifferentes Resultat, das, insofern
es nicht mehr in Bezug auf Waaren, Preisse, Circulation stünde, aufgehört
hätte Geld zu sein, ein Productionsverhältniß auszu- drücken; von dem nur
noch sein metallisches Dasein übriggeblieben, aber sein ökonomisches
vernichtet wäre.
Die Circulation, die also als das unmittelbar Vorhandne an
der Oberfläche der bürgerlichen Gesellschaft erscheint, ist nur, sofern sie
beständig vermittelt ist. In sich selbst betrachtet, ist sie die Vermittlung
voraus- gesezter Extreme. Aber sie sezt diese Extreme nicht. Muß also doch
nicht nur in jedem ihrer Momente, sondern als Ganzes der Vermittlung, als
totaler Prozeß selbst vermittelt sein. Ihr unmittelbares Sein ist daher reiner
Schein. Sie ist das Phänomen eines hinter ihr vorgehenden Processes. Sie
ist jezt negirt in jedem ihrer Momente – als Waare – als Geld – und als
Beziehung von beiden, als einfacher Austausch und Circulation beider.
Wenn ursprünglich der Akt der gesellschaftlichen Production als Setzen von
Tauschwerthen und dieß in seiner weitren Entwicklung als Circulation
erschien – als vollständig entwickelte Bewegung der Tauschwerthe gegen
einander – so geht jezt die Circulation selbst zurück in die Tauschwerth
setzende oder producirende Thätig- keit.
Sie geht darein zurück als in ihren
Grund. Was ihr vorausgesezt ist, sind Waaren (sei es in der besondren Form,
sei es in der allgemeinen des Gelds) die die Verwirklichung einer bestimmten
Arbeitszeit und als solche Werthe sind; ihre Voraussetzung ist also sowohl
die Production von Waaren durch Arbeit, als ihre Production als Tauschwer-/the. Dieß ist ihr Ausgangspunkt und durch ihre eigne Bewegung geht sie in
die Tauschwerthe schaffende Production als ihr Resultat zurück. Wir sind
also wieder beim Ausgangspunkt angelangt, bei der Tauschwerthe setzenden, schaffenden Production, aber dießmal so daß diese die Circulation als
entwickeltes Moment voraussezt und als beständiger Proceß erscheint, der
die Circulation sezt, und aus ihr beständig in sich zurückkehrt, um sie von
neuem zu setzen. ___________________________________________ Grundrisse, MEGA II/1.1, S. 177f.[MEW 42, S. 179f.]