Freitag, 8. Januar 2016
Die immanente Schranke der kapitalistischen Produktionsweise.
Die periodische Entwerthung des vorhandnen Kapitals, die ein der kapitalistischen Produktionsweise imma-nentes Mittel ist, den Fall der Profitrate aufzuhalten und die Akkumulation von Kapitalwerth durch Bildung von Neukapital zu beschleunigen, stört die gegebnen Verhältnisse, worin sich der Cirkulations- und Reproduk-tionsproceß des Kapitals vollzieht, und ist daher begleitet von plötzlichen Stockungen und Krisen des Produk-tionsprocesses.
Die mit der Entwicklung der Produktivkräfte Hand in Hand gehende relative Abnahme des variablen Kapitals gegen das konstante gibt dem Anwachs der Arbeiterbevölkerung einen Stachel, während sie fortwährend künstliche Uebervölkerung schafft. Die Akkumulation des Kapitals, dem Werth nach betrachtet, wird verlang-samt durch die fallende Profitrate, um die Akkumulation des Gebrauchswerths noch zu beschleunigen, wäh-rend diese wieder die Akkumulation, dem Werth nach, in beschleunigten Gang bringt.
Die kapitalistische Produktion strebt beständig diese ihr immanenten Schranken zu überwinden, aber sie über-windet sie nur durch Mittel, die ihr diese Schranken auf's Neue und auf gewaltigerm Maßstab entgegenstellen.
Die wahre Schranke der kapitalistischen Produktion ist das Kapital selbst, ist dies: daß das Kapital und seine Selbst-verwerthung als Ausgangspunkt und Endpunkt, als Motiv und Zweck der Produktion erscheint; daß die Pro-duktion nur Produktion für das Kapital ist und nicht umgekehrt die Produktionsmittel bloße Mittel für eine stets sich erweiternde Gestaltung des Lebensprocesses für die Gesellschaft der Producenten sind. Die Schran-ken, in denen sich die Erhaltung und Verwerthung des Kapitalwerths, die auf der Enteignung und Verarmung der großen Masse der Producenten beruht, allein bewegen kann, diese Schranken treten daher beständig in Widerspruch mit den Produktionsmethoden, die das Kapital zu seinem Zweck anwenden muß, und die auf / unbeschränkte Vermehrung der Produktion, auf die Produktion als Selbstzweck, auf unbedingte Entwicklung der gesellschaftlichen Produktivkräfte der Arbeit lossteuern.
Das Mittel – unbedingte Entwicklung der gesellschaftlichen Produktivkräfte – geräth in fortwährenden Kon-flikt mit dem beschränkten Zweck, der Verwerthung des vorhandnen Kapitals. Wenn daher die kapitalistische Produktionsweise ein historisches Mittel ist, um die materielle Produktivkraft zu entwickeln und den ihr ent-sprechenden Weltmarkt zu schaffen, ist sie zugleich der beständige Widerspruch zwischen dieser ihrer histori-schen Aufgabe und den ihr entsprechenden gesellschaftlichen Produktionsverhältnissen.
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Das Kapital III, MEGA II.15; S. 246f. [MEW 25, S. 260]
Nota. – Nicht ihr Begriff ist die immanente Schranke der kapitalistischen Produktionsweise, die in den periodi-schen Krisen 'erscheint'; sondern die kapitalistische Produktionsweise geschieht als eine Abfolge periodischer Krisen, und darin kommt zur Erscheinung, dass sie fortwährend auf immanente Schranken stößt: Ihr unmittel-barer Zweck ist die Steigerung der je eigenen Profite, aber deren Ergebnis ist das allgemeine Sinken der Profit-rate. Dafür ist der Begriff die erläuternde Bezeichnung.
JE
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