Samstag, 23. Januar 2016

Das ursprüngliche Eigentum


pilgerreisen

Das Eigenthum meint also Gehören zu einem Stamm (Gemeinwesen) (in ihm subjektiv-objektive Existenz haben) und vermittelst des Verhaltens dieses Gemeinwesens zum Grund und Boden, zur Erde als seinem unorgani-schen Leib, Verhalten des Individuums zum Grund und Boden, zur äusseren Urbedingung der Production – da die Erde in einem Rohmaterial, Instrument, Frucht ist – als zu seiner Individualität gehörigen Voraussetzun-gen; Daseinsweisen derselben. Wir reduciren dieß Eigenthum auf das Verhalten zu den Bedingungen der Production. War-um nicht der Consumtion, da ursprünglich das Produciren des Individuums sich auf das Reproduciren seines eignen Leibs durch Aneignen fertiger, von der Natur selbst für den Consum zubereiteter Gegenstände be-schränkt? 

Selbst wo nur noch zu finden ist, und zu entdecken, erfordert dieß bald Anstrengung, Arbeit – wie in Jagd, Fisch-fang, Hirtenwesen – und Production (i. e. Entwicklung) gewisser Fähigkeiten auf Seiten des Subjekts. Dann aber sind Zustände, wo zu dem Vorhandnen zugegriffen werden kann, ohne alle Instrumente (also selbst schon zur Production bestimmte Producte der Arbeit), ohne Aenderung der Form (die selbst schon beim Hirtenwe-sen stattfindet) etc sehr bald vorübergehende und nirgends wo als Normalzustände zu betrachten; auch nicht als Normalurzustände. Uebrigens schliessen die ursprünglichen Bedingungen der Production direkt, ohne Ar-beit consumirbare Stoffe, wie Früchte, Thiere etc von selbst ein; also der Consumtionsfonds erscheint selbst als ein Bestandtheil des ursprünglichen Productionsfonds.
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Grundrisse, MEGA II/1.1  S. 396 [MEW 42, S. 400]


Nota. - "Im Urzustand herrscht Gemeineigentum." 

Das ist eine irreführende Phrase. Eigentum kommt im Urzustand gar nicht vor. Die ersten Vertreter der Fami- lie Homo, die den Urwald verließen und in die offene Savanne ausbrachen, lebten als Jäger und Sammler, und zwar nomadisch. Mit sich führten sie vielleicht Gefäße, sicherlich aber Jagdwerkzeug, und das gehörte dem, der es angefertigt (oder eingetauscht) hatte: privat. 

Haarspalter sagen: Produktionsmittel sind das auch. Aber noch wird nicht eigentlich produziert, sondern le- diglich abgeweidet. Und sicher beanspruchten sie die Jagdgründe um sich her und verteidigten sie gegen Ein- dringliche. Aber auch nur, bis sie abgeweidet waren. Dann zog man weiter.

Grundstürzendes ökonomischer Ereignis war der Übergang zum Ackerbau. Nun gab es dauerndes Eigentum über die Jahreszeiten hinaus - den fruchtbaren Boden. Eigentümer ist der Stamm. Jetzt beginnt das Wirtschaften, nämlich die Verteilung der Ressourcen; zuerst die Aufteilung in Konsumfonds, Vorräte und Saatgut, dann die Verteilung an die Konsumenten.

Aus dem Gemeineigentum am Boden entsteht allerdings zugleich die innere soziale Differenzierung in Acker- bauern und Kriegerkaste; denn seit es Grundeigentum gibt, werden aus den früher nur zufälligen Revierkämp- fen endemische Kriege, anfangs vor allem gegen nomadisierende Hirtenstämme, die regelmäßig zum  Plündern vorbeischauen. 

In dem Maß, wie der Anteil des Ackerbaus am Wirtschaftsaufkommen zurückgeht, umso mehr verlieren die gemeinschaftlichen Eigentumsformen an Bedeutung, denn das handwerkliche und kommerzielle Eigentum ist nicht an den Boden gebunden und kann den Ort wechseln; und entgleitet der sesshaften Gemeinde. 

So wenig es ein überhistorisches Gesetz 'vom Allgemeinen zum Privaten' gibt, gibt es ein Gesetz 'zurück zum Großen Ganzen'. Geschichte ist, was die Menschen draus machen. Je weiter ihre Techniken reichen, umso mehr Kontrolle könnten sie dabei ausüben. Es bracuht dafür politischen Willen und die Macht, ihn durchzu- setzen.
JE


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