Es kann also nur insofern gesagt werden, daß er diese Werthe reproducirt, als sie ohne die Arbeit verfaulen würden, nutzlos wären; aber ebenso wäre die Arbeit ohne sie nutzlos. Soweit der Arbeiter diese Werthe re-producirt, geschieht es nicht dadurch, daß er ihnen höhern Tauschwerth giebt, oder in irgend einen Prozeß mit ihrem Tauschwerth tritt, sondern sie überhaupt dem einfachen Process der Production unterwirft, überhaupt arbeitet. Aber es kostet ihm keine höhere Arbeitszeit neben der die er zu ihrer Verarbeitung und höhern Ver-werthung braucht. Es ist eine Bedingung worin ihn das Capital gestellt hat zu arbeiten. Er repro-ducirt sie nur dadurch daß er ihnen einen höhern Werth giebt und dieses höhern Werth geben ist = seinem Arbeitstag. Sonst läßt er sie, wie sie sind.
Daß ihr alter Werth erhalten bleibt geschieht dadurch daß ihnen ein neuer zugefügt, nicht daß der alte selbst reproducirt wird, geschaffen wird. So weit sie Product frührer Arbeit sind bleibt ein Product frührer Arbeit, eine Summe früher vergegenständlichter Arbeit ein Element seines Products, enthält das Product ausser seinem Neuwerth auch noch den alten. Er producirt also in der That an diesem Product nur den Arbeitstag, den er ihm zufügt und die Erhaltung des alten Werths kostet ihm absolut nichts, ausser was es ihm kostet den neuen zuzufügen. Für ihn ist er nur Material und bleibt solches, wie es auch die Form ändert; also unabhängig von seiner Arbeit Vorhandnes. Daß dieses Material, das bleibt, da es nur andre Form erhält, selbst schon Arbeitszeit enthält, ist Sache des Capitals, nicht seine; ist ebenfalls unabhängig von seiner Arbeit und besteht fort nach derselben, wie es vor derselben bestand.
Diese s. g. Reproduction kostet ihm keine Arbeitszeit, sondern ist die Bedingung seiner Arbeitszeit, da sie nichts ist denn den vorhandnen Stoff als Material seiner Arbeit setzen, sich zu ihm als Material verhalten. Er ersezt also durch den Akt des Arbeitens selbst, nicht durch die Hinzufügung besondrer Arbeitszeit zu diesem Behufe, die alte Arbeitszeit. Er ersezt sie einfach durch Zufügen neuer, wodurch die alte im Product erhalten bleibt und Element eines neuen Products wird. Der Arbeiter ersezt also nicht mit seinem Arbeitstag den Roh-stoff und das Instrument, so weit sie Werthe sind. Diese Erhaltung des alten Werths erhält / der Capitalist also eben so gratis, als die surplus Arbeit. Aber er erhält sie gratis, [nicht] weil sie dem Arbeiter nichts kostet, sondern das Resultat davon ist, daß das Material und Arbeitsinstrument in seiner Hand sich schon der Voraussetzung nach sich befindet, und der Arbeiter daher nicht arbeiten kann, ohne die in gegenständlicher Form schon in der Hand des Capitals vorhandne Arbeit zum Material seiner Arbeit zu machen und daher auch die in die-sem Material vergegenständlichte Arbeit zu conserviren. Der Capitalist zahlt also dem Arbeiter nichts dafür daß das Garn und die Spindel – ihr Werth – sich dem Werth nach im Gewebe wiederfindet, also erhalten hat. Dieß Erhalten geschieht einfach durch das Zusetzen neuer Arbeit, die höhern Werth zusezt.
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Grundrisse, MEGA II/1.1 S. 268f. [MEW 42, S. 273f.]
Nota. – Ein Problem gibt es nur, weil das halbfertige Produkt, bevor es weiterverarbeitet werden konnte, schon einmal verkauft und sein Tauschwert schon einmal realisiert worden ist. Dass er trotzdem erhalten bleibt, wäre ein Mysterium, wenn es sich beim Wert um eine sachliche Eigenschaft des Produkts handelte. Es handelt sich allerdings 'nur' um eine gesellschaftliche Geltung. Das Produkt 'galt' zuvor als Vergegenständlichung von sound-soviel 'gesellschaftlich notwendiger Arbeit', weshalb sollte es nach Hinzufügung neuer Arbeit nicht mehr als diese gelten? (Tatsächlich ist der 'reproduzierte' Wert gesunken, weil sich das Kapital mittlerweile entwertet hat; auch eine Sache der Geltung, nicht des Materials.)
Noch ist das für Marx – wir sind in Heft III – nicht selbstverständlich, sonst müsste er sich nicht solange dabei aufhalten.
JE
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