Der wirkliche Reichtum der Gesellschaft und die Möglichkeit ständiger Erweiterung ihres Reproduktionspro-zesses hängt also nicht ab von der Länge der Mehrarbeit, sondern von ihrer Produktivität und von den mehr oder minder reichhaltigen Produktionsbedingungen, worin sie sich vollzieht. Das Reich der Freiheit beginnt in der Tat erst da, wo das Arbeiten, das durch Not und bloße Zweckmäßigkeit bestimmt ist, aufhört; es liegt der Natur der Sache nach jenseits der eigentlichen materiellen Produktion.
Wie der Wilde mit der Natur ringen muss, um seine Bedürfnisse zu befriedigen, um sein Leben zu erhalten und zu reproduzieren, so muss es der Zivilisierte, und er muss es in allen Gesellschaftsformationen und unter allen möglichen Produktionsweisen. Mit seiner Entwicklung erweitert sich dies Reich der Naturnotwendigkeit, weil die Bedürfnisse [sich erweitern]; aber zugleich erweitern sich die Produktivkräfte, die diese befriedigen.
Die Freiheit in diesem Gebiete kann nur darin bestehen, dass der vergesellschaftete Mensch, die assoziierten Produzenten, diesen ihren Stoffwechsel mit der Natur rationelle regeln, unter ihre gemeinsame Kontrolle bringen, statt von ihnen als von einer blinden Macht beherrscht zu werden; ihn mit dem geringsten Kraftauf-wand und unter den ihrer menschlichen Natur würdigsten und adäquatesten Bedingungen vollzieht. Aber es bleibt immer ein Reich der Notwendigkeit. Jenseits desselben beginnt die menschliche Kraftentwicklung, die sich als Selbstzweck gilt, das aber nur auf jenem Reich der Notwendigkeit als seiner Basis aufblühn kann. Die Verkürzung des Arbeitstags ist ihre Grundbedingung.
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Das Kapital III, MEW Bd. 25, S. 826
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