Montag, 17. Dezember 2018

Zunächst verlängert der technische Fortschritt die Arbeitszeit.


Eine der ersten Folgen der Einführung neuer Maschinerie, bevor sie herrschend in ihrem Produktionszweig geworden ist, ist, die Arbeitszeit der Arbeiter zu verlängern, die fortfahren, mit den alten unvollkommenen Produktionsmitteln zu arbeiten. 

Die mit der Maschinerie produzierte Ware, obgleich sie über ihrem individuellen Wert verkauft wird, d. h. über dem Quantum in ihr selbst enthaltner Arbeitszeit, wird unter dem bisherigen gesellschaftlichen, allgemeinen Wert derselben Produktspezies verkauft. Die gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit zur Produktion dieser be- stimmten Ware ist daher gefallen, nicht aber die für die mit den alten Produktionsinstrumenten arbeitenden Arbeiter. Reichen also 10 Stunden Arbeitszeit hin zur Reproduktion seines Arbeitsvermögens, so enthält sein Produkt von 10 Stunden nicht mehr 10 Stunden notwendiger Arbeitszeit, nämlich unter den neuen gesellschaft- lichen Produktionsbedingungen zur Herstellung dieses Produkts notwendiger Arbeitszeit, sondern vielleicht nur 6 Stunden. 

Wenn er daher 14 Stunden arbeitet, so stellen diese seine 14 Stunden nur 10 Stunden notwendiger Arbeitszeit dar, und es sind nur 10 Stunden notwendige Arbeitszeit in ihnen realisiert. Das Produkt hat daher auch nur den Wert eines Produkts von 10 Stunden allgemeiner notwendiger gesellschaftlicher Arbeit. Er müßte die Arbeits- zeit verlängern, wenn er selbständig arbeitet. Arbeitet er als Lohnarbeiter, also notwendig auch Surpluszeit, so wird bei aller Verlängrung der absoluten Arbeitszeit die durchschnittliche Surplusarbeit für den Kapitalisten nur herauskommen, indem sein Lohn unter den frühren average fällt, d. h. von den mehr Stunden, die er arbeitet, weniger von ihm selbst angeeignet werden, nicht, weil seine Arbeit produktiver, sondern weil sie unproduktiver geworden, nicht, weil er in kleinrer Arbeitszeit dasselbe Quantum von Produkt schafft, sondern weil das ihm zufallende Quantum verringert wird. 
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Ökonomisches Manuskript von 1861-63, in Marx-Engels-Werke Band 43, Berlin 1990, S. 323 



Nota I. -  Was sich als Gesetzt der Konkurrenz darstellt, ist nichts anderes als die Zeitverzögerung, mit der sich die Veränderungen des Durchschnitts auf der Gebrauchswertseite in verändertem Durchschnitt auf der Tauschwert- seite durchsetzen. Das ist trivial und hat mit Schicksalfügung nichts zu tun.
 
Nota II. - Unter den Bedingungen einer entwickelten Arbeiterbewegung kann der Kapitalist weder beim Lohn noch bei der Arbeitszeit schalten und walten, wie er will. Umso größer der Druck, den technischen Vorsprung der Konkurrenten aufzuholen und, wenn möglich, zu überholen. Der Klassenkampf beschleunigt die Akkumu- lation, indem er die Konkurrenz der Kapitalien verschärft. 

Schon wieder so eine Stelle, wo der Gebrauchswert (der Arbeitskraft) in die Formbestimmung eingreift.
JE

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