Mittwoch, 7. November 2018
Überproduktion und erweiterte Reproduktion.
Alle Accumulation oder Reproduction auf erweiterter Stufenleiter löst sich also auf in fortwährende relative Ueber- production, d.h. in Ueberproduction, verglichen mit der Reproduction, die nur das vorhandne Capital (sei es auch auf verschiednen Stufen seiner Productivität) reproducirt. Und zwar ist diese Ueberproduction ein fortlau- fendes, continuirliches und immanentes Moment der capitalistischen Productionsweise, wie die Accumulation selbst, die – den Proceß stofflich betrachtet – nur ein andrer Name dafür ist.
Auf der Basis aller einigermaassen entwickelten Productionsweisen bildet diese Ueberproduction oder Accumulation ein immanentes Moment der Reproduction, 1) weil Erweiterung des Productionsprocesses durch den natürlichen Anwuchs der Bevölkerung bedingt ist; 2) weil Bildung eines Reservefonds nöthig ist, wegen der Gefahren u.s.w., der Zufälle, denen die existirenden Productionsmittel ausgesetzt sind, (dem Risico der Production), die daher nicht sich selbst ersetzen können, sondern durch additionelle Production ersetzt werden müssen.* Aber diese Art Ueberproduction ist auf frühren Productionsweisen eine verschwindende Grösse, verglichen mit ihrer Grösse auf Basis der capitalistischen Productionsweise,
1) weil in diesen minder entwickelten Produktionsweisen Schatzbildung als solche theilweise Zweck der Ueber- production ist; d.h. diese Form des surplusproduce als letzter Zweck gilt;
2) weil in Folge der ihnen entsprechenden oder aus ihnen heraus wach-/senden gesellschaftlichen Organisation ein enormer Theil der Surpluslabor und des surplusproduce, wie in alt Asien, Africa etc in unproductiven Staats- und religiösen Leuten verausgabt wird;
3) weil in der capitalistischen Productionsweise der Anwuchs der Bevölkerung und die Bildung einer Surplus- population von Arbeitern ungleich grösser ist, und damit der Reservefonds für diese Bevölkerung;
4) weil in ihr der nöthige Reservefonds für die Reproduction des Capitals selbst auf alter Stufenleiter wachsen muß, da durch die Anwendung colossaler Naturkräfte etc und die auf dem Zusammenhang mit dem Weltmarkt beruhende Production die Gefahren, die das existirende Capital der Vernichtung aussetzen, ungemein zuneh- men; ausserdem ein den frühren Productionsweisen ganz unbekannter Reservefonds nöthig wird durch die be- ständige Umwälzung der Productionsweise, die beständige Erweiterung der Productionsleiter einerseits, bestän- diges Ersetzen noch nicht aufgenutzter Productionsmittel durch neure und bessre erzwingt und als Gesetz jedem einzelnen Capitalisten zu- herrscht;
5) weil der Trieb des Capitalismus sich erst auf der Basis dieser Productionsweise völlig entwickelt;
6) endlich, weil die Mittel diesen Trieb zu realisiren sich hier erst vollständig entwickeln, mit der Entwicklung der Productivkräfte der Arbeit, den Mitteln grosse Waarencapitalien in der Form von Vorräthen auf dem Markt zu halten, der Ausdehnung der Märkte selbst, der Ineinanderschlingung der Production aller Völker, der bestän- digen Vervielfältigung der Productionszweige, der Entwicklung des fixen Capitals in allen Formen, der Bildung der Leichtigkeit, um in einer Sphäre erzeugtes überschüssiges Ca- pital in einer andren functioniren zu lassen (überhaupt Ersparungen zu capitalisiren).
Im Verhältniß also, worin die capitalistische Productionsweise in einem Lande entwickelt wird, nehmen die Nothwendigkeit der Accumulation, der Trieb dazu und die Mittel ihn zu realisiren, oder neues Capital zu produ- ciren, zu, oder wird beständige Ueberproduction (im bisher betrachteten Sinn) auf stets wachsender Stufenleiter ein im- manentes Moment des Reproductionsprocesses.
*)Ueberall muß die Gesellschaft a certain Surplusarbeit verrichten, theils als Fonds für wachsende Bevölkerung, theils als Reservefonds zur Deckung des bestehenden Capitals. In der capitalistischen Production verrichtet der Arbeiter gratis diese Surplusarbeit, während es umgekehrt den Schein hat, als ob der Capitalist – because a part of the surplusvalue, appropriated by him, is used to that purpose – sich die Mittel zur Bildung dieses Reserve- fonds „ab spare“ [sic] Und deßwegen wähnt auch der würdige Roscher, die Gesellschaft würde von der Hand in den Mund leben, wenn there were not the savings of the capitalist!
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Ökonomisches Manuskript 1863-1865, MEGA II/4.1, 357f.
Nota. - Dem Begriff nach ist Überproduktion=Überproduktion. Doch während in den vorbürgerlichen Gesell- schaftsformen die Überproduktion zwar bloße Vergeudung, aber auch ein zu vernachlässigendes Randphäno- men ist, ist sie für die kapitalistischen Produktionsweise der notwendige Trreibsatz des ganzen Prozesses: Es muss 'mehr' produziert werden, um den status quo zu bewahren - denn der Staus quo ist ein dynamischer. Die Dynamik beruht darauf, dass das Mehr erhalten bleibt und in die Startbedingungen des nächsten Produktionszyklus eingeht.
Überproduktion ist die Norm. Aber es gibt Störungen. Dann bleibt das Mehr liegen und geht nicht in den nächsten Produktionszyklus ein. Das ist nicht die Regel, sondern die Ausnahme. Aber die Ausnahmen gesche- hen selbst nach einer Regel; leider lässt sich nicht eruieren, nach welcher.
Nota II. - Als 'Gesetz' wird hier die geschäftliche Erfordernis bezeichnet, die das Gesamtsystem dem einzel- nen Unternehmer individuell "zuherrscht"!
JE
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