Sonntag, 22. April 2018

Wird die ganze Gesellschaft als Ein Individuum betrachtet...

santabanta

Aber die Frage ist grade, ob der Capitalist den Weg verwerthen, ob er seinen Werth durch den Austausch rea- lisiren könnte? Diese Frage existirt natürlich bei jedem Product, aber sie nimmt bei den allgemeinen Produc- tionsbedingungen eine besondre Form an. Gesezt der Werth des Weges verwerthe sich nicht. Er wird aber gebaut, weil er ein / nothwendiger Gebrauchswerth. Wie steht die Sache dann? 

Hergestellt muß er werden und bezahlt muß er werden – insofern seine Productionskosten gegen ihn ausge- tauscht werden müssen. Er tritt nur in Existenz durch gewisse Consumtion von Arbeit, Arbeitsmitteln, Roh- stoffen etc. Ob die Herstellung durch Frohnarbeit oder durch Steuern geschieht, ist dasselbe. Hergestellt wird er aber nur, weil er ein nothwendiger Gebrauchswerth für die Gemeinde ist, weil sie seiner à tout prix bedarf. Es ist dieß allerdings eine Surplusarbeit, die der Einzelne, sei es in der Form der Frohnde, sei es in der vermit- telten der Steuer über die unmittelbare Arbeit, die nothwendig zu seiner Subsistenz ist, thun muß. 

Aber so weit sie nöthig ist, für die Gemeinde, und für jeden Einzelnen als Glied derselben, ist sie keine Sur- plusarbeit die er verrichtet, sondern ein Theil seiner nothwendigen Arbeit, der Arbeit die nothwendig ist damit er sich als Gemeindeglied und damit das Gemeinwesen reproducirt, was selbst eine allgemeine Bedingung sei- ner productiven Thätigkeit ist. Wäre die Arbeitszeit in der unmittelbaren Production ganz consumirt, (oder ver- mittelt ausgedrückt unmöglich Surplussteuern für diesen bestimmten Zweck zu erheben), so müßte der Weg ungebaut bleiben. 

Wird die ganze Gesellschaft als Ein Individuum betrachtet, so bestünde die nothwendige Arbeit in der Summe aller der besondren Arbeitsfunctionen, die durch die Theilung der Arbeit verselbstständigt sind. Das Eine Indi- viduum müßte z. B. so viel Zeit für Ackerbau verwenden, so viel für Industrie, so viel für Handel, so viel zur Herstellung von Instrumenten, so viel, um auf unsren Hammel zurückzukommen, für Wegbau und Communi- kationsmittel. Alle diese Nothwendigkeiten lösen sich auf in so viel Arbeitszeit, die auf verschiedne Zwecke ge- richtet und in besonderten Thätigkeiten verausgabt werden muß. Wieviel solche Arbeitszeit verwandt werden kann, hinge vom Quantum des Arbeitsvermögens ab (= der Masse der arbeitsfähigen Individuen, die die Ge- sellschaft constituiren) und von der Entwicklung der Productivkraft der Arbeit (der Productenmasse, die sie in gegebner Zeit schaffen kann).
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Grundrisse, MEGA II/1.2  S. 425f. [MEW 42, S. 432f.]  



Nota. - Sicher ist es statthaft, die ganze Gesellschaft in gewisser Hinsicht als Ein Individuum zu betrachten. Man abstrahiert dabei aber davon, dass sie ihr Produkt verteilen muss. Was die kapitalistische Wirtschaftweise im Besondern ausmacht, die allgemeine Vermittlung durch den Markt, entfällt dann;  sowohl bei der Gewichtung der jeweiligen Bedürfnisse (=Verteilung der Arbeitszeit als 'gesellschaftlich notwendige') als auch in der darauf beruhenden Verteilung der Produkte. Pour retourner à nos moutons: Für den Handel müsste das Eine Indivi- duum keine Arbeitszeit vorsehen.
JE

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