Fred. Leighton, The Sluggard
Die Schöpfung von viel disposable
time ausser der nothwendigen Arbeitszeit für die Gesellschaft überhaupt
und jedes Glied derselben, (d. h.
Raum für die Entwicklung der vollen Productivkräfte des Einzelnen, daher
auch der Gesellschaft) diese Schöpfung von Nichtarbeitszeit erscheint
auf
dem Standpunkt des Capitals, wie aller frühren Stufen, als
Nichtarbeitszeit,
freie Zeit für einige. Das Capital fügt hinzu, daß es die
Surplusarbeitszeit
der Masse durch alle Mittel der Kunst und Wissenschaft vermehrt, weil
sein
Reichthum direct in der Aneignung von Surplusarbeitszeit besteht; da
sein
Zweck direkt der Werth, nicht der Gebrauchswerth.
Es ist so, malgré lui,
instrumental in creating the means of social disposable time, um die
Arbeitszeit für die ganze Gesellschaft auf ein fallendes Minimum zu
reduciren, und
so die Zeit aller frei für ihre eigne Entwicklung zu machen. Seine
Tendenz
aber immer, einerseits disposable time zu schaffen, andrerseits to
convert
it into surpluslabour. Gelingt ihm das erstre zu Gut, so leidet es an
Surplusproduction und dann wird die nothwendige Arbeit unterbrochen,
weil
keine surpluslabour vom Capital verwerthet werden kann.
Je mehr dieser
Widerspruch sich entwickelt, um so mehr stellt sich heraus, daß das
Wachsthum der Productivkräfte nicht mehr gebannt sein kann an die
Aneignung
fremder surpluslabour, sondern die Arbeitermasse selbst ihre
Surplusarbeit
sich aneignen muß. Hat sie das gethan, – und hört damit die disposable
time
auf gegensätzliche Existenz zu haben – so wird einerseits die
nothwendige
Arbeitszeit ihr Maaß an den Bedürfnissen des gesellschaftlichen
Individuums haben, andrerseits die Entwicklung der gesellschaftlichen
Productivkraft so rasch wachsen, daß, obgleich nun auf den Reichthum
aller die
Production berechnet ist, die disposable time aller wächst. Denn der
wirkliche Reichthum ist die entwickelte Productivkraft aller Individuen.
Es ist
dann keineswegs mehr die Arbeitszeit, sondern die disposable time das
Maaß des Reichthums.
Die Arbeitszeit als Maaß des Reichthums sezt den
Reichthum selbst als auf der Armuth begründet und die disposable time nur
existirend im und durch den Gegensatz zur Surplusarbeitszeit oder Setzen
der ganzen Zeit des Individuums als Arbeitszeit und Degradation desselben
daher zum blosen Arbeiter, Subsumtion unter die Arbeit. Die entwickeltste
Maschinerie zwingt den Arbeiter daher jezt länger zu arbeiten als der Wilde
thut oder als er selbst mit den einfachsten, rohsten Werkzeugen that.
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Grundrisse, MEGA II/1.2, S. 584f. [MEW 42, S. 603f.]
Nota. - Die Digitale Revolution
wirft einen langen Schatten voraus: Schon hat sie die gesellschaftlich
notwen- dige Arbeitszeit so weit reduziert, dass es im Westen für alle
gar nicht mehr genug zu tun gibt. Was für ein Geschenk – als
hätte Prometheus den Göttern das Feuer ein zweites Mal gestohlen!
Ein zwölftausend Jahre alter Traum der Menschheit geht in Erfüllung: ein
Leben lang freie Zeit, ausgefüllt nur mit der Ausbildung meiner eignen
Fähigkeiten... wozu? Bloß um sie zu verspielen.
Wie
kann die gesellschaftliche Produktion dauerhaft darauf beruhen, dass
eine schwindende Handvoll Arbeiter länger arbeitet, als zur Reproduktion
ihrer Arbeitskraft nötig wäre, wenn die notwendige Arbeitszeit gegen
Null tendiert? Wenn der Arbeiter an einem Arbeitstag das Tausendfache
von dem produziert, was er im Monat ver- braucht? Wenn das Tagespensum
des Arbeiters schließlich nur noch in einem Kopfnicken oder
Fingerschnip- pen besteht?
Die
absolute Grenze der digitalen Automation wäre erreicht, wenn die
Maschinerie nicht mehr mit Kopfdruck, sondern durch einen Denkanstoß,
durch bloße Gedankenübertragung in Gang gesetzt werden kann. Das bliebe
technologisch unmöglich? Aber viel wird nicht fehlen, und so bleibt das
Problem: Bei solch astronomischen Missverhältnissen verliert es allen
Sinn, von Mehrarbeit zu sprechen. Die 'Formbstimmung' bleibt unberührt, aber sie bedeutet nichts mehr.
Die Formbestimmung ist nichts anderes als die Begriffe. In den Begriffen ist erfasst, gefasst das wirkliche Handeln wirklicher Menschen; 'gefasst': das heißt, so dargestellt, als ob es
stillestünde, als ob es eingefroren wäre. Wenn sich das, was die
Menschen wirklich tun, ändert, dann ändert sich doch nicht der Begriff;
er fasst nur nichts mehr. Er wird leer, weil er nun ohne Anschauung ist.
JE, 13. 8. 15
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