BMfAS
Das Setzen einer bestimmten Portion
von Arbeitsvermögen als
überflüssig, d. h. der zu ihrer Reproduction erheischten Arbeit als
überflüssig, ist daher nothwendige Consequenz des Wachsthums der
Surplusarbeit
im Verhältniß zur nothwendigen. Die Abnahme der relativ nothwendigen
Arbeit erscheint als Zunahme der relativ überflüssigen Arbeitsvermögen –
d. h. als Setzen von Surpluspopulation.
Wenn diese erhalten wird, geschieht
es dann nicht aus dem Arbeitsfonds, sondern aus der Revenu aller Klassen.
Es geschieht nicht durch die Arbeit des Arbeitsvermögens selbst – nicht
mehr durch die normale Reproduction als Arbeiter, sondern als Lebendiger
wird er aus Gnade von andren erhalten; wird daher Lump und Pauper;
dadurch daß er nicht mehr durch seine nothwendige Arbeit, also nicht mehr
durch den Austausch mit einem Theil des Capitals sich erhält, ist er aus den /
Bedingungen des scheinbaren Tausch- und Unabhängigkeitsver- hältnisses
heraus gefallen;
zweitens: die Gesellschaft
übernimmt in aliquoten Theilen
für den Herrn Capitalisten das Geschäft ihm sein virtuelles
Arbeitsinstrument – dessen wear und tear – in Stand zu halten auf
Reserve für spätren
Gebrauch. Er schiebt die Reproductionskosten der Arbeiterklasse zum
Theil von sich ab und pauperisirt so zu seinem Profit einen Theil der
andren
Bevölkerung. Andrerseits hat das Capital, da es sich beständig als
Surpluscapital repro- ducirt, eben so sehr die Tendenz diesen Pauperismus
zu setzen
als aufzuheben. Es wirkt in entgegengesezter Richtung, wo in der Zeit
bald
das eine, bald das andre das Uebergewicht hat
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Grundrisse, MEGA II/1.2 S. 497. [MEW 42, S. 510f.]
Nota. - Dass
sie eine überschüssige Bevölkerung schafft, ist keine Besonderheit der
kapitalistischen Wirtschafts-weise: das tut jede auf Arbeit beruhende
Gesellschaft, also jede seit dem Übergang zum Ackerbau. In den
ur-wüchsigen Gemeinschaften der Jäger und Sammler wird das Gleichgewicht
zwischen Nahrungsangebot und Bevölkerung alljährlich neu hergestellt.
Das Besondere der kapitalistischen Gesellschaft besteht darin, dass sie
eine "industrielle Reservearmee" buchstäblich unterhält, um je nach Marktlage immer auf sie zurückgreifen zu können.
Deren Unterhalt wurde vor
Einrichtung der Sozialversicherung aus dem Konsumfonds der gesamten
Gesell-schaft bestritten - also nicht vom Kapital, das auf ihren Bestand
doch angewiesen ist. Seit der Einführung um-fassender
Sozialversicherungen wird ein Teil dieses Unterhalts vom Lohn der
Arbeitenden abgezogen. (In Deutschland gehen Hartz IV und Grundsicherung
weiterhin auf Kosten der gesamten Gesellschaft.)
Dass auch die Unternehmer ein Teil
zur Sozialversicherung beitrügen, ist nur ein Schein. Deren Beitrag ist
ein verstecktere Abzug vom Arbeitslohn. Der Sinn der Täuschung ist der,
dem Kapital einen Zugriff auf die Selbstverwaltung der Kassen zu
verschaffen.
JE
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