Freitag, 26. August 2016

Geltende Form und gleichgültiger Stoff.



In der That, soweit die Waare oder die Arbeit nur noch als Tauschwerth bestimmt ist und die Beziehung wo-durch die verschiednen Waaren auf einander bezogen werden als Austausch dieser Tauschwerthe gegen ein-ander, ihre Gleichsetzung, sind die Individuen, die Subjekte, zwischen denen dieser Process vorgeht, nur ein-fach bestimmt als Austauschende. Es existirt absolut kein Unterschied zwischen ihnen, soweit die Formbestim-mung in Betracht kommt, und dieß ist die ökonomische Bestimmung, die Bestimmung worin sie in dem Ver-kehrsverhältniß zu einander stehn; der indicator ihrer gesellschaftlichen Funktion oder gesellschaftlichen Bezie-hung zu einander. 

Jedes der Subjekte ist ein Austauschender; d. h. jedes hat dieselbe gesellschaftliche Beziehung zu dem andren, die das andre zu ihm hat. Als Subjekte des Austauschs ist ihre Beziehung daher die der Gleichheit. Es ist un-möglich irgendeinen Unterschied oder gar Gegensatz unter ihnen auszuspüren, nicht einmal eine Verschieden-heit. 

Ferner die Waaren, die sie austauschen, sind als Tauschwerthe Equivalente oder gelten wenigstens als solche (es könnte nur subjektiver Irrthum in der wechselseitigen Schätzung stattfinden, und sofern das eine Individuum etwa das andre prellte, geschähe es nicht durch die Natur der socialen Funktion, in der sie einander gegenüber-stehn, denn diese ist dieselbe; in ihr sind sie gleich; sondern nur [durch] die natürliche Schlauheit, Ueberredungs-kunst etc, kurz nur die rein individuelle Ueberlegenheit des einen Individuums über das andre. Der Unterschied wäre ein natürlicher, der die Natur des Verhältnisses als solchen nichts angeht, und der, wie mit Hinsicht auf weitre Entwicklung gesagt werden kann, sogar durch die Concurrenz etc noch abgeschwächt und seiner origi-nellen Potenz beraubt wird). 

Soweit die reine Form, die ökonomische Seite des Verhältnisses betrachtet wird – der Inhalt ausserhalb dieser Form fällt hier eigentlich noch ganz ausserhalb der Oekonomie, oder ist als von dem ökonomischen unter- schiedner natürlicher Inhalt gesezt, von dem gesagt werden kann, daß er noch ganz von dem ökonomischen Verhältniß getrennt ist, weil er noch un- mittelbar mit ihm zusammenfällt – so treten nur 3 Momente hervor, die formell unterschieden sind: Die Subjekte des Verhältnisses, die Austauschenden; in derselben Bestimmung gesezt; die Gegenstände ihres Austauschs, Tauschwerthe, Equivalente, die nicht nur gleich sind, sondern aus-drücklich gleich sein sollen und als gleich gesezt sind; endlich der Akt des Austauschs selbst, die Vermittlung, wodurch die Subjekte eben als Austauschende, Gleiche, und ihre Objekte als Equivalente, gleiche gesezt wer-den. 

Die Equivalente sind die Vergegenständlichung des einen Subjekts für andre; d. h. sie selbst sind gleich viel werth und bewähren sich im Akt des Austauschs als Gleichgeltende und zugleich als Gleichgültige gegen-/ein-ander. Die Subjekte sind im Austausch nur für einander durch die Equivalente, als gleichgeltende und bewäh-ren sich als solche durch den Wechsel der Gegenständlichkeit, worin das eine für andre ist. 

Da sie nur so als Gleichgeltende, als Besitzer von Equivalenten, und Bewährer dieser Equivalenz im Austau-sche für einander sind, sind sie als Gleichgeltende zugleich Gleichgültige gegen einander; ihr sonstiger indivi-dueller Unterschied geht sie nichts an; sie sind gleichgültig gegen alle ihre sonstigen individuellen Eigenheiten. Die Subjekte sind im Austausch nur für einander durch die Equivalente, als gleichgeltende und bewähren sich als solche durch den Wechsel der Gegenständlichkeit, worin das eine für andre ist. 
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Grundrisse, MEGA II/1.1 , S.  165f.  [MEW 42, S. 166ff.]




Nota. - Hier geht es nicht um Sachen - Personen, Dinge... -, sondern um Verhältnisse. Wenn Sachen als Substanzen gedacht werden, sind ihre Verhältnisse zu einander Form. Diese Verhältnisse bestimmen heißt Formbestimmung.
JE


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