Donnerstag, 18. August 2016

Arbeit ist nicht das Wesen des Menschen.


Velázquez, Triumph des Bacchus

Die Arbeit ist keine Naturbestimmung des Menschen, sondern ein historische; ist eine Selbstbestimmung - voll-ständig eben erst in der bürgerlichen Gesellschaft, wo die Menschen wirklich alle ihre Lebensmittel erst produ-zieren müssen, ehe sie sie verzehren, weil die Lebensmittel eben nicht mehr in der Natur einfach vorgefunden werden, Verzehr und Aneignung nicht mehr unmittelbar zusammenfallen - weil "das große Magazin der Natur, die Erde" erschöpft wäre? 

Nicht so sehr: vielmehr weil das Leben ein solches geworden ist, daß es bestimmterer Mittel bedarf  - "viel" Ar-beit, nämlich qualifiziertere, differenzierte, eben hoch-bestimmte -, die eine wertgebende Spezialisierung (=Quali-fikation) der Tätigkeit voraussetzen, d. h. Teilung der Arbeit - und diese macht den Tausch notwendig: Die Be-stimmung des Menschen als schlechthin Arbeitender, als allseitiger Produzent, Homo faber ist nicht bloß eine 'Idee' der bürgerlichen Gesellschaft ..., sondern ihre reale Schöpfung. Erst die bürgerliche, oder, wenn man so will, die industrielle Gesellschaft (was dasselbe ist) setzt die Arbeit als das Wesen des Menschen.

(Nachdem er lange Zeit vor allem - aber dann immer weniger - Homo ludens gewesen ist.)

"Die Setzung des Individuums als eines Arbeiters, in dieser Nacktheit, ist selbst historisches Product."
Grundrisse, MEGA II/1.2., S. 379

11. 4. 1987, aus meinen Notizen




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