Mittwoch, 17. August 2016

Arbeit ist nicht Formation, sondern Aneignung.



Arbeit ist nicht 'Tätigkeit überhaupt', nicht Produktion "überhaupt", sondern Zweck-mäßige Tätigkeit - im Begriff des Zwecks liegt eben schon ihre objektivierende Dimension - nicht umgekehrt!
24. 9. 1985

Es ist völliger Quatsch, daß bei Hegel die Arbeit "Entäußerung des Wesens" wäre - sie ist vielmehr, und zwar ganz richtig, Vermittlung zwischen den Bedürfnissen und den 'Natur'-Gegenständen: siehe § "Arbeit" in der Rechts-lehre...   
4. 6. 188

Stofflich betrachtet ist Arbeit nicht 'Verausgabung' einer 'Kraft' oder Realisierung eines Vermögens; sondern lediglich An-eignung, d. h. Subsumtion des Naturgegenstands unter das Bedürfnis - und zwar dies uneranchtet ihrer technischen Bestimmtheit, unerachtet auch - d. h. gerade! - des jeweiligen Quantums Energie, welches die reelle Subsumtion ("Fassung") dieses bestimmten Dings unter dieses bestimmte Bedürfnis (seine Geschickt-machung für den Verbrauch) erheischt. 

Aber auch bei der formalen Bestimmung der Arbeit als abstrakt-allgemeine, nämlich als Verausgabung (eines jeweiligen Quantums von) Arbeitskraft kommt es nicht an auf Materialisierung von Kraft strictu sensu, d. h. von Energie, sondern auf die Realisierung eines Vermögens: Aktualisierung von dynamis qua energeia; nicht stoffliche Konkretion, "Gerinnung" der Energie selbst (die ja dann zugleich ihre eigene Dynamis wäre). 

Die Vorstellung von "Arbeit im Allgemeinen" als Umsetzung, Vergegenständlichung von reeller Kraft, Energie expressis verbis abgewiesen von Engels - ausgerechnet! - in einem Brief an Marx vom 19. 2. 1882 über den Aufsatz des russischen Naturwissenschaftlers Podolinski in MEW 35, S. 133ff.: "Ökonomische Verhältnisse in physikalischen Maßen darstellen zu wollen ist meiner Ansicht nach rein unmöglich... Aber physikalische Arbeit ist darum noch lange keine ökonomische Arbeit." 

Vgl. Dialektik [in] der Natur, Bln. 1961, S. 84-99 und 330ff.; aber der Grund, warum ökonomische Arbeit nicht in physikalischer Arbeit darzustellen ist, ist Engels anscheinend nicht klargeworden! Für ihn scheint es mehr ein rechnerisches Problem zu sein: zu welcher Quote die vom Arbeiter verzehrte Energie in seinem Produkt repro-duziert und fixiert, und zu welcher Quote sie als "ausgegeben" gerechnet werden muss. Dass das Problem aber darin besteht, daß Arbeit als solche immer erst gebrauchswertsetzend, d. h. Bedürfnis-befriedigend sein muß, was eine qualitative Bestimmung ist, die sich als solche nicht in quantifizierende Bestimmungen umsetzen läßt; und daß in der quantitativen Bestimmung der Arbeit durch den Wert nicht auf eine Natureigenschaft, sondern auf eine soziale 'Eigenschaft' der Arbeit: die gleich-Geltung der von der Arbeit bedienten Bedürfnisse für die gesell-schaftliche Gesamtheit abgesehen ist - das mag ihm geschwant haben; aber begriffen hat er's nicht.
10. 1. 1987

Arbeit ist Aneignung; Arbeit im stofflichen Sinn ist: Tauglichmachung des Gegenstandes zum Gebrauch, Gebrauchs-'wert'. Verfügbarmachung für das Bedürfnis, Zurechtmachung ... Aufhebung, d. h. eine bestimmte Negation seiner 'Gleichgültigkeit gegen menschliche Zwecke, d. h. eben seiner Gegen-Ständ-lichkeit. (Das dabei erforderliche Quantum Energie 'tut nichts zur Sache', verbotenus; überhaupt: keine physische, keine physika-lische Betimmung, also auch nicht "Verausgabung von Kraft", nicht einmal 'Realisierung eines Vermögens'.)  
17. 1. 1987

Arbeit ist an und für sich nicht "Formation" - wie Rousseau es auffasst: als begründend das Eigentum - son-dern Aneignung, Okkupation - nämlich ursprünglich des Bodens (so wie Fichte - Naturrecht - das Eigentum auffaßt); der Akt des Aneignens der Naturdinge an sein Bedürfnis...

[vgl. "Formen"[-Kapitel] in den Grundrissen]

8. 7. 1987

aus meinen Notizen. 



Nota. - Realisierung eines Vermögens oder nicht Realisierung eines Vermögens? Nicht, wenn man unter Vermögen ein angestautes Quantum Kraft versteht. Wohl, wenn man darunter die Fähigkeit versteht, Absichten zu fassen. Darauf kommt es nämlich an: Das (physiologische?) Bedürfnis muß zu einer (mentalen) Absicht werden, damit Arbeit geschieht. Die Absicht ist dynamis.



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