Donnerstag, 31. Dezember 2015
Wandernde Hirtenvölker und ihr Eigentum.
Die gemeinschaftliche Production und das Gemeineigenthum, wie es z. B. in Peru vorkommt, ist offenbar eine sekundäre Form; eingeführt und übertragen von erobernden Stämmen, die bei sich selbst das Gemeineigenthum und Gemeinschaftliche Production in der alten einfachern Form kannten, wie sie in Indien und bei den Slawen vorkommt. Eben so scheint die Form die wir bei den Celten in Wales z. B. finden eine übertragne in dieselben, sekundäre, von Eroberern bei den niedriger stehenden eroberten Stämmen eingeführt. Die Vollendung und systematische Ausarbeitung dieser Systeme von einem obersten Centrum aus, zeigt ihre spätere Entstehung. Ganz wie der in England eingeführte Feudalismus vollendeter war in der Form, wie der in Frankreich naturwüchsig ent-/standne.
Bei wandernden Hirtenstämmen – und alle Hirtenvölker sind ursprünglich wandernd – erscheint die Erde gleich den andren Naturbedingungen in elementarischer Unbegrenztheit, z. B. in den asiatischen Steppen und der asiatischen Hochebne. Sie wird abgeweidet etc consumirt durch die Heerden, an denen wieder die Heerdenvölker existiren. Sie verhalten sich zu ihr als ihrem Eigenthum, obgleich sie dieß Eigenthum nie fixiren.
Der Jagdgrund so bei den wilden Indianerstämmen in America; der Stamm betrachtet eine gewisse Region als sein Jagdgebiet und behauptet es gewaltsam gegen andre Stämme, oder sucht andre Stämme aus dem von ihnen behaupteten zu vertreiben. Bei den wandernden Hirtenstämmen ist die Gemeinde in der That stets vereinigt, Reisegesellschaft, Carawane, Horde, und die Formen der Ueber- und Unterordnung entwickeln sich aus den Bedingungen dieser Lebensweise. Angeeignet und reproducirt wird in der That hier nur die Heerde, nicht die Erde; die aber stets temporär gemeinschaftlich benuzt wird an dem jedes maligen Aufenthaltsplatz. [Folgt: Ist der Krieg...?]
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Grundrisse, MEGA II/1.1 S. 394f. [MEW 42, S. 398f.]
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