Das Wucherkapital als charakteristische Form des zinstragenden Kapitals entspricht dem Vorherrschen der kleinen Produktion, der selbstarbeitenden Bauern und kleinen Handwerksmeister.
Wo dem Arbeiter, wie in der entwickelten kapitalistischen Produktionsweise, die Arbeitsbedingungen und das Produkt der Arbeit als Kapital gegenübertreten, hat er als Producent kein Geld zu borgen. Wo er es borgt, ge-schieht es wie im Pfandhaus für persönliche Nothdurft. Wo der Arbeiter dagegen Eigenthümer, wirklicher oder nomineller, seiner Arbeitsbedingungen und seines Produkts ist, steht er als Producent im Verhältniß zum Kapi-tal des Geldverleihers, das ihm als Wucherkapital gegenübertritt.
Newman drückt die Sache fad aus, wenn er sagt, daß der Bankier angesehn ist, während der Wucherer verhaßt und verachtet ist, weil jener den Reichen leiht, dieser den Armen. (J. W. Newman, Lectures on Pol. Econ. Lon-don 1851. p. 44.) Er übersieht, daß hier der Unterschied zweier gesellschaftlicher Produktionsweisen und der ihnen entsprechenden gesellschaftlichen Ordnungen dazwischenliegt, und die Sache nicht mit dem Gegensatz von Arm und Reich abgemacht ist.
Vielmehr geht der Wucher, der den armen Kleinproducenten aussaugt, Hand in Hand mit dem Wucher, der den reichen Großgrundbesitzer aussaugt. Sobald der Wucher der römischen Patricier die römischen Plebejer, die Kleinbauern, völlig ruinirt hatte, hatte diese Form der Ausbeutung ein Ende, und trat die reine Sklaven-wirthschaft an die Stelle der kleinbäuerlichen.
____________________________________________
Das Kapital III, MEGA II.15; S. 585 [MEW 25, S. 608f.]
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen