Mittwoch, 11. Januar 2017
Aktienkapital und Fall der Profitrate.
III. Bildung von Aktiengesellschaften. Hierdurch:
1) Ungeheure Ausdehnung der Stufenleiter der Produktion und Unternehmungen, die für Einzelkapitale unmöglich waren. Solche Unternehmungen zugleich, die früher Regierungsunternehmungen waren, werden gesellschaftliche.
2) Das Kapital, das an sich auf gesellschaftlicher Produktionsweise beruht, und eine gesellschaftliche Koncen- tration von Produktionsmitteln und Arbeitskräften voraussetzt, erhält hier direkt die Form von Gesellschaftska- pital (Kapital direkt associirter Individuen) im Gegensatz zum Privatkapital, und seine Unternehmungen treten auf als Gesellschaftsunternehmungen im Gegensatz zu Privatunternehmungen. Es ist die Aufhebung des Kapi- tals als Privateigenthum innerhalb der Grenzen der kapitalistischen Produktionsweise selbst. /
3) Verwandlung des wirklich fungirenden Kapitalisten in einen bloßen Dirigenten, Verwalter fremdes Kapitals, und der Kapitaleigenthümer in bloße Eigenthümer, bloße Geldkapitalisten. Selbst wenn die Dividenden, die sie beziehn, den Zins und Unternehmergewinn, d. h. den Totalprofit einschließen (denn das Gehalt des Dirigenten ist, oder soll sein, bloßer Arbeitslohn einer gewissen Art geschickter Arbeit, deren Preis im Arbeitsmarkt regu- lirt wird, wie der jeder andren Arbeit), so wird dieser Totalprofit nur noch bezogen in der Form des Zinses, d. h. als bloße Vergütung des Kapitaleigenthums, das nun ganz so von der Funktion im wirklichen Reprodukti- onsproceß getrennt wird, wie diese Funktion, in der Person des Dirigenten, vom Kapitaleigenthum.
Der Profit stellt sich so dar (nicht mehr nur der eine Theil desselben, der Zins, der seine Rechtfertigung aus dem Profit des Borgers zieht) als bloße Aneignung fremder Mehrarbeit, entspringend aus der Verwandlung der Produktionsmittel in Kapital, d. h. aus ihrer Entfremdung gegenüber den wirklichen Producenten, aus ihrem Gegensatz als fremdes Eigenthum gegenüber allen wirklich in der Produktion thätigen Individuen, vom Diri- genten bis herab zum letzten Taglöhner. In den Aktiengesellschaften ist die Funktion getrennt vom Kapital- eigenthum, also auch die Arbeit gänzlich getrennt vom Eigenthum an den Produktionsmitteln und an der Mehrarbeit.
Es ist dies Resultat der höchsten Entwicklung der kapitalistischen Produktion ein nothwendiger Durchgangs- punkt zur Rückverwandlung des Kapitals in Eigenthum der Producenten, aber nicht mehr als das Privateigen- thum vereinzelter Producenten, sondern als das Eigenthum ihrer als associirter, als unmittelbares Gesellschafts- eigenthum. Es ist andrerseits Durchgangspunkt zur Verwandlung aller mit dem Kapitaleigenthum bisher noch verknüpften Funktionen im Reproduktionsproceß, in bloße Funktionen der associirten Producenten, in gesell- schaftliche Funktionen.
Bevor wir weiter gehn, ist noch dies ökonomisch Wichtige zu bemerken: Da der Profit hier rein die Form des Zinses annimmt, sind solche Unternehmungen noch möglich, wenn sie bloßen Zins abwerfen, und es ist dies einer der Gründe, die das Fallen der allgemeinen Profitrate aufhalten, indem diese Unternehmungen, wo das konstante Kapital in so ungeheurem Verhältniß zum variablen steht, nicht nothwendig in die Ausgleichung der allgemeinen Profitrate eingehn.
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Das Kapital III, MEGA II/15, S. 427f. [MEW 25, S. 452f.]
Nota. - 1. Das Aktienkapital ist die erste Form, unter der sich das Privateigentum zu Gesellschaftseigentum ausweitet. 2. Indem der Kapitaleigner immer mehr zum Rentner seines Kapitals wird, wird der Unternehmens- leiter zu seinem Funktionär. Die Funktion des Kapitalisten als Unternehmer entfällt: Der Funktionär dient dem Kapital, aber nicht seinem Kapital, er könnte jederzeit zur Kokurrenz wechseln. Das ist eine Riesenschritt auf dem Weg zur Bürokratisierung der Welt. 3. Dass das Kapital, indem es zu Aktienkapital wird, nicht mehr "not- wendig in die Ausgleichung der Profitrate eingeht", ist ein bmerkenswerter Gedanke, aber ohne weiteres ein- sichtig ist er nicht.
JE
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